Schauspielstar und Internetphänomen

Von „Mandalorian“ bis „The Last of Us“: Der Hype um Pedro Pascal

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AUTOR/IN
Samira Straub

Pedro Pascal ist der Serienstar der letzten Jahre: Er war Prinz Oberyn Martell in „Game of Thrones“, ist der Mandalorian und neuerdings sorgender Beschützer der kleinen Ellie in der Erfolgsserie „The Last of Us“. Obendrein verkörpert Pascal den Inbegriff der Hausfrauen-Fantasie und er ist das meist verwendete Internet-Meme des Jahres 2023. Was steckt hinter dem Hype um den Schauspieler?

Pedro Pascal auf dem roten Teppich für "Last of Us" (Foto: picture-alliance / Reportdienste, Invision)

„Was stimmt nicht mit den Leuten, die einen alten Mann wie mich mögen?“ Diese scherzhafte Frage stellte Schauspieler Pedro Pascal kürzlich in einem Interview rund um die neue Mandalorian-Staffel in den Raum. Er hatte auch einen Rat für seine Anhängerschaft parat: „Konzentriert euch auf Harry Styles!“

Ein bloßer Scherz möchte man meinen, doch Pedro Pascal und Harry Styles haben mehr gemeinsam als den bloßen Hype. Aber von vorne, wer ist dieser wuschelhaarige Mann mit dem markanten Grinsen überhaupt, vor dem man sich neuerdings im Internet kaum retten kann?

Das Klischee des Schauspielers, der sich über Wasser halten will

Pascal ist einer der größten Serienstars der letzten Jahre, von roten Teppichen mittlerweile kaum noch wegzudenken. Doch sein Aufstieg kam spät, erst mit fast 40 Jahren schaffte er seinen Durchbruch in Hollywood.

Pascal ist gebürtiger Chilene, von dort flohen seine Eltern in den 70er-Jahren vor dem Diktatorenregime. Sie erhalten Asyl in Dänemark, ziehen bald darauf nach Texas. José Pedro Balmaceda Pascal möchte Schauspieler werden, studiert in New York. Er verkürzt seinen Namen für eine einfachere Aussprache und bleibt zunächst unter dem Radar der großen Produzenten.

Wo andere die großen Rollen abgreifen können, bleibt Pascal für viele Jahre nur eine Randfigur: Er schafft es zwar in namhafte Serien wie „Buffy“ oder „Good Wife“, ergattert dort jedoch nur kleine Rollen, die wenig bleibenden Eindruck hinterlassen.

There was always somebody that would be able to bail me out, to help me pay my rent or help me get groceries.

Er kellnert, versucht sich über Wasser zu halten, muss sich immer wieder aus der Patsche helfen lassen. Heute spricht er selbst in Interviews von der klischeehaften Geschichte des strauchelnden Schauspielers, der verzweifelt versucht, es zu schaffen. Schließlich verschlägt es ihn ans Theater, doch der Traum von der Leinwand lebt weiter.

Als dornischer Prinz in „Game of Thrones“ geht es für Pedro Pascal nach oben auf der Karriereleiter

2014 wird er dann überraschend als Prinz Oberyn Martell im Serienepos „Game of Thrones“ gecasted und plötzlich geht alles ganz schnell: Als rote Viper von Dorne, arrogant, meist leicht bekleidet und bisexuell, schafft er es in nur sieben kurzen Folgen die Herzen der Fangemeinde zu erweichen.

Pedro Pascal als die Rote Viper von Dorne in der HBO-Serie "Game of Thrones" (Foto: IMAGO, imago/Cinema Publishers Collection)
Pascals Tod in der Serie, stilecht blutüberströmt und höchst brutal, bleibt nicht sinnlos: Im „Trial by combat“ vergiftet er noch vor seinem Ableben seinen Kontrahenten, einen der eher unbeliebteren Seriencharaktere.

Ein Abgang mit Stil, zumindest in der Welt von Westeros: Auch wenn die rote Viper von Dorne in „Game of Thrones“ brutal zu Tode kommt, der Hype um Darsteller Pedro Pascal nimmt jetzt langsam Fahrt auf. Die Serienfans sind erpicht und wollen mehr. Sie bekommen mehr.

