Zur medizinischen Behandlung nach Deutschland

Verletzte ukrainische Soldaten werden in Ravensburg behandelt

Stand

Von Autor/in Bernhard Hentschel

Der Überfall Russlands auf die Ukraine dauert bald drei Jahre an. Immer wieder kommen Verwundete auch nach Deutschland zur Behandlung. Erstmals werden in Ravensburg zwei ukrainische Soldaten behandelt.

Seit drei Jahren dauert der Krieg in der Ukraine an. Militärisch ist die Lage für das Land schwierig, es gibt Zehntausende Tote und noch mehr Verletzte. Immer wieder werden Verwundete zur medizinischen Behandlung auch nach Deutschland gebracht. Erstmals sind nun auch im Ravensburger Elisabethen-Krankenhaus zwei ukrainische Soldaten mit schwersten Beinverletzungen im eingeliefert worden.

Mit 50 Jahren muss Wasil wieder Treppensteigen lernen

Nach mehreren Operationen lernt Wasil nun mit Anfang 50 im Ravensburger Krankenhaus wieder Treppensteigen - immer mit einem Physiotherapeuten an seiner Seite. Vergangenes Jahr kämpfte er noch an der ukrainisch-russischen Front. Bei einem Angriff auf die Stellung seiner Einheit wurde Wasil schwer verletzt, erzählt er: "Wir gerieten unter heftigen Beschuss, dann erhielten wir auch noch Artillerietreffer auf unsere Stellung. Dabei wurde ich von Kugeln und Splittern in meinem linken Bein getroffen."

Wasil heißt ihn Wirklichkeit anders, zu seinem Schutz und dem seiner Familie soll sein richtiger Name nicht genannt werden, heißt es von der Klinikleitung. Seit November wird Wasil behandelt, sein linkes Knie war zertrümmert. Ukrainische Ärzte behandelten ihn monatelang. Bevor er nach Deutschland kam, konnte er weder stehen noch gehen.

Ich hatte gar keine Aussicht mehr, auf die Beine zu kommen. Ich konnte nur noch liegen oder im Rollstuhl sitzen. Doch nach den Operationen hier geht es mir körperlich schon viel besser.

Ukrainischen Soldat wird in Ravensburg medizinisch behandelt
Wasil erhielt in der Klinik in Ravensburg eine Knieprothese.

Viel Erfahrung bei Behandlung von Schwerverletzten

Regelmäßig schaut Professor Jörn Zwingmann in Wasils Patientenzimmer vorbei. Er überwacht die Heilung und prüft die Beweglichkeit des Knies. Die Ravensburger Ärztinnen und Ärzte hätten als Unfallchirurgen bisher noch nie mit Kriegsverwundungen zu tun gehabt. "Aber wir kennen natürlich von Schwerverletzten ähnliche Defektsituationen, wo Dinge ersetzt werden müssen. Auch aus der Tumorchirurgie," sagt Zwingmann

Wasil wurde eine Knieprothese eingesetzt. Durch die Verwundung waren 15 Zentimeter seines gesamten Knies und Oberschenkels zerstört worden. Wenn die Heilung weiterhin so gut voranschreitet, wird Wasil sein linkes Bein fast wie vorher bewegen können, so die Prognose der Ärzte.

Schwere Verletzung durch Mine

In einem anderen Zimmer liegt Olexij, auch bei ihm ist das nicht der richtige Name. Olexijs ist seit Dezember in Ravensburg und hat wie Wasil bereits mehrere Operationen hinter sich. An der Front war er auf eine Mine getreten. Der linke Unterschenkel musste ganz amputiert werden, rechts erlitt er komplizierte Brüche. Trotzdem gehe es ihm jetzt in Ravensburg den Umständen entsprechend gut, sagt er: "Behandlung und Pflege hier im Krankenhaus sind sehr gut. Und alle sind mir gegenüber sehr aufmerksam."

Ravensburger Klinik ist Teil eines "Trauma-Netzwerks"

Oleksij und Wasil kamen durch die Vermittlung der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie nach Ravensburg. "Wir sind Teil sogenannter Trauma-Netzwerke. Über diese werden Kliniken angefragt, ob sie verwundete Soldaten behandeln können", erläutert der Leiter der Ravensburger Unfallchirurgie Zwingmann. Das Krankenhaus ist spezialisiert auf polytraumatische Verletzungen. Wasil kann, wenn die Heilung weiterhin so  gut verläuft, bereits in einigen Wochen wieder nach Hause zurückkehren.

Der 50-jährige Familienvater war vor dem Krieg Lagerist. Doch wie es nach seiner Heimkehr weitergeht, weiß er noch nicht: "Solange Krieg ist, kann man keine Pläne machen. Klar, ich will wieder auf die Beine kommen und zurück in die Ukraine. Und wenn es geht, auch wieder zur Armee. Aber wer weiß, planen kann man derzeit nichts." Auch der 54-jährige Oleksij kann nicht sagen, ob er je wieder in seinem Beruf als Heizer wird arbeiten können. Doch auch er will zurück in die Ukraine, das sei seine Heimat, sagt er: "Das ist das Land, in dem ich mich wohlfühle."

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