Marlies Losen und ihr Mann sind extra aus Kordel nach Irrel (Eifelkreis Bitburg-Prüm) gefahren. Sie haben gehört, dass sie sich an diesem Samstagnachmittag am Stand der Caritas auch über den Schutz gegen Hochwasser informieren können. Bei der Familie Losen stand das Wasser bei der Flut vor drei Jahren mehr als einen Meter hoch im Haus. Die Schäden sind inzwischen beseitigt. Jetzt möchte das Ehepaar vorsorgen, dass das nicht nochmal passiert.
Zuschüsse für Hochwasserschutz
Die beiden schauen sich die verschiedenen Maßnahmen an. Das Hochwasserkompetenzcentrum Köln ist dafür extra mit einem Infomobil angereist. Zu sehen sind mobile Staumauern und Flutschotts. Die sichern die Fenster und Türen bei Hochwasser. Familie Losen kann für diese Schutzmaßnahmen Zuschüsse beantragen. Betroffene der Flutkatastrophe von 2021 können bis zu 80 Prozent Förderung erhalten, wenn das Wasser in ihr Wohnhaus eingedrungen ist.
Dossier: Leben nach der Flutkatastrophe
Fast drei Jahre ist es her, dass die Flutkatastrophe das Leben vieler Menschen in der Eifel verändert hat. Noch sind nicht alle Schäden beseitigt. Viele Betroffene trauen sich erst jetzt, Hilfsangebote anzunehmen.
Falsches Schamgefühl verhindert Hilfe
Viele hätten sich die letzten Jahre alleine durchgekämpft, sagt Brigitta Bauer von der Caritas Westeifel in Irrel. Sie seien deshalb am Ende ihrer Kräfte, sowohl finanziell als auch psychisch.
Sie haben sich bisher selber um alles gekümmert, nur wenig Hilfe in Anspruch genommen. Der Grund: Die Betroffenen hätten ein Problem damit, überhaupt Hilfe zu beantragen.
Brigitta Bauer trifft diese Menschen in der offenen Sprechstunde der Caritas Fluthilfe. Jeden Montagnachmittag können sich Betroffene im Caritashaus in Irrel informieren. Regelmässig müsse Bauer die Hilfesuchenden auch psychologisch aufbauen. "In der Beratung weinen die Menschen, wenn sie erzählen, ich habe Hilfe gebraucht", erzählt sie.
Folgeschäden der Flutkatastrophe an vielen Häusern
Familie Spang aus Ralingen (Kreis Trier-Saarburg) war auch von der Flut betroffen. Ihnen ist im Vergleich zu vielen anderen nur ein kleiner Schaden entstanden, erzählt Franziska Spang. Deshalb haben sie bisher auch keine Hilfe beantragt. "Am Anfang haben wir auch gesagt, wir machen das alles selber. Das kriegen wir so gestemmt", erklärt Spang.
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Inzwischen seien weitere Schäden aufgetaucht. Als sie den Fluthilfe-Stand der Caritas gesehen hätten, wollten sie sich einmal über mögliche Förderungen informieren.
Anträge können nur online gestellt werden
Ein weiteres Problem ist nach Angaben der Caritas, dass die Anträge für eine Entschädigung nur online gestellt werden können. Viele Betroffene hätten aber oft keinen Computer, ein Laptop oder ein passendes Smartphone. Häufig nicht mal Internet.
Dazu käme, dass gerade ältere Menschen mit den Anträgen überfordert seien. Deshalb hätten viele von ihnen immer noch keinen Antrag auf Hilfe gestellt.
Anlaufstelle der Caritas bis 2026
Das große Interesse an diesem Samstag am Stand der Caritas zeigt, dass Hilfe für die Betroffenen der Flutkatastrophe weiter nötig ist. Die Caritas mit ihren Angeboten zur Fluthilfe ist dabei eine wichtige Anlaufstelle. Bis 2026 wird sie bestehen.