Eine Mitarbeiterin der Telefonseelsorge bei der Arbeit. (Foto: picture-alliance / Reportdienste)

Bedarf nach Beratung gestiegen

Telefonseelsorge Trier am Limit: 15.000 Anrufe im Jahr

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Christian Altmayer
Foto von Christian Altmayer, Redakteur bei SWR Aktuell im Studio Trier (Foto: SWR)

Seit dem Ukraine-Krieg klingelt es immer häufiger bei der Telefonseelsorge Trier. Die Anrufer seien verunsichert und die Ehrenamtlichen kämen an ihre Grenzen, sagt die Leiterin.

Am frühen Abend ist die Leitung der Telefonseelsorge Trier oft besetzt. Denn dann klingeln besonders viele Menschen durch. Und die 70 Ehrenamtlichen schaffen es längst nicht mehr, alle Anrufe entgegenzunehmen. Stephanie Schneider würde gerne all diesen Leuten helfen, die aus der Region Trier, aber auch aus Koblenz, Bad Kreuznach und dem Saarland anrufen. Aber um die Nachfrage nach Beratungen zu decken, bräuchte sie mindestens 20 bis 30 Leute mehr im Team, sagt sie im Interview.

SWR Aktuell: Frau Schneider, wie viele Menschen haben vergangenes Jahr bei der Telefonseelsorge in Trier angerufen?

Stephanie Schneider: Unsere Ehrenamtlichen haben fast 15.000 Anrufe entgegengenommen. Was wir beobachtet haben, ist, dass es seit April letzten Jahres mehr Anrufe gab als in den Vorjahren. Das war ja kurz nach Beginn des Ukraine-Krieges. Diese Krisen, wie auch die Pandemie und Inflation, werden aber in den Gesprächen immer von den Anrufern runtergebrochen auf ihre persönliche Situation. Und da kriegen wir einfach mit, dass Ängste zunehmen, auch Depressionen und auch Einsamkeit ist ein Thema. Ich glaube, es gibt derzeit eine Grund-Verunsicherung bei den Menschen, weil die Zukunft so instabil zu sein scheint.

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SWR Aktuell: Wie können Ihre Ehrenamtlichen in solchen Situationen helfen?

Stephanie Schneider: Bei der Telefonseelsorge geht es nicht zwingend darum, Probleme zu lösen. Sondern darum, dass die Anrufer erstmal überhaupt gehört werden, dass sie sich aussprechen können und sich verstanden fühlen. Das kann für die Menschen sehr entlastend sein. Es gibt auch Anrufer, die sich schämen oder schuldig fühlen oder ihre Angehörigen nicht mit ihren Sorgen belasten wollen. Für die kann die Telefonseelsorge dann auch eine Anlaufstelle sein.

SWR Aktuell: Schaffen es Ihre Ehrenamtlichen denn überhaupt noch, all diesen Menschen zu helfen?

Stephanie Schneider: Wir versuchen mit unseren 70 Ehrenamtlichen jeden Tag 24 Stunden lang einen Telefondienst sicherzustellen. Was wir aber häufiger mitbekommen ist, dass Anrufer gar nicht durchkommen. Zum Beispiel am frühen Abend, wenn viele Leute anrufen, ist das Telefon dann besetzt. Wenn wir 80 bis 120 Ehrenamtliche hätten, dann könnten wir zwei Telefone besetzt halten. Das wäre natürlich schon grandios, wenn das möglich wäre. Wir können also immer Zuwachs gebrauchen. Die Ausbildung zum Telefonseelsorger ist übrigens kostenlos und das kann eine schöne Aufgabe sein, den Menschen auf diese Art zu helfen.

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