Video des Amokfahrers

Trierer Amokfahrer weiß nicht, "was ihn da geritten hat"

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Autor/in
Ludger Peters
Foto von Ludger Peters, Multimedia-Redakteur SWR Aktuell Rheinland-Pfalz

Am vierten Prozesstag der Neuauflage des Trierer Amokprozesses ist ein Vernehmungs-Video des Amokfahrers gezeigt worden. Darin erklärt er, er könne sich nicht vorstellen, dass er das gemacht habe.

Fast 90 Minuten dauert das Video, das im Gerichtssaal gezeigt wird. Es ist so still wie sonst fast nie in Saal 70 des Trierer Landgerichts. Alle kleben an den Lippen des Amokfahrers, wollen wissen, was der Mörder nur vier Stunden nach der Tat den Polizisten zu sagen hat.

Ich habe keinen blassen Plan, warum ich das gemacht habe.

Zu sehen bekommen sie einen Mann, der rein äußerlich nicht so wirkt, als habe er vor wenigen Stunden mehrere Menschen umgebracht. Zu Beginn der Vernehmung geht es um die Tage vor der Tat. Um den angeblichen Ärger mit einem Notar, der ihm mehrere hunderttausend Euro vorenthalten haben soll. Der Amokfahrer glaubt, er sei Opfer einer Verschwörung.

Prozess Amokfahrt
Der Amokfahrer habe sein Leben und die Tat in den Vernehmungen völlig voneinander getrennt, sagten Polizisten im Prozess.

Er schildert in dem Video seine Probleme sehr blumig, detailreich und erzählt mit klarer Stimme. Er kann alle Nachfragen der Polizisten beantworten. Dabei wirkt er sehr präsent, sitzt breitbeinig in einem Sessel.

Sobald es zur Tat selbst kommt, hat er wenig zu sagen. "Ich habe keinen blassen Plan, warum ich das gemacht habe", antwortet er auf die Frage eines Polizisten, warum er in die Fußgängerzone abbog.

Amokfahrer sagt, er habe Filmriss

Am 1.12.2020 sei sein Plan gewesen, gegen Mittag in die Innenstadt zu fahren, um dort bei einer Bank Kontoauszüge abzuholen, berichtet er in der Vernehmung. Der Amokfahrer kann sich dabei ganz genau an die Route erinnern, die er vom Trierer Stadtteil Zewen aus genommen hat. Doch ab dem Zeitpunkt, an dem er in die Fußgängerzone abbog, hat er keine Erinnerung.

Nach der Amokfahrt in Trier
Der Amokfahrer sagte in der Vernehmung, dass er sich an nichts von dem erinnern könne, was während seiner Fahrt durch die Fußgängerzone passiert ist.

Mehrfach fragt der vernehmende Polizist nach, warum er das getan habe. "Ich habe keinen blassen Plan, warum ich das gemacht habe", antwortet ihm der Amokfahrer. Er wisse nicht, was er sagen solle, und dass er sich nicht vorstellen könne, so einen Blödsinn zu machen.

Da habe ich gedacht: Ups, was war das denn gerade.

Er könne sich nur daran erinnern, wie er mit großem Druck auf dem Brustkorb und heißem Kopf an der Porta Nigra angehalten habe. Dann sei er ausgestiegen, habe sich eine Zigarette angezündet und gedacht, "ups, was war das denn gerade".

Nachdem der Amokfahrer mehrfach sagt, er könne nichts dazu sagen und habe auch keine Bilder von der Fahrt durch die Fußgängerzone, hält ihm einer der Vernehmer vor Augen, wie viele Menschen zu dem Zeitpunkt Opfer der Tat waren.

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15 Schwerverletzte gebe es, viele Menschen habe er meterweit mitgeschleift. Vier der Opfer seien mittlerweile tot, darunter ein Baby, sagt der Polizist. "Wenn ich hier rausgehe, muss ich die Fragen der Angehörigen beantworten, da kann man nicht sagen, ich weiß es nicht." Das mache kein Mensch: rast da raus und sagt dann, ich weiß nicht, warum ich das gemacht habe.

Nach knapp 90 Minuten sind das Video und der Prozesstag zu Ende. Man spürt bei allen im Saal eine Beklemmung. "Das war schwer zu ertragen", sagt eine Frau beim Rausgehen.

Polizisten empfanden Vernehmung als skurill

Die Polizisten selbst schilderten ihre Erinnerungen an die Vernehmungen am Vortag.

Diese Situationen waren für uns als Menschen und Polizisten skurril.

"Er war fernab von allem, gut gelaunt, fragte nach den aktuellen Bundesligaergebnissen und bemängelte, dass es im Gefängnis für ihn keine Bücher gab", berichtet ein Polizist am dritten Prozesstag von einer Fahrt mit dem Angeklagten vom Gefängnis zur Vernehmung.

Das Verhalten des Amokfahrers in den Vernehmungen sei nicht in Einklang zu bringen gewesen mit dem, was passiert war, sagte ein Beamter. Der Täter sei redselig gewesen, froh über die Aufmerksamkeit, die ihm entgegengebracht wurde, habe gelacht.

Immer, wenn es um ihn und sein Leid ging, habe er sehr viel geredet. Der Trierer Amokfahrer behauptet, Opfer einer Verschwörung geworden zu sein, die in der Kindheit begann. Zur Amokfahrt durch Trier habe er geschwiegen. "Diese Situationen waren für uns als Menschen und Polizisten skurril", so ein Ermittler.

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