Alfons Endlein begrüßt freundlich den jungen Mitarbeiter in der Teststation in der Trierer Brotstraße. Vor einigen Wochen hat Endlein in einem leerstehenden Ladenlokal wieder ein Testzentrum für kostenlose Schnelltests eröffnet. Der 40-Jährige betreibt mehrere solcher Stationen in Trier und zählt hier zu den größten Anbietern.

Die Entscheidung des Bundesgesundheitsministers Karl Lauterbach (SPD), ab Juli die kostenlosen Coronatests für jedermann abzuschaffen, macht Endlein fassungslos. Auch weil die Infektionszahlen mit dem Coronavirus inzwischen wieder steigen.
"Das ist doch völlig irre. Ohne Plan. Ohne Ziel!"
Wie sollen Kontrollen durchgeführt werden?
Die kostenlosen Bürgertests sollen nach den Vorstellungen der Bundesregierung ab Juli nur noch für Menschen bereitgestellt werden, die Symptome haben. Außerdem für ausgewählte Gruppen wie Kleinkinder und Schwangere.
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Endlein schüttelt bei dieser Aufzählung den Kopf. "Wer soll das an der Teststation denn eigentlich kontrollieren", fragt er. "Sollen meine Mitarbeiter dann die Menschen abfragen, ob sie ihre Großmutter im Altenheim besuchen wollen oder schwanger sind?"
"Wir sind doch nicht bei der Stasi!"
Mehr als 200 Mitarbeiter haben keine Sicherheit
Betroffen von Lauterbachs Plänen seien bei ihm insgesamt 250 Mitarbeitende, sagt Endlein.
Nach der Lauterbach-Entscheidung muss sich Endlein überlegen ob er einige seiner Teststationen runterfährt. Zunächst plant er, die Öffnungszeiten zu verkürzen und weniger Mitarbeiter zu beschäftigen.
"Solange es sich halbwegs trägt und wir die Mitarbeiter bezahlen können, machen wir das weiter."
Zurzeit verdient er mit den Teststationen noch Geld. Ob das nach der Lauterbach-Entscheidung allerdings in dem bisherigen Umfang so weiter geht, weiß Endlein nicht. Sicherlich müsse er erstmal Mitarbeitende entlassen und kleine Teststationen auf dem Land schließen, damit es wirtschaftlich lukrativ bleibe, so der Unternehmer.
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Lauterbachs Pläne erschweren Einschätzung des Infektionsgeschehens
Thomas Müller von der Kreisverwaltung Trier-Saarburg, zu der auch das Gesundheitsamt der Stadt Trier gehört, sieht die Entscheidung von Lauterbach ebenfalls kritisch.
"Grundsätzlich ist es nötig, dass so viel wie möglich getestet wird."
Wenn weniger getestet werde sei es schwierig, einen Überblick über das Infektionsgeschehen in der Region Trier zu behalten, sagt Müller. Die Abschaffung der kostenlosen Bürgertest sei da also kontraproduktiv.