Reinhold Würth nimmt an einem Rundgang durch das Innovationszentrum Curio des Handelskonzern Würth teil (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Marijan Murat)

Reinhold Würth warnt vor AfD

Meinung: AfD gibt dem Schraubenkönig recht

Stand
AUTOR/IN
Stefan Giese
Bild von Stefan Giese  (Foto: SWR, SWR/Christian Koch)

Der Unternehmer Reinhold Würth warnt seine Beschäftigten vor der AfD. Die Reaktion der selbsternannten Alternative darauf zeigt, wie richtig er liegt, meint Stefan Giese.

Der Schraubenkönig aus dem Kochertal, Reinhold Würth, hat seinen 25.000 Mitarbeitenden einen Brief geschrieben. Auf fünf Seiten macht er sich Gedanken über die politische Lage im Land. Die Ampelregierung beschreibt er als einen durcheinanderrennenden Hühnerhaufen, der ein Land regiere, in dem immerhin niemand hungern oder frieren müsse. Die Bürger des Landes könnten „ein eher freiheitliches Leben leben“, hätten „einen guten oder mindestens angemessenen Arbeitsplatz“ und selbst für Urlaub sei viel Geld vorhanden.

Video herunterladen (59,8 MB | MP4)

Würth erwartet von der AfD nichts Gutes

Nicht blendend, aber auch nicht dramatisch hierzulande, so lässt sich die Analyse des bundesweit bekannten Unternehmers Würth aus Künzelsau verstehen. Umso mehr appelliert er an seine Mitarbeitenden, nicht die AfD zu wählen. "Bloß wegen ein bisschen Spaß an der Freude Rabatz zu machen und aus Unmut über die Ampelregierung die AfD zu wählen, ist einfach zu wenig", schreibt er wörtlich. Der AfD attestiert er, „mindestens eine Demokratur oder gar eine Diktatur einführen“ zu wollen. Den Protesten gegen Rechtsextremismus schließe er sich „voll“ an. Seine „Empfehlung“ ist es, am Grundgesetz, der Meinungsfreiheit und der Vielfalt der demokratischen Parteien festzuhalten.

Bild von Stefan Giese  (Foto: SWR, SWR/Christian Koch)
Eine Meinung von Stefan Giese

Selbstverständlich geht es Reinhold Würth nicht das Geringste an, ob und wen seine Beschäftigten wählen. Aber es ist sein gutes Recht, in einem Brief an sie seine Meinung zu äußern – so wie es deren Recht ist, diese Meinung in den Wind zu schlagen und keinerlei Beachtung zu schenken. Wer es allerdings nicht so mit dem Recht auf freie Meinungsäußerung hat, ist die angesprochene AfD.

So schnell wird aus Kritik „Hetze“

Es versteht sich von selbst, dass sie von Würths Appell nicht begeistert ist. Das kann man ihr meines Erachtens nicht verübeln. Für den Fraktionsvorsitzenden im baden-württembergischen Landtag, Anton Baron, ist er jedoch nichts weniger als Teil einer „Hetzkampagne gegen die AfD“, mit der Würth eine „rote Linie überschritten“ habe – kleiner geht’s bei der AfD offensichtlich nicht. Baron spricht in diesem Zusammenhang von „Denk- und Sprachverboten“ und behauptet, die Demos gegen Rechts seien – na klar – antidemokratisch.

In meinen Augen zeigt sich hier einmal mehr, was Meinungsfreiheit für die AfD heißt: Freiheit nur für die eigene Meinung – denn alle anderen sind eben nur antidemokratische Hetze. Den besten Beleg, dass der Schraubkönig aus dem Kochertal mit seiner Einschätzung der AfD so falsch nicht liegt, liefert die AfD selbst.

Künzelsau

Appell, die AfD nicht zu wählen Künzelsauer Unternehmer Würth verschickt Anti-AfD-Schreiben

In einem fünfseitigen Schreiben an alle Mitarbeitenden hat sich der Milliardär und Unternehmer Reinhold Würth am Montag gegen die AfD positioniert.

SWR4 BW am Morgen SWR4 Baden-Württemberg

Künzelsau

Politikwissenschaftler betont Diskurs-Effekt Mitarbeiter stolz, Lob von Kretschmann: Würth erhält viel Zustimmung für seine AfD-Kritik

Ministerpräsident Winfried Kretschmann freut sich, dass sich die Wirtschaft für den Erhalt einer stabilen Demokratie engagiert. Er lobt den Brief des Unternehmers Reinhold Würth.

SWR4 am Nachmittag SWR4

Baden-Württemberg

BR-Recherche zur AfD Auch Bundestagsabgeordnete der AfD aus BW beschäftigen Rechtsextreme

Von der "Identitären Bewegung" bis zur "Neuen Rechten" - die AfD im Bundestag beschäftigt nach BR-Recherchen mehr als 100 Rechtsextreme. Sie sind auch für Abgeordnete aus BW tätig.

Mehr Meinungen im SWR

Verfassungsgericht prüft neues Wahlrecht Meinung: Nicht mehr im Bundestag? Selbst schuld!

Die Unionsparteien und „Die Linke“ klagen gegen das neue Wahlrecht. Dass sie sich vor ihm fürchten müssen, haben sie sich allerdings selbst anzukreiden, meint Stefan Giese.

„Zwei Minuten“: Die Kolumne zum Wochenende Meinung: Fahrverbote - Politik nach Wissing-Methode

Etwas vom Tisch wischen oder aufs Tapet bringen: Die Methode-Volker-Wissing beim Thema Fahrverbote hat System.