Studierende der Uni Landau helfen zum Schulstart an der Gräfenauschule in Ludwigshafen. (Foto: SWR)

Schulleiterin fordert mehr Sprachförderung

Voraussichtlich 44 Sitzenbleiber in der Ludwigshafener Gräfenauschule

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Die Grundschule Gräfenau in Ludwigshafen hatte vor einem Jahr für Aufsehen gesorgt, weil 39 der 126 Erstklässler das Schuljahr wiederholen mussten. In diesem Jahr sind es noch mehr.

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In der Gräfenauschule in Ludwigshafen werden wohl auch in diesem Schuljahr voraussichtlich 44 Kinder die erste Klasse wiederholen müssen. Das bestätigte die Schulleiterin Barbara Mächtle dem SWR. Das sind fünf mehr als im vergangenen Jahr.

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Sie schränkte allerdings ein, dass es letztlich von den Eltern abhänge, wie viele Kinder tatsächlich nicht in die zweite Klasse versetzt würden. Denn in der Grundschule könne man im eigentlichen Sinn nicht sitzenbleiben. Es handele sich um eine Empfehlung an die Eltern, der sie nicht folgen müssten.

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Nach wie vor seien mangelnde Sprachkenntnisse das Hauptproblem, so Mächtle. Sie fordert mehr Personal für Sprachförderung an allen Grundschulen der Stadt. Dem SWR sagte Mächtle, ohne verstärkte Sprachförderung dürften die Zahlen im nächsten Jahr ähnlich aussehen.

Sie wisse, dass es nicht von heute auf morgen gehe, Strukturen zu verändern, so Mächtle. Daher sei es sinnvoll, mit den Schulen ins Gespräch zu kommen, welche Art von Sprachförderung sie benötigten. In Ludwigshafen plädierte Mächtle für einen "vorgeschalteten" Sprachkurs vor der Einschulung.

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Viele Kinder sprechen nicht ausreichend Deutsch und können dem Unterricht daher nicht ausreichend folgen. Für die ersten sechs Wochen des Schuljahres hatte die Gräfenauschule Hilfe von Lehramts-Studierenden der Rheinland-Pfälzischen Technischen Universität Kaiserslautern-Landau (RPTU) bekommen. Sie hatten die Lehrkräfte in den Klassen unterstützt, bei Sprachproblemen geholfen und versucht, die Kinder individuell zu fördern.

Im Fokus standen drei inhaltliche Schwerpunkte: die Förderung der Sprachkenntnisse, der mathematischen Grundkenntnisse sowie der feinmotorischen Fähigkeiten wie etwa das Stifthalten. Anschließend waren die Lehrkräfte in der Gräfenauschule wieder auf sich alleine gestellt gewesen.

Ministerium von Entwicklung überrascht

Das Bildungsministerium zeigte sich überrascht, dass die "massive Unterstützung" bislang nicht zu einer Besserung an der Schule geführt hat. Warum das so sei, wolle man "in engem Kontakt mit der Schulleitung und dem Kollegium" erörtern. Zugleich wies das Ministerium darauf hin, dass die Maßnahmen Zeit bräuchten, bis sie "vollumfänglich" wirken könnten.

Aus Sicht des Ministeriums ist die Gräfenauschule personell gut ausgestattet. Man habe der Grundschule im laufenden Schuljahr rund 310 Lehrerwochenstunden zusätzlich zum Pflichtsoll (684,5 Lehrerwochenstunden) zugewiesen, hieß es. Das entspreche etwa zwölf zusätzlichen Vollzeitstellen. Von den zusätzlichen 310 Wochenstunden dienten 143 der Sprachförderung. Das entspreche rund 5,7 Vollzeitstellen. Mit dieser Personalausstattung gehe man weit über den Pflichtbedarf hinaus.

Lehrerverband kritisiert Sprachvermittlung im Land

Der Philologenverband Rheinland-Pfalz kritisierte die Art und Weise, wie im Land Deutsch als Fremdsprache vermittelt wird. Das Bildungsministerium stelle sich vor, fremdsprachige Kinder würden Deutsch lernen, indem sie es einfach "aufsaugen", sagte die Verbandsvorsitzende Cornelia Schwartz. Dabei gehe das Ministerium davon aus, dass diese Kinder ständig von Deutsch umgeben seien und nur eine Art “Sprachbad“ nehmen müssten.

Diese Vorstellung sei jedoch falsch, so Schwartz. An der Gräfenauschule etwa gebe es außer den Lehrern kaum deutsche Muttersprachler. Sinnvoll seien stattdessen gezielte Intensivkurse auf verschiedenen Sprachniveaus, bevor die Kinder auf Klassen verteilt würden. Sprachbegabte Kinder könnten so schnell integriert werden, andere würden gezielt gefördert.

Viele Kinder mit Migrationshintergrund in der Gräfenauschule

Die Gräfenauschule liegt im Ludwigshafener Stadtteil Hemshof, wo besonders viele Migrantinnen und Migranten leben. In der Schule selbst haben etwa 98 Prozent der Kinder einen Migrationshintergrund. Viele Kinder haben außerdem vor ihrer Einschulung nie eine Kita besucht. Dazu hat die Gräfenauschule einen Schwerpunkt mit Inklusionskindern.

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