In „Narcos“ überzeugt Pascal auf Spanisch

Kurz darauf spielt Pascal eine der Hauptrollen im Netflix-Drama „Narcos“ rund um die Machenschaften des Drogenbarons Pablo Escobar. Pascal überzeugt in seiner Muttersprache Spanisch und wird als findiger Ermittler Javier Peña erneut zum Publikumsliebling.

Pedro Pascal macht in "Narcos" Jagd auf Drogenbaron Pablo Escobar  (Foto: IMAGO, imago images/Everett Collection)
Die Figur des Javier Peña aus „Narcos“ gibt es wirklich: Peña ist ein ehemaliger DEA-Agent, der im Kampf gegen die kolumbianischen Drogenkartelle mitwirkte.

Vom anderen Stern: Pedro Pascal als Mandalorian

Dann nehmen die Dinge um Pedro Pascal ihren Lauf. 2019 startet mit „The Mandalorian“ die erste Realserie aus dem Star Wars Universum, die im Voraus eigentlich – man verzeihe den Wortwitz – unter keinem guten Stern steht. Nach dem Verkauf von Lucasfilms an Konkurrent Disney sind die Jedi-Jünger wenig erfreut und die Erwartungen an die Serien sind gering.

Doch „The Mandalorian“, dessen gleichnamiger Protagonist bis heute von Pedro Pascal gespielt wird, wird zu einem Riesenerfolg, der sogar die neue Film-Trilogie des Star-Wars-Universe in den Schatten stellt.

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„The Mandalorian“ als entscheidender Punkt: Die erste Vaterrolle für Pedro Pascal

Doch bei all dem Ruhm rund um die Star-Wars-Serie ist die Rolle als Mandalorian für Pedro Pascal eine entscheidene Zäsur: Erstmals schlüpft der Schauspieler in die Vater-Rolle. Zumindest so ähnlich: In der Serie zeigt der rabiate Kopfgeldjäger Herz, als er den kleinen Grogu (Für die Nicht-Star-Wars-Fans: quasi ein Baby Yoda) aufnimmt und verspricht, ihn zu beschützen.

Herzerwärmend, wie der harte Kerl sein Leben dem Schutz eines Schützlings unterordnet. Und nicht die letzte Rolle dieser Art für Pedro Pascal. In der lange erwarteten dystopischen Videospiel-Verfilmung „The Last of Us“ beschützt er die kleine Ellie in einer Welt voller pilzverseuchter Zombies.

Pedro Pascal mit Bella Ramsey in der Spielverfilmung "Last of Us"  (Foto: IMAGO, IMAGO/Picturelux)
Bella Ramsey und Pedro Pascal waren sich schon vor den „The Last of Us“ Dreharbeiten vertraut: Sie kannten sich bereits vom Game of Thrones-Set, wo Ramsey die tapfere Lady Lyanna Mormont spielte.

Was nach Horror klingt, ist ein aufwühlendes Drama: Wieder spielt Pascal eine harte Vaterfigur mit weichem Kern, wieder sind ihm die Sympathien der Fans sicher. Doch mit dem Erfolg kommt für Pascal auch eine ungewöhnliche Stigmatisierung.

Plötzlich ist Pascal der „slutty Daddy“

Schlagartig spricht die ganze Welt nur noch von „Daddy-Pascal“, der sexy Vaterfigur, die dem klassischen Topos von „harte Schale, weicher Kern“ folgt. Auf Twitter fliegen Pascal tausendfach die Herzen zu und er wird nahezu angehimmelt – nicht von Teenagern, sondern von gestandenen Frauen.

"I am your cool, slutty daddy." -Pedro Pascal #TheLastOfUs pic.twitter.com/yeQYkcHW1F

Und was macht Pascal? Er spielt das Spiel mit. Selbstironisch liest er auf dem roten Teppich schlüpfrige Tweets über sich selbst vor, zwinkert aufreizend in die Kamera, bedient das Klischee. Ja, er nennt sich selbst den „cool, slutty daddy“ und verhilft damit dem Hypetrain rund um seine Person zu voller Fahrt.

Pascal nimmt sich und den Rummel um seine Person nie so ganz ernst. Stolzieren seine Schauspielkollegen in feinen Smokings über rote Teppiche, erscheint er, wenig eitel, kurzerhand in Strickweste.

Pedro Pascal, Hauptrolle in "The Mandalorian" (Foto: picture-alliance / Reportdienste, Invision)
Stets umjubelt: Die besonderen Outfits, mit denen Pascal bei öffentlichen Events erscheint.

Als Meme im Internet ist Pedro Pascal nicht mehr wegzudenken

Es sind längst nicht nur die Rollen, die Pedro Pascal zum Sympathieträger machen: Es ist der Mensch, der untypisch für Hollywood keine Leichen im Keller zu haben scheint und darüber hinaus für jeden Spaß zu haben ist. Das kennt man in der Branche sonst nur von Saubermann Keanu Reeves.

Unlängst ist Pedro Pascal als Meme kaum noch aus der Netzwelt wegzudenken: Ob fröhlich tanzend, gelangweilt Sandwich-essend, ermüdet an einem Pfosten lehnend oder schwer grinsend gegenüber einem kritisch dreinblickenden Nicholas Cage: Pedro Pascal hat die Meme-Kultur im Jahr 2023 nachhaltig geprägt. Und diese Clips und Bilder begeistern weit mehr als seine rund 8 Millionen Follower auf Instagram.

Pedro Pascal an der Seite von Nicholas Cage, die Szene im Auto ist mittlerweile als Meme legendär (Foto: IMAGO, imago images/ZUMA Press)
Die ikonische Meme-Szene, in der der feixende Pascal mit dem eher unbeeindruckten Nicholas Cage im Dialog ist, stammt aus dem Sky-Film „Massive Talent“.

Pascal ist aktiv für die Rechte der LGBTQ* Community

Auch sein Engagement für die LGBTQ*-Szene lässt den Schauspieler immer wieder punkten. Seine Schwester, Lux Pascal, selbst eine Transfrau inspirierte den Schauspieler dazu, für die Rechte der Community einzutreten.

My entire heart is set on, you know, the marginalized underdog. It’s not a choice. Like, how dare anyone not support the people that are deserving of support, and are deserving of protection and need more of it than you do?

Met Gala 2023: Pedro Pascal (Foto: IMAGO, UPI Photo)
Bei der Met-Gala 2023 zeigt Pedro Pascal Bein unter einem blutroten Mantel.

Und hier lässt sich der Bogen zurück zu Harry Styles schlagen: Denn der Hype um die beiden Stars ist durchaus vergleichbar. Beide entrücken dem Stereotyp ihres Genres, fallen aus dem Rahmen und sichern sich so die Sympathien der Fans. Sowohl Styles als auch Pascal nutzen ihre Bühne für gesellschaftliches Engagement und spielen mit den Erwartungshaltungen des Mainstreams.

Der Kult um beide scheint 2023 grenzenlos, die Anhängerschaften wachsen stetig. Was Harry Styles mit seiner Popmusik für die Gen Z symbolisiert, findet in Pedro Pascal sein filmisches Gegenstück für die Millennials: Männer, auf die sich trotzdem irgendwie alle einigen können.

Fakt ab! Eine Woche Wissenschaft Was die Kardashians und der Mandalorian mit Walen gemeinsam haben

Diese Woche mit Julia Nestlen und Sina Kürtz.

Ihre Themen sind:
- Eine Studie legt nahe: Ein Berühmter Physiker und Astronom war kurzsichtig. Sind seine Beobachtungen korrekt? (01:19)
- Zahnwale nutzen Stimmtechnik der Kardashians zum Jagen (02:25)
- Frauen, die den Namen des Mannes nicht annehmen werden laut einer Studie als weniger liebevoll angesehen. Echt jetzt?! (11:10)
- Automatische Notfallspritzen zur Behandlung von allergischen Reaktionen werden im All giftig (20:40) Hier noch der Link zur letzten Folge, über die die beiden reden: https://www.ardaudiothek.de/episode/fakt-ab-eine-woche-wissenschaft/wieso-mondstaub-so-furchtbar-nervt/swr2/12431731/

Weitere Infos und Studien gibt’s hier:
https://royalsocietypublishing.org/doi/10.1098/rsnr.2022.0054
https://www.science.org/doi/10.1126/science.adc9570
https://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0097506
https://journals.sagepub.com/doi/10.1177/23780231221148153
https://www.uottawa.ca/about-us/media/news/useless-space-uottawa-helps-elementary-students-make-startling-discovery-about-epipens
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/3578971/

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Redaktion: Charlotte Grieser und Chris Eckardt
Idee: Christoph König

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Samira Straub