Nach vielen Testfahrten auf der Mosel sticht die Bissula bald im Mittelmeer in See.

Archäologen hoffen auf neue Erkenntnisse

Von Trier ans Mittelmeer: Römerschiff sticht bald bei Cannes in See

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Anna Bents
Christian Altmayer
Foto von Christian Altmayer, Redakteur bei SWR Aktuell im Studio Trier

Trierer Wissenschaftler haben ein römisches Schiff nachgebaut und auf der Mosel getestet. Im Herbst wollen sie übers Mittelmeer segeln. Ein einzigartiges und ehrgeiziges Projekt.

Im Hafen von Trier-Monaise wirkt die "Bissula" etwas fehl am Platz. Das römische Holzschiff fällt auf zwischen den modernen Kähnen, die hier vor Anker liegen. Doch schon bald kehrt der 16 Meter lange antike Frachter sozusagen nach Hause zurück: ans Mittelmeer, in den sonnigen Süden Frankreichs.

In der Nähe von Marseille wurde seinerzeit das Wrack "Laurons 2" ausgegraben, das die Vorlage für die "Bissula" bot. 2019 hat ein Team von Trierer Wissenschaftlern den Küstenfrachter dann nach Plänen des Leibniz-Instituts für Archäologie nachgebaut. Das Ziel: Mehr zu erfahren über die Schiffe und den Seehandel im alten Rom.

Die Bissula wird bald zu ihrer Jungfernfahrt auf dem Mittelmeer aufbrechen. Vorher wurde sie auf der Mosel getestet.
Die Bissula liegt derzeit in Trier-Monaise vor Anker.

Testfahrten in der Bucht von Cannes

Seitdem segeln die Forscher mit der "Bissula" über die Mosel. Und sie haben dabei einige Erkenntnisse gewonnen, wie Professor Christoph Schäfer sagt, der das Projekt leitet: "Wir konnten sehr gut feststellen, wie schnell das Schiff mit und gegen den Wind segeln kann."

Was es auf dem Fluss allerdings so ausgeprägt nicht gibt, sind Wellen und Strömungen. Dem Team um Schäfer war daher immer klar, dass sie mit dem Küstenfrachter irgendwann in See stechen wollen. Und was läge da näher, als das Schiff zurück ans Mittelmeer zu bringen? Dorthin also, wo die "Laurons 2" seinerzeit unterwegs war, mit Öl, Wein, Getreide oder Sklaven an Bord.

Am Hafen von Cannes legen teure Yachten ab, und bald auch die Bissula.
Am Hafen von Cannes legen teure Yachten ab, und bald auch die Bissula.

"Die Bucht von Cannes ist besonders gut geeignet, weil sie geschützt ist und die Windbedingungen ideal sind", sagt Juniorprofessor Pascal Warnking. Zudem habe die südfranzösische Stadt die Wissenschaftler regelrecht umworben: "Die wollen sich als Segel-Paradies vermarkten und versprechen sich durch unser Projekt auch Aufmerksamkeit. Wir sind da ja schon eine Sehenswürdigkeit."

Schiff könnte im Mittelmeer kentern oder auseinanderbrechen

Von September bis Oktober wollen die Wissenschaftler in der Bucht hin- und herfahren. "Wir fahren morgens sehr früh im alten Hafen in Cannes los und kommen abends wieder zurück", sagt Warnking, der sich auf die Zeit in Frankreich freut, aber auch ein bisschen nervös ist: "Auf See lauern immer Gefahren. Und da tut man auch gut daran, davor Respekt zu haben."

Die Bissula wird bald zu ihrer Jungfernfahrt auf dem Mittelmeer aufbrechen. Vorher wurde sie auf der Mosel getestet.
Kennt sich gut aus mit antiken Handelsrouten: der Trierer Juniorprofessor Pascal Warnking.

Denn alte Schiffe wie die "Bissula" haben keinen schweren Kiel, der als Gegengewicht das Kentern verhindern könnte. Es sei also nicht ausgeschlossen, dass das Schiff untergeht. Zudem bedeuteten auch die Wellen Stress für die Konstruktion, sagt Warnking: "Es ist möglich, dass das Schiff auseinanderbricht." Alle Mitglieder der Crew, also Wissenschaftler und Studenten haben daher den Sportbootführerschein gemacht.

Mit dem Schwerlasttransport durch ganz Frankreich

Bevor es losgeht, stehen die Forscher aber noch vor einer anderen Herausforderung. Das Schiff muss erstmal heil in Cannes ankommen. Von Trier segelt der Frachter dazu erstmal an die Saar bis nach Dillingen. Dort im Hafen wird die "Bissula" dann auf einen Schwerlastwagen aufgeladen und fast 1.000 Kilometer durch ganz Frankreich gefahren.

"Eigentlich wollten wir mit dem Schiff durch die Kanäle bis ans Meer fahren", sagt Warnking. Aber der Küstensegler hätte nicht durch die engen Staustufen gepasst - anders als zu Zeiten der Römer, die über die Flüsse ihr gesamtes Reich mit Waren versorgten.

Zweite Schleuse wird eröffnet
Durch die Trierer Staustufe passt die "Bissula". In Frankreich allerdings gibt es deutlich engere Schleusen.

Römer waren schneller in Karthago als in Mailand

Damals war der Seehandel "das Rückgrat der Wirtschaft", sagt Professor Christoph Schäfer. Es lohne sich also, mehr über die Handelsrouten zu erfahren. Die Daten, die die Forscher im Herbst auf dem Mittelmeer messen, speisen sie deswegen in Computersimulationen ein. Und erfahren so, welche Wege die Schiffe damals genommen haben.

Nach vielen Testfahrten auf der Mosel sticht die Bissula bald im Mittelmeer in See.
2016 wurden die Bäume für die "Bissula" geschlagen. 2017 ging der Bau los. 2019 war das Schiff dann fertig.

"Wir sind heute geprägt von einem Bild von Landkarten, die wir im Kopf haben, und von modernen Reisezeiten", sagt Kollege Warnking. Die hätten aber nichts mit der Realität zu tun: "Eigentlich müsste man sich eine ganz neue, verzerrte Karte malen." Bis Warnking diese Karte zeichnen kann, will er aber noch eine Weile forschen - ab September dann auch im Mittelmeer.

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