80 Jahre nach Befreiung des KZ Auschwitz

So erinnerte die Region Bodensee-Oberschwaben an die Opfer des Holocaust

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Kristina Priebe
SWR-Redakteurin Kristina Priebe Autorin Bild

Zum 80. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz ist vielerorts an die Opfer des Holocaust erinnert worden. Die Region war auch bei der zentralen Gedenkveranstaltung in Sachsen vertreten.

An vielen Orten in der Region Bodensee-Oberschwaben ist am offiziellen Gedenktag an die Opfer der Nationalsozialisten erinnert worden. Millionen Menschen wurden ermordet, hauptsächlich Juden, aber auch Angehörige von Minderheiten und psychisch Kranken.

Die Zentren für Psychiatrie (ZfP) der Region waren daher ein Schwerpunkt des Gedenkens. 691 Menschen wurden allein aus der Vorgängereinrichtung des ZfP in Weissenau im Kreis Ravensburg deportiert und dann getötet. An sie erinnerte die Einrichtung mit einer Veranstaltung.

Schicksal beschäftigt Angehörige bis heute

Bis Ende Februar ist außerdem im Zentralgebäude auf dem Gelände des ZfP eine neue Wanderausstellung des "Württembergischen Psychiatriemuseums" zur NS-Psychiatrie in Oberschwaben zu sehen. Wie das ZfP Südwürttemberg in Weissenau berichtet, wenden sich im Schnitt jede Woche Menschen an die psychiatrische Einrichtung, in der Hoffnung, etwas über ihre Angehörigen zu erfahren, die Opfer der NS-Psychiatrie wurden.

Denkmal der Grauen Busse bei zentraler Gedenkfeier in Chemnitz

Das Denkmal der Grauen Busse der Stadt Ravensburg und des Zentrums für Psychiatrie Weissenau hält die Erinnerung wach. Die Menschen waren damals mit grauen Bussen abtransportiert worden. Eine mobile Version des Denkmals wird immer wieder an verschiedenen Orten in Deutschland aufgestellt. Ab Anfang Februar ist es in der Kulturhauptstadt Chemnitz zu sehen, zur zentralen Gedenkfeier für die Opfer des Nationalsozialismus in Sachsen. Das Denkmal soll dann ein Jahr lang in Chemnitz bleiben.

Denkmal der Grauen Busse am ZfP Weissenau
Das Denkmal der Grauen Busse am ZfP Weissenau. Auch hier wird an die Opfer des Holocaust erinnert.

Auch das ZfP Bad Schussenried im Kreis Biberach gedachte der Ermordeten: 620 waren es. Am Gedenktag führten Beschäftigte und Patienten zusammen ein Theaterstück auf. Es ging darin um die Frage: Wie würde ich reagieren, wenn vor meinen Augen Menschen grundlos gequält würden?

Bei der Gedenkveranstaltung der Stiftung Liebenau in Meckenbeuren-Liebenau (Bodenseekreis) war auch ein 92-jähriger Bewohner und Zeitzeuge anwesend. 512 Frauen, Männer und Kinder deportierten die Nationalsozialisten aus Liebenau und Rosenharz. 501 von ihnen wurden in Grafeneck und Hadamar ermordet.

Zehn Mal fuhren Busse in Liebenau vor und deportierten insgesamt 512 Menschen. 501 wurden ermordet.
Zehn Mal fuhren Busse in Liebenau vor und deportierten insgesamt 512 Menschen. 501 wurden ermordet.

Am ZfP Reichenau im Kreis Konstanz wurden 508 Patienten Opfer der Nationalsozialisten. An sie wird unter anderem mit einer neuen Ausstellung der Initiative Stolpersteine erinnert: "Es konnte alle treffen", so ihr Titel.

TSB Ravensburg will dunkle Vergangenheit mit Patenschaft aufarbeiten

Auch der Turn- und Sportbund (TSB) Ravensburg will an negative Ereignisse der Vereinsgeschichte erinnern. Er übernimmt die Patenschaft für den Stolperstein des ehemaligen Vereinsmitglieds Gustav Adler und seiner Familie. Im Dritten Reich musste der Kaufmann den Verein verlassen, weil er Jude war.

Wie der Verein mitteilte, ist man beim Aufbau des eigenen Archivs auf Adler gestoßen. "Gustav Adler war in den 1920er- und frühen 30er-Jahren ein prominentes Mitglied im Verein. Er war auch Rettungsschwimmer und rettete mindestens zwei Menschen vor dem Ertrinken im Flappach", sagt Ulrich Feßler, der das Archiv verwaltet.

Adler sei mit seiner Familie in die USA geflüchtet, so Feßler. In den 50er-Jahren kam er offenbar noch einmal zurück, um Wiedergutmachungszahlungen zu beantragen. Doch das habe genauso wenig funktioniert wie die Kontaktaufnahme mit den ehemaligen Vereinskameraden. 1972 ist er in New Orleans gestorben.

Bregenz

Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus Maria Stromberger aus Bregenz: Der "Engel von Auschwitz"

KZ-Insassen bezeichneten sie als "Engel von Auschwitz". Die Bregenzer Krankenschwester Maria Stromberger gehörte einer Widerstandsgruppe im KZ an. Vor 80 Jahren wurde es befreit.

Gedenkveranstaltungen in Konstanz, Friedrichshafen und Radolfzell

Im Stadttheater in Konstanz wurden am Abend Gedichte und Prosatexte von Verfolgten des NS-Regimes präsentiert. Ensemblemitglieder des Theaters Konstanz und Intendantin Karin Becker haben sie vorgetragen. Veranstalter waren neben dem Stadttheater die Stolperstein-Initiativen aus Konstanz, Radolfzell und Singen.

In Friedrichshafen hatte die Stadtverwaltung und das Bündnis "Friedrichshafen für Demokratie und Toleranz - gegen Extremismus und Gewalt" zu einer Gedenkveranstaltung eingeladen. Am Abend ist auf dem Fridolin-Endraß-Platz ein Kranz niedergelegt worden.

Musikalisch begleitet wurde die Veranstaltung von der Musikschule Friedrichshafen. Oberbürgermeister Simon Blümcke (parteilos) hielt eine Ansprache. Die Stadt und die Zeppelin-Stiftung veranstalteten am Abend außerdem eine Lesung mit Ruth Frenk: "Bei uns war alles ganz normal" - Memoiren einer niederländisch-jüdischen Sängerin.

Die Junge Union und die CDU im Kreis Konstanz luden am Abend zu einer Gedenkveranstaltung im Radolfzeller Münster (Kreis Konstanz) ein. Zum Thema "Spurensuche jüdischer Kultur in Radolfzell - ein Talmud-Fragment aus dem 14. Jahrhundert" gab es Wortbeiträge von Christof Stadler und von Pfarrer Heinz Vogel.

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Nur drei überlebten Auschwitz Singen erinnert an Deportation von Sinti-Familie

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