Die Hängepartie am insolventen Flughafen Hahn im Hunsrück zieht sich ins neue Jahr. Die Investoren haben noch immer nicht gezahlt, nun kommt ein ganz neuer Geldgeber ins Spiel: die Besitzgesellschaft des Nürburgrings. (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance/dpa | Thomas Frey)

Zukunft des Hunsrück-Airports

Nürburgring interessiert sich für insolventen Flughafen Hahn

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Die Hängepartie am insolventen Flughafen Hahn im Hunsrück zieht sich ins neue Jahr. Die Investoren haben noch immer nicht gezahlt, nun kommt ein ganz neuer Geldgeber ins Spiel.

Vor einem halben Jahr hatte die Frankfurter SWIFT Conjoy GmbH den Hahn übernommen - aber trotz unterschriebenen Vertrags und trotz Fristverlängerung immer noch nicht bezahlt. Nun könnte eine deutsche Rennstrecke mit russischem Hintergrund zum Zuge kommen.

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Vertrauliche Gespräche mit Ring-Besitzgesellschaft NR Holding

Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur spricht Hahn-Insolvenzverwalter Jan Markus Plathner auch mit der Besitzgesellschaft des Nürburgrings, der NR Holding um den wohlhabenden russischen Pharma-Unternehmer Viktor Charitonin. Dass diese schon im ursprünglichen Hahn-Bieterverfahren dabei gewesen ist, hat sie der Nachrichtenagentur vor einiger Zeit bestätigt. Zum aktuellen Stand äußerte sich die Gesellschaft nicht.

Gemäß EU-Recht erhält in einem solchen Verfahren der Bieter mit dem höchsten Gebot den Zuschlag, hier also seinerzeit die SWIFT Conjoy GmbH in Frankfurt. Sollte diese ihre Zahlungsverpflichtungen nicht erfüllen, kann der Insolvenzverwalter auf unterlegene Interessenten zugehen - und von SWIFT Conjoy womöglich Schadenersatz verlangen.

"Dass es im Transaktionsprozess zu Verzögerungen kommt, ist ärgerlich", so Plathner. "Wir prüfen weitere Maßnahmen und Alternativen, um schnell Klarheit für den Flughafen Frankfurt-Hahn zu schaffen." Zu neuen möglichen Investoren am Hahn äußerte sich Plathner bislang nicht.

SWIFT Conjoy hatte im Juni 2022 neue Investitionen und Jobs am Airport angekündigt. Bislang hat sie auf mehrere dpa-Anfragen nicht reagiert.

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Nürburgring profitiert vom aktuellen Haupteigentümer

Der ebenfalls einst insolvente Nürburgring floriert mit dem aktuellen russischen Haupteigentümer Charitonin wieder. Die Rennstrecke in der Eifel hat etliche wirtschaftliche Standbeine von Motorsport und sogenannten Touristenfahrten von Hobbyrennfahrern über Firmenevents bis hin zum legendären Musikfestival Rock am Ring.

Charitonin auf keiner EU-Sanktionsliste

Kurz nach Russlands Überfall auf die Ukraine hatte im März 2022 ein Sprecher der Betreibergesellschaft des Nürburgrings erklärt, gemeinsam mit Charitonins Holding "stehen wir dafür, Menschen aus der ganzen Welt zusammenzubringen - fernab von Herkunft, Hautfarbe, Vorlieben oder Religion". Auch Russen und Ukrainer kämen zum Nürburgring. Charitonins Name steht auf keiner EU-Sanktionsliste für Russland.

Nach Corona-Pandemie: Entwicklung am Hahn "erfreulich"

Nach mehr als einem Jahr Hahn-Insolvenz in der Corona-Pandemie teilt Insolvenzverwalter Plathner mit: "Der Geschäftsbetrieb hat sich in den vergangenen Monaten erfreulich entwickelt. Es wurde ein ganzes Bündel an Sanierungsmaßnahmen umgesetzt, die den Flughafen Hahn wieder attraktiver für Airlines und Passagiere machen." Der Betrieb an dem Airport mit einer seltenen und begehrten Nachtfluggenehmigung - aber ohne Bahnanschluss, werde "in vollem Umfang weitergeführt".

Zahl der Ziele und der Passagiere gesteigert

Die Zahl der Flugziele vom Hahn aus wächst wieder. Für den am 26. März 2023 beginnenden Sommerflugplan seien schon mehr Flugverbindungen als im Corona-Sommer 2022 angekündigt, so ein Sprecher. Laut der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen (ADV) steigerte sich auch die Zahl der Passagiere am Hahn von Januar bis November 2022 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 105,6 Prozent auf rund 1,26 Millionen. Das Frachtgeschäft verringerte sich indes um 14,9 Prozent auf 203.495 Tonnen.

Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Koblenz dauern an

Derweil laufen die schon vor zweieinhalb Jahren begonnenen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Koblenz am Hahn weiter. Es geht um den Verdacht auf bandenmäßige Untreue, Subventionsbetrug und Insolvenzverschleppung.

Die Staatsanwaltschaft hat nach eigenen Worten Verfahren gegen einst "fünf Verantwortliche von sechs am Hahn tätigen Firmen und einen Geschäftspartner" eingeleitet. Bei zwei Razzien wurde umfangreiches Beweismaterial sichergestellt. Wie lange die Ermittlungen noch andauern, sei unklar, so eine Sprecherin der Anklagebehörde.

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