Blick vom Rathaus auf die Innenstadt von Kaiserslautern bei Nacht (Foto: SWR)

Studie der Universität in Kaiserslautern

Wie die Babyboomer im Westen der Pfalz in Zukunft leben

Stand
AUTOR/IN
Sebastian Stollhof
Sebastian Stollhof (Foto: SWR)

In einer groß angelegten Studie befassen sich die Rheinland-Pfälzische Technische Universität in Kaiserslautern und weitere Einrichtungen mit den sogenannten Babyboomern. Erste Ergebnisse liegen nun vor.

Sie sind heute zwischen 50 und 70 Jahre und sie bilden 23 Prozent der Bevölkerung ab: die Rede ist von den sogenannten Babyboomern. Eine Generation, die älter wird und dann auch entsprechende Bedürfnisse hat.

Die Suche nach den Themen der Rentner von morgen

Wie diese aussehen, untersucht derzeit die Rheinland-Pfälzische Technische Universität in Kaiserslautern zusammen mit weiteren Forschungseinrichtungen. Das Projekt läuft unter dem Titel „Ageing Smart – Räume intelligent gestalten".

"Wir sind zehn Partner, die versuchen, in sieben Modellkommunen herauszufinden, wie es den Babyboomern geht, also wie ihr Alltag aussieht, was sie gut finden. Wir haben einen Schwerpunkt auf Wohnen, und wollen dann untersuchen, ob wir die Kommunen unterstützen können", sagt Annette Spellerberg, Professorin an der Rheinland-Pfälzischen Technischen Universität in Kaiserslautern.

Kaiserslautern und Kusel-Altenglan dabei

Neben Mannheim, Jena oder Nieder-Olm gibt es auch zwei Modellkommunen in der Westpfalz: Kaiserslautern und die Verbandsgemeinde Kusel-Altenglan. Wenn ein solch großer Teil der Gesellschaft älter werde, bedeute das auch eine Herausforderung für die Kommunen, sagt Spellerberg.

Beispielsweise im Bereich Wohnen: Dort zeigten erste Ergebnisse gerade auch in der Westpfalz, dass viele der Babyboomer seit der Geburt schon am selben Ort wohnen oder vor langer Zeit zugezogen sind. "Sie sind also sehr vertraut mit den Verhältnissen und haben eine hohe Ortsbindung", sagt die Professorin.

Menschen wollen in der Heimat bleiben

Viele wollen auch ihr Eigenheim nicht verlassen. "Es gibt in solchen Fällen oftmals auch Emotionen. Die Menschen hängen an ihrem Haus." Das habe aber auch Folgen: Vor allen Dingen, wenn es darum geht, wie junge Familien Wohnungen finden, ohne direkt neu zu bauen.

Eine Option könnte der Umbau eines Einfamilienhauses in mehrere Wohnungen sein. Und dann gebe es eben auch diejenigen, die sich vorstellen können, mal in einer seniorengerchten Wohnung zu leben. Eine solche sollte aber möglichst in ihrem Heimatort oder ihrer Stadt sein.

Es braucht seniorengerechte Wohnungen

Solchen Wohnraum brauche es. "Das wird eine ganz große Aufgabe werden, sonst gehen auch ältere Menschen nicht aus ihrer Wohnung, die angestammt, vertraut ist, die sie mögen, wo ihre Familie gelebt hat“, sagt Spellerberg. Wichtig: Solche Wohnungen müssten dann auch bezahlbar sein.

"Vielleicht können wir vor Ort manchen Impuls setzen."

Was kommt nach den Babyboomern?

Die Professorin denkt aber auch weiter. Was ist in 30 Jahren? Was ist in der Zeit nach der Babyboomer-Generation? Gut wäre es, wenn das bei den heutigen Planungen schon berücksichtigt werden würde, sagt Spellerberg. Im Idealfall durch eine mögliche Umnutzung solcher Gebäude.

Gesundheitsversorgung ist ein großes Thema

Die Gesundheitsversorgung und der Öffentliche Personennahverkehr sind weitere Themen, die die Menschen gerade in ländlichen Regionen wie der Verbandsgemeinde Kusel-Altenglan bewegen. Ebenso die fehlende Gastronomie. Sie legen auch Wert auf Freizeitangebote, wie die Ergebnisse zeigen. Sie lieben die Natur, die sozialen Kontakte, die Ruhe. Dinge, die oftmals den Menschen in der Stadt fehlen.

Besonderheit in Kaiserslautern

Für Kaiserslautern sind noch nicht alle Ergebnisse ausgewertet. Vorgestellt werden sollen diese am 25. April im Edith-Stein-Haus. Eine Besonderheit - auch im Vergleich zu anderen Städten wie Jena oder Mannheim - hat die Professorin aber bereits ausgemacht: "Kaiserslautern hat hier eine andere Geschichte. Wir kommen aus dem produktiven Bereich, haben jetzt die Uni, haben das Krankenhaus, neue Berufe in den höheren Dienstleistungen und den akademischen Bereich. Wir haben aber auch noch sehr viele Bereiche im produktiven Sektor und damit eine andere Struktur, als in Jena oder Mannheim, wo mehr Personen im akademischen Bereich selbst arbeiten und damit auch eine andere soziale Lage vor Ort. Das Durchschnittseinkommen in Kaiserslautern liegt beispielsweise deutlich unter dem in Mannheim und Jena."

Rheinland-Pfalz

Die Arbeitswelt von Morgen So verändert sich der Arbeitsmarkt in RLP, wenn die Babyboomer in Rente gehen

Allein in Rheinland-Pfalz überschreiten fast eine Million Menschen in den nächsten 10 Jahren die Altersgrenze zum Renteneintritt (67 Jahre). Wie laufen die Vorbereitungen, dass es nicht zum Kollaps des Arbeitsmarktes kommt?

Fachkräftemangel auch im Westen der Pfalz ein Thema

Ist ein Wandel hin zur Wissenschaftsstadt überhaupt sinnvoll? "Es gibt keine Alternative dazu. Wir müssen diese Ressource nutzen", sagt Spellerberg. Allerdings mit einem Aber: Auch für diejenigen ohne Hochschulabschluss müsse es in Kaiserslautern attraktive Arbeitsplätze geben. Überhaupt dürfe man eine weitere große Herausforderung nicht vergessen: der Fachkräftemangel, insbesondere auch in ländlichen Regionen.

Untersuchung der Uni läuft bis 2026

24.000 Fragebögen wurden in den Modellkommunen verschickt. Die Rücklaufquote beträgt laut der Professorin im Schnitt 25 Prozent. Damit ist sie sehr zufrieden. Bis 2026 soll die Untersuchung dauern. Von der Carl-Zeiss-Stiftung wird das Projekt mit rund 4,3 Millionen Euro gefördert.

"In punkto Planung ist es für Kommunen und Regionen wichtig, die richtige Balance zwischen bedarfsgerechten Angeboten, Schwerpunktsetzungen und Tragfähigkeiten zu finden", betont Spellerberg. Dabei soll ihnen dann künftig eine Plattform mit zahlreichen Daten helfen.

Den einen oder anderen Impuls setzen

Vorgesehen sind auch Workshops, um gemeinsam mit den geburtenstarken Jahrgänge 1955 bis 1969 Projekte zu entwickeln. "Vielleicht können wir so auch vor Ort manchen Impuls setzen", sagt die Professorin. Das wäre dann ein Beitrag, um die Rentnerinnen und Rentner von morgen beim Wechsel der Lebenssituation optimal zu begleiten. Ganz so, wie es das Ziel der Studie ist.

Kaiserslautern

Zum 1. Januar 2023 Aus zwei mach eins: Fusion der Universitäten Kaiserslautern und Landau

Zum 1. Januar sind die Technische Universität Kaiserslautern und die Universität Landau fusioniert. Es ist die zweitgrößte Uni in Rheinland-Pfalz entstanden.

Am Morgen SWR4 Rheinland-Pfalz

Pirmasens

Neues Projekt auf dem Land Was der Südwestpfalz gegen Klimawandel und Energiekrise helfen soll

Um aktiv etwas gegen die Folgen des Klimawandels zu tun, hat sich der Kreis Südwestpfalz für ein Bundesförderprogramm beworben - und als eine von nur elf Kommunen den Zuschlag erhalten.

Am Nachmittag SWR4 Rheinland-Pfalz