STADT.WAND.KUNST

Fassade als Leinwand – Wie Mannheim zu einem Streetart Hotspot wurde

Stand

Von Autor/in Mareike Gries

Graffiti Stadt Wand Kunst - Herakut
Mit dem Mural „My Super Hero Power is forgiveness” – meine Superheldenkraft ist Verzeihen – fing 2013 alles an. Das Künstlerduo Herakut malte das Gemälde an einen Mannheimer Wohnblock. Herakut besteht aus Jasmin Siddiqui und Falk Lehmann, die sich beide früh für Graffitis begeistert haben. Bis 2020 haben sie gemeinsam immer wieder Mischwesen aus Mensch und Tier entworfen, deren meist melancholischer Blick auf Wänden in der ganzen Welt zu entdecken ist.
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Riesige Wandgemälde, so genannte Murals, prägen seit Jahren das Mannheimer Stadtbild. Mehr als 40 Wandgemälde sind hier bereitsentstanden, alle erstecken sich über mehrere Stockwerke, sind also unübersehbar. Die größte Wirkung erzielen sie aber meist mit dem nötigen Abstand – dann erzählen die einzelnen Bilder der internationalen Streetart-Künstler ganze Geschichten.

Mit einem Mural von Herakut fing alles an

2013 fing alles an, mit einem ersten großen Mural des international tätigen Künstlerduos Herakut, bestehend aus Jasmin Siddiqui und Falk Lehmann. Ihr Bild eines zerbrechlichen, androgynen Menschen mit Vogel-Kapuze, großen Kulleraugen und dem Titel „My Superhero Power is Forgiveness“ begeisterte die Mannheimer Bevölkerung so sehr, dass seitdem jedes Jahr neue Wandgemälde dazukommen.

Streetart Szene will sich vernetzen

So ist ein Open Urban Art Museum mit dem Titel STADT.WAND.KUNST entstanden, mit inzwischen mehr als 40 Murals im gesamten Mannheimer Stadtgebiet. Allerdings sei die Street-Art-Szene national wie international in der zeitgenössischen Kunstszene trotz höchster Qualität, Aktualität und Reichweite stark unterrepräsentiert, sagt Sören Gerhold, Kurator und Gründer von STADT.WAND.KUNST. 

Die Szene ist nicht ausreichend gefördert, um ihr volles Potential auszuschöpfen.

Um daran etwas zu ändern, wollen die Organisator*innen und Künstler*innen nun ein internationales Netzwerk für Streetart-Projekte gründen.

Streetart ist männlich dominiert

Streetart gibt es bereits seit Jahrzehnten. Eines der ersten großen Wandgemälde entstand Ende der 60er-Jahre an der Großen Freiheit in Hamburg. Etwa seit der Jahrtausendwende ist die Bewegung immer stärker geworden, besser organisiert und sie sucht legale Wege für ihre Kunst.

Viele Street-Artist*innen kommen aus der Graffitiszene, diese Szene sei stark männlich dominiert, sagt Jasmin Siddiqui, alias „Hera“: „Ein grundlegender Gedanke des Graffiti-Writings ist, das Revier zu markieren“, so Jasmin Siddiqui. Frauen und Mädchen läge dies eher fern.

Streetartists sind Geschichtenerzähler

Wie Jasmin Siddiqui möchten viele der aktuellen Streetart-Künstler*innen bei den Passanten zum Nachdenken anregen. Sie verstehen sich als Geschichtenerzähler, deren Bilder mehr sein sollen als reiner Wandschmuck.

In Mannheim nehmen viele der Murals deshalb auch Bezug auf ihre direkte Umgebung, etwa eine Schule, ein Hospiz oder eine ehemalige Militär-Anlage. Entstanden ist damit ein frei zugängliches Museum mit Kunst für alle.

Mannheim

Das erste Mural im Jahr 2023 stammt von Künstler Perkup Zehn Jahre Street-Art-Projekt "Stadt.Wand.Kunst" in Mannheim

In Mannheim haben internationale Street-Art-Künstler in zehn Jahren mehr als 40 Wände bemalt. Mit diesem Erfolg hatten die Macher von "Stadt.Wand.Kunst" zu Beginn nicht gerechnet.

Mannheim

Street Art „Stadt.Wand.Kunst” in Mannheim: Die Stadt als frei zugängliches Museum

Regelmäßig lädt „Stadt.Wand.Kunst” nationale und internationale Street Artists nach Mannheim ein, um neue „Murals“, also Wandbilder, anzufertigen. Die Stadt ist damit das erste frei zugängliche Museum für Fassadenkunst in Baden-Württemberg.

SWR2 Tandem Mit der Sprühdose für Gerechtigkeit – Jasmin Siddiqui, Street Artist und Geschichtenerzählerin im öffentlichen Raum

Hera sprüht seit 20 Jahren in der männerdominierten Street Artist Szene ihre Geschichten an Hauswände und Fassaden.