In Los Angeles wird wieder der rote Teppich ausgerollt. Und mit dabei im Dolby Theatre ist wieder alles, was in Hollywood Rang und Namen hat. Millionen Menschen werden mitfiebern, wer bei der 96. Auflage der "Academy Awards" die Oscars mit nach Hause nimmt.

Fast genauso lange flimmern schon Filme über die Leinwände im Eifel-Kino in Prüm. Vor 86 Jahren hat das Lichtspielhaus eröffnet und bringt seitdem ein Stück Hollywood an die belgische Grenze. "Die Zeiten waren nicht immer einfach", sagt der Betreiber Rainer Stoffels. Mehrmals stand das Kino in den vergangenen Jahrzehnten vor dem Aus.
Einbruch der Besucherzahlen während Corona-Pandemie
Die letzte große Krise war die Corona-Pandemie. Während der Lockdowns waren zwei Säle mit den Ledersesseln geschlossen. Und selbst als sie wieder öffnen durften, kamen kaum Zuschauer. Viele haben das Kino damals schon abgeschrieben. "Aber Totgesagte leben länger", sagt Rainer Stoffels. Was den Betrieb gerettet hat, waren kreative Ideen. So organisierten die Prümer in der Pandemie Autokinos und Konzerte mit regionalen Künstlern. "So konnte das Kino weiterleben", sagt Stoffels: "Die Leute haben uns nicht vergessen und sind zurückgekommen.“

Lage bleibt Herausforderung
Doch sie kamen nicht alle zurück. Nach wie vor liegen die Besucherzahlen rund zehn Prozent hinter dem Vor-Corona-Jahr 2019 - und das nicht nur in Prüm. Die Betreiber vieler Kinos im Land sprechen von herausfordernden Zeiten. "Es ist schwieriger geworden die Menschen zu einem Kinobesuch zu motivieren", sagt zum Beispiel Dirk Ziesenhenne vom Broadway in Trier: "Und die finanzielle Lage ist dank der Corona-Hilfen stabil, aber nicht rosig, da wir immer noch den alten Zahlen hinterherlaufen."

Kino ist für ärmere Familien ein Luxus
Das hat auch mit der Inflation zu tun, sagt Rainer Stoffels vom Eifel-Kino. Kinotickets seien für ärmere Familien schon fast Luxus geworden. Wer knapp bei Kasse ist, verzichtet. Für die Betreiber ist die Preisgestaltung daher eine Gratwanderung. "Einerseits müssen wir Geld verdienen, andererseits sollte sich jeder einen Kinobesuch leisten können", sagt Stoffels. "Wir können daher nicht immer weiter an der Preisspirale drehen."
Die Besucher scheinen das anzuerkennen. In den regionalen Kinos steigen die Zuschauerzahlen, wenn auch moderat. "Wir erkennen einen Aufwärtstrend", sagt Dirk Ziesenhenne vom Broadway-Filmtheater. "Und ich persönlich glaube daran, dass das Kino mittelfristig wieder eine größere Rolle spielen wird."
Kino muss sich immer neu erfinden, um zu überleben
"Dafür müssen die Kinos aber auch etwas tun. Das geht nicht von alleine", sagt Larissa Stoffels. Die Belgierin gehört zur neuen Generation von Kinobetreibern. Von ihrem Vater Rainer Stoffels hat sie im belgischen Büllingen gelernt, wie man ein Lichtspielhaus leitet. Seit die Familie 2017 das Prümer Traditionshaus übernommen hat, bringt sie hier auch neue Ideen ein und entwickelt das Kino stetig weiter.

Verändert hat sich das Kino aber nur auf den zweiten Blick. Der Teppichboden, die Ledersessel, die Bilder von Ikonen wie James Dean und Charlie Chaplin - das erinnert alles an die besten Zeiten des Kinos. Mittlerweile ist das Kino aber barrierefrei, die Säle mit moderner Bild- und Tontechnik ausgestattet. Es gibt sogar Ladestation für Elektroautos vor der Tür. "Die Mühe lohnt sich", sagt Larissa Stoffels: "Die Kunden freuen sich immer, wenn es etwas Neues gibt."
Kaum Förderung für Kinos in Rheinland-Pfalz
Deshalb will auch Dirk Ziesenhenne ins Broadway investieren, das in diesem Jahr den 30. Geburtstag feiert. Nur müssen diese Investitionen auch finanziert werden. Und das wird aus dem laufenden Betrieb immer schwieriger, sagt der Trierer Kinochef. Auch, weil es in Rheinland-Pfalz, anders als in anderen Bundesländern, kein besonderes Förderprogramm für Kinos gibt.
Ziesenhenne hofft daher, dass zumindest die Oscar-Verleihung ein bisschen Geld in die Kassen spült. "Die Oscars können schon mal zu einem Revival eines Films führen." Auch das Eifel-Kino in Prüm nimmt die ausgezeichneten Filme nach den "Academy Awards" gerne wieder ins Programm, sagt Rainer Stoffels. "Manchmal gibt es einen größeren Andrang, manchmal nicht."
Es ist ein Auf und Ab - so wie die gesamte Geschichte der Branche. Trotzdem blickt Rainer Stoffels voller Zuversicht in die Zukunft. "Solange das Kino sich immer neu erfindet und eine einzigartige Erfahrung bleibt, wird es überleben", ist sich der Belgier sicher - egal ob in Hollywood oder in der Eifel.