Weihnachten in der Notunterkunft

Bad Mergentheim: Zwangsgeräumter Wohnblock soll wieder bewohnbar werden

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Von Autor/in Rosi Düll

In Bad Mergentheim will die Eigentümergemeinschaft offenbar versuchen, den zwangsgeräumten Wohnblock wieder bewohnbar zu machen. Es gab ein Treffen mit der Stadt.

Die Eigentümergemeinschaft des vor sechs Wochen zwangsgeräumten Wohnblocks in Bad Mergentheim (Main-Tauber-Kreis) will wohl versuchen, das Gebäude wieder bewohnbar zu machen. Laut Stadt gab es ein Treffen mit der Baurechtsbehörde. Beschlüsse oder Unterlagen lägen aber noch nicht vor, heißt es. Der Wohnblock mit rund 80 Wohnungen in der Löffelstelzer Straße war von der Stadt wegen eklatanter Brandschutzmängel geräumt und versiegelt worden. Die Hausverwaltung soll nun nach Terminabsprache Zugang zum Haus bekommen, um zum Beispiel Frostschäden zu vermeiden. Derweil bereiten sich die zwangsgeräumten Bewohnerinnen und Bewohner in den Notunterkünften der Stadt auf Weihnachten vor.

Abriss des Hauses unwahrscheinlich

Am Wohnblock sieht es noch genau so aus wie vor sechs Wochen: im Hof türmen sich Müll und Mobiliar, teilweise stehen Fenster offen, an der Eingangstür klebt das amtliche Siegel. Ob die Eigentümer nur den Brandschutz auf Vordermann bringen oder das Gebäude komplett sanieren wollen, ist unklar. Von der Hausverwaltung gibt es dazu bislang keine Antwort auf eine SWR-Anfrage.

Ein Abriss scheint jedenfalls unwahrscheinlich. Zwar könne die Stadt ihn prinzipiell verfügen, aber das sei an sehr viele Bedingungen geknüpft, so Professor Ulrich Derpa von der Hochschule für öffentliche Verwaltung und Finanzen in Ludwigsburg. Er war lange erster Landesbeamter im Main-Tauber-Kreis und ist Experte für Baurecht. Der Wohnblock gehört der Eigentümergemeinschaft und ein Wohngebäude, wenn es genehmigt ist, genießt Bestandsschutz. Bei sogenannten Schrottimmobilien, die das Landschafts- und Ortsbild erheblich beeinträchtigen, könnte ein Abbruch angeordnet werden. Doch das wird in der Landesbauordnung wegen des Eingriffs in privates Eigentum sehr eng ausgelegt.

Ehemalige Mieter feiern Weihnachten in der Notunterkunft

Für die ehemaligen Mieterinnen und Mieter ist eine schnelle Rückkehr in die Löffelstelzer Straße nicht möglich. Die Stadt hat 33 Bewohnerinnen und Bewohner in ihren Gebäuden und Notunterkünften untergebracht. Eine neue Wohnung finden sie nur schwer. Deshalb werden wohl auch alle in ihrer Übergangsbleibe Weihnachten verbringen, in einem Zimmer, das manchmal doppelt belegt ist, mit eigenem Kühlschrank, gemeinschaftlichem Bad und Küche.

"Ich bin sehr froh, dass das alles so gut klappt", sagt Stephanie Lux, Leiterin des Sozialamtes der Stadt Bad Mergentheim. Zusammen mit ihrem Kollegen ist sie immer wieder vor Ort in den Unterkünften. Ob viele wieder zurück wollen in den großen Gebäudekomplex in Kurgebiet-Nähe, kann sie nicht sagen. Aber sie weiß, dass trotz maroder Wohnsituation der Zusammenhalt und die Gemeinschaft unter den Bewohnerinnen und Bewohnern groß war. Man habe sich gegenseitig immer geholfen, so Lux.

Stadt hofft, das Worten auch Taten folgen

Die Stadtverwaltung hofft, dass den Worten der Eigentümer nun auch Taten folgen und das Gebäude wieder auf Vordermann gebracht wird. Dann hätten die Mieterinnen und Mieter eine Perspektive. Die Stadt hat nach eigenen Angaben der Eigentümergemeinschaft signalisiert, dass sie die "brandschutztechnische Ertüchtigung" begleiten werde, so dass Mindeststandards im Brandschutz erfüllt sind. Unter anderem fehlen Brandschutztüren, Feuerlöscher und Wandhydranten sowie ein zweiter baulicher Rettungsweg. "Uns geht es in erster Linie um den Brandschutz", so Stadtsprecher Carsten Müller. Aber um die Räume wieder bewohnbar zu machen, müsse sicherlich einiges mehr getan werden.

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