Würth verpasst ganz knapp die Marke von 20 Milliarden Euro (Foto: Pressestelle, Würth)

Appell, die AfD nicht zu wählen

Künzelsauer Unternehmer Würth verschickt Anti-AfD-Schreiben an 25.000 Mitarbeitende

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Jakob Fandrey
SWR-Redakteur Jakob Fandrey (Foto: SWR)

In einem fünfseitigen Schreiben an alle Mitarbeitenden hat sich der Milliardär und Unternehmer Reinhold Würth am Montag gegen die AfD positioniert.

Der Unternehmer Reinhold Würth aus Künzelsau (Hohenlohekreis) hat sich in einem fünfseitigen Schreiben an alle über 25.000 Mitarbeitenden in Deutschland mit einer "außergewöhnlichen Nachricht" gegen die AfD positioniert.

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Würth: Niemand muss "wegen ein bisschen Spaß an der Freude" Rabatz machen

Normalerweise äußere sich die Würth-Gruppe nicht zu politischen Themen, "aber in diesem Fall der AfD sehe ich mich in Übereinstimmung mit Abermillionen deutscher Bürger", schreibt Reinhold Würth mit Blick auf die Demonstrationen gegen Rechtsextremismus. Er schließe sich diesem Protest voll an, so der 88-Jährige.

Den Menschen in Deutschland gehe es gut, niemand müsse hungern oder frieren, sogar für Urlaube sei viel Geld vorhanden. "Bloß wegen ein bisschen Spaß an der Freude Rabatz zu machen und aus Unmut über die Ampelregierung die AfD zu wählen, ist einfach zu wenig", heißt es wörtlich im Schreiben.

Ist es nicht wunderbar, dass unser Deutschland eine Ampelregierung aushalten kann, die in vielen Teilen wie ein Hühnerhaufen durcheinanderrennt und doch trotzdem das eine oder andere positive Gesetz auf den Weg bringt?

Unternehmer verweist auf Freiheit und Wohlstand in Deutschland

Heute werde in vielen Diskussionen eine Parallelität zu der Weimarer Zeit konstruiert, "was absoluter Unsinn ist", heißt es weiter. "Rekapitulieren wir einfach einmal, in welcher Zeit wir leben: Im Gegensatz zur Weimarer Zeit muss in unserer heutigen Bundesrepublik Deutschland kein Mensch hungern oder frieren. Die Sozialeinrichtungen des Bundes und der Länder überschütten geradezu die Bedürftigen mit Hilfsangeboten."

Auch wenn die AfD das Gegenteil propagiere, sei es der Normalfall, "dass heute die Bürger in Deutschland wohl etabliert ein eher freiheitliches Leben leben können und einen guten oder mindestens angemessenen Arbeitsplatz haben". Weiter schreibt Würth, dass er wette, dass der durchschnittliche AfD-Wähler über ein eigenes Auto verfüge und mindestens einmal im Jahr in den Urlaub fahre.

Der 88-Jährige ist bereits in der Vergangenheit mit markanten Aussagen aufgefallen. Vergleichbare politische Stellungnahmen und Aufforderungen an alle Mitarbeitenden in Deutschland sind jedoch auch vom Schraubenmilliardär aus Künzelsau ungewöhnlich.

Ich appelliere an jede Bürgerin und jeden Bürger und auch an Sie, liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, überlegen Sie, wem Sie bei den verschiedenen Wahlen Ihre Stimme geben.

Reinhold Würth in einem Interview 2023 (Foto: SