In der Region Bodensee-Oberschwaben wollen am Montag in Ravensburg Landwirtinnen und Landwirte gegen die geplante Streichung von Steuererleichterungen in der Landwirtschaft demonstrieren. Sie haben Kundgebungen, Proteste und Sternfahrten, die den Verkehr behindern, geplant. Betroffen sind unter anderem die großen Bundesstraßen. Entlang der B311 gibt es punktuell Protestaktionen, zum Beispiel in Meßkirch (Kreis Sigmaringen). Ab 9 Uhr wird ein Traktorenkonvoi auf der B30 von Biberach zu einer Demonstration nach Laupheim (Kreis Biberach) fahren.
In Ravensburg werden bis zu 1.000 Landwirtinnen und Landwirte erwartet. Sie wollen sich bei der Oberschwabenhalle treffen und dann in die Innenstadt ziehen, wo eine Kundgebung geplant ist. Auch Otto Allmendinger will an den Protesten in Ravensburg teilnehmen. Er betreibt einen landwirtschaftlichen Betrieb in Amtzell (Kreis Ravensburg).
SWR-Reporter Thomas Wagner hat Otto Allmendinger auf seinem Hof besucht.
140 Milchkühe und rund 100 Kälber hat Otto Allmendinger. Seinen Hof möchte er später an seine Kinder übergeben. Doch die Zukunft der Landwirtschaft sei ungewiss. Viele Kolleginnen und Kollegen hätten bereits aufgegeben. "In der Nähe gab es einmal 14 landwirtschaftliche Betriebe. Jetzt sind es nur noch drei", sagt Allmendinger.
Sparpläne würden zu hohen Einbußen führen
Sorgen bereiten ihm und vielen anderen Landwirten derzeit die Sparpläne der Bundesregierung. Geplant war ursprünglich, die Steuererleichterungen beim Agrardiesel und bei der Kfz-Steuer für Traktoren abzuschaffen. "Alleine diese zwei Maßnahmen hätten fast ein Zehntel unseres Einkommens ausgemacht", so Allmendinger. Inzwischen hat die Bundesregierung einen Teil der Kürzungen zurückgenommen. Auf die Abschaffung der Kfz-Steuerbefreiung in der Forst- und Landwirtschaft wird verzichtet. Die geplante Abschaffung der Steuerbegünstigung beim Agrardiesel wird über mehrere Jahre schrittweise vollzogen. An ihrem Protest wollen die Landwirte dennoch festhalten.
Denn Landwirte wie Otto Allmendinger bedrückt auch, dass in anderen EU-Ländern in diesen Bereichen gar keine Steuern anfallen. Die Landwirte aus diesen Ländern könnten ihre Produkte dann billiger verkaufen - auch ins Ausland. "Aus meiner Sicht ist das Wettbewerbsverzerrung. Ich bin bekennender Europäer. Aber es zermürbt einen, wenn es in der EU derartige Wettbewerbsverzerrungen gibt", sagt der Landwirt aus Amtzell.
Trotz dieser Probleme glaubt er daran, dass die Landwirtschaft eine Zukunft hat. Seine Kinder Isabel und Otto lassen sich gerade zur Landwirtin und zum Landwirt ausbilden. Damit auch seine Kinder in Zukunft ein Auskommen in der Landwirtschaft haben können, ist Otto Allmendinger nun auch zum Protest bereit.
Die Protestaktion am Montag in Ravensburg wird unter anderem von den Bauernverbänden Allgäu-Oberschwaben und Tettnang organisiert.