Kaum eine Person war in den letzten drei Jahren medial so präsent wie Prof. Lothar Wieler als Chef des Robert-Koch-Instituts (RKI) in Berlin. Während der Corona-Pandemie waren seine Pressekonferenzen mit dem damaligen Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und dem folgenden Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), die er im blauen Jackett vor der blauen Wand in der Bundespressekonferenz abhielt, ein Fixpunkt in der Woche.
Seine Aufgabe als RKI-Chef war es, die Bundesregierung mit Daten, Fakten und Empfehlungen zur Eindämmung der Pandemie zu versorgen.
Tierarzt erklärt Viren und Übertragung
Der studierte Tiermediziner, Mikrobiologe und renommierte Wissenschaftler Wieler war mit seiner Expertise zum Zusammenspiel von Mensch, Tier und Umwelt bei der Übertragung von Infektionserkrankungen fachlich der richtige Mann in der Coronapandemie. Er nahm die Rolle des Mahners ein: "Maske aufsetzen, Händewaschen, sich isolieren und impfen lassen", das war jede Woche sein Mantra.
Mit dem Fortschreiten der Pandemie geriet Wieler auch ins Visier von Kritikern und Coronaleugern, bekam sogar Morddrohungen. Auch sein Zusammenspiel mit der Politik lief nicht immer konfliktfrei ab: Schon mit Spahn gab es Reibungen, mit Lauterbach kam es dann im Herbst 2022 zu Gerangel um Kompetenzen und Kommunikationschaos.
Wieler wechselt zum Hasso-Plattner-Institut
Ende März 2023 wurde Wieler beim RKI verabschiedet. Sein Weggang war eine Überraschung und erfolge "im Einvernehmen" mit Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach.
Wieler arbeitet jetzt in Potsdam und forscht zur Digitalisierung des Gesundheitswesens am Hasso-Plattner-Institut (HPI). Dort ist er Sprecher des neuen Clusters Digital Health, wo er sich mit dem Ziel einer besseren digitalen Vernetzung beschäftigt. In SWR1 Leute spricht er über seinen wissenschaftlichen Weg hin zu seiner Rolle als "Chef-Covid-Erklärer", darüber, welche Fehler rückblickend während der Corona-Pandemie gemacht wurden und wie nötig eine Aufarbeitung ist.