Borkenkäferplage im Trierer Wald (Foto: SWR, Lara Bousch)

Der Klimawandel und seine Folgen

Borkenkäfer wütet in Trierer Wald schlimmer denn je

Stand
AUTOR/IN
Lara Bousch
Lara Bousch ist Reporterin im SWR Studio Trier (Foto: SWR)

Durch zunehmende Hitze und Trockenheit ist die Borkenkäferplage in diesem Jahr so schlimm wie noch nie. Was tun die Förster in Trier gegen das kleine Insekt mit dem großen Hunger?

Im Vergleich zur Trierer Innenstadt herrschen im Meulenwald für Menschen angenehm kühle 24 Grad Celsius. Doch für den Wald im Norden der Stadt ist die andauernde Wärme und Trockenheit ein Problem. Bäume, die normalerweise viel Wasser aufnehmen wie die Fichten, sind bereits geschwächt.

Für den Buchdrucker sind die geschwächten Bäume das perfekte Opfer. Das Insekt gehört zur Familie der Borkenkäfer, die sich unter der Rinde der Bäume hindurchfressen und sich bei trockener Witterung rasant ausbreiten.

Die Weibchen legen ihre Eier unter die Rinde der Bäume. Aus dem Gelege schlüpfen die Larven, die sich in alle Richtungen durch die Rinde fressen. Vermutlich hat der Buchdrucker seinen Namen daher bekommen, weil das Fraßbild, welches er hinterlässt, wie ein aufgeklapptes Buch aussieht. (Foto: SWR, Lara Bousch)
Wenn mehrere Fraßbilder sich, wie hier zu sehen, überschneiden, dann ist der Befall sehr groß. Bild in Detailansicht öffnen
Borkenkäferplage im Trierer Wald (Foto: SWR, Lara Bousch)
Ein Buchdrucker-Weibchen legt ungefähr 20 bis 60 Eier pro Brut. Hier erkennt man die Larven, die daraus schlüpfen. Insgesamt brauchen die Larven nach dem Schlüpfen je nach Witterung sechs bis zwölf Wochen, bis sie ausgewachsen Käfer sind und sich fortpflanzen können. Bleibt das Wetter trocken, können die Weibchen nach mehreren Wochen bereits wieder Eier legen - bis zu viermal in der Saison. So können sie sich extrem schnell im Wald verbreiten. Bild in Detailansicht öffnen
Borkenkäferplage im Trierer Wald (Foto: SWR, Lara Bousch)
Der ausgewachsene Buchdrucker ist 4 bis 5,5 Millimeter groß. Der Kupferstecher, eine andere Borkenkäfer-Art, ist noch kleiner. Er kann vor allem bei sehr jungen Fichten zur Plage werden. Bild in Detailansicht öffnen

Dieses Jahr wird schlimm für die Fichten

In den vergangenen Jahren habe es immer wieder andauernde Regenschauer gegeben. Deshalb sei man bisher noch glimpflich davon gekommen, sagt Revierförster Thomas Grünhäuser.

Außerdem gebe es in der Region wenig Wald mit reinen Monokulturen wie reine Fichtenbestände, sondern eher Mischwald. Auch dadurch konnten die Ausbrüche des Borkenkäfers bisher etwas eingedämmt werden.

Doch in diesem Jahr ist es anders als sonst: Bereits früh im Jahr haben Grünhäuser und seine Kollegen viele Bäume gefunden, die massiv befallen sind.

"Die starke Hitze der letzten zwei Wochen hat die Borkenkäfer-Plage stark beschleunigt, denn sie hat die Bäume stark geschwächt."

Borkenkäferplage im Trierer Wald (Foto: SWR, Lara Bousch)
Alle diese Fichten müssen noch gefällt werden, weil sie vom Buchdrucker befallen sind.

Der Klimawandel und der Borkenkäfer

"Der Trend ist, dass es immer trockener und wärmer wird, das hält die Fichte nicht aus", sagt der Förster. Denn Fichten brauchen viel Wasser für ihr schnelles Wachstum.

Bleibt dies längere Zeit aus, fangen sie an zu schwächeln und werden anfällig für Schädlinge und Krankheiten. Sie können sich dann schlecht mit Harz gegen die bohrenden Käfer wehren. Und für den Borkenkäfer bedeutet die Trockenheit, dass er einfacher von einem Baum zum nächsten fliegen kann.

Meulenwald in Trier. (Foto: SWR, Lara Bousch)
Unter den Fichten warten bereits junge Buchen auf ihre Chance. In Zukunft werden sie das Bild des Meulenwaldes in Trier prägen.

Grünhäuser schätzt, dass in zehn bis 15 Jahren keine Fichten im Trierer Wald mehr sein werden. Es werde immer wärmer und deshalb werden hier auch keine Fichten mehr gepflanzt.

Für ihn lautet die Antwort: Vielfalt. Aufgeforstet wird zum Beispiel mit Eiche, Esskastanie, Lärche oder Buche. Denn diese Bäume kommen besser mit dem sich verändernden Klima zurecht.

Was tun gegen den Borkenkäfer?

Um den Befall einzudämmen, arbeiten heute allein im Meulenwald drei Arbeitstrupps an der Beseitigung von befallenen Fichten, sagt Grünhäuser.

Die beste Art, den Borkenkäfer zu stoppen, sei es, befallene Bäume so schnell wie möglich zu fällen und aus dem Wald zu entfernen.

Fichte befallen von Borkenkäfer wurde gefällt im Wald in Trier (Foto: SWR, Lara Bousch)
Diese Fichte ist übersäht von kleinen Bohrlöchern, die der Buchdrucker hineingefressen hat. Deshalb wurde sie gefällt und muss so schnell wie möglich aus dem Wald entfernt werden, damit der Befall eingedämmt wird.

"Der Käfer macht viel Arbeit, weil wir ständig die Bestände ablaufen müssen, um die ersten Symptome zu entdecken und das kostet unheimlich viel Zeit."

Technische Hilfsmittel wie Drohnen mit Blick aus der Vorgelperspektive nützten wenig, sagt Grünhäuser. Meist sei die Krone oben noch grün, obwohl der Baum unten bereits zerfressen werde.

Borkenkäfer belastet pensionierte Förster

60 bis 70 befallene Fichten werden in den nächsten Tagen allein an dieser Stelle gefällt. Die Bäume sind circa 60 bis 80 Jahre alt.

Besonders pensionierte Förster belaste die Borkenkäferplage psychisch enorm, sagt Grünhäuser. In ein paar Jahren werden viele Bäume, die sie persönlich gepflanzt und gepflegt hatten, weggefressen oder abgesägt sein.

Grünhäuser hofft, dass er mit seinen Maßnahme die anderen Fichten noch retten kann. Wegen des Klimawandels und des Borkenkäfers werde Fichtenholz aus deutschen Wäldern immer mehr zur Rarität.

Besonders für die Baubranche werde das noch Konsequenzen mit sich ziehen, meint der Trierer Förster. Seiner Meinung nach wird sich der weltweite Holzmarkt nicht so schnell entspannen.

Lampertheim

Interview mit Leiter des Forstamts Trockene Wälder in Lampertheim: Wie reagieren Pflanzen und Tiere?

Felder und Wälder in der Region sind staubtrocken. Der Leiter des Forstamtes Lampertheim Ralf Schepp erklärt, wie Pflanzen und Tiere mit diesen Bedingungen klarkommen.

Stuttgart

Hilfe für Waldbesitzer Stuttgarter Start-up: Borkenkäfer-Bekämpfung aus dem All

Die Wälder werden immer trockener - ein gefundenes Fressen für den Borkenkäfer. Ein Stuttgarter Start-up-Unternehmen hat dafür nun einen Lösungsvorschlag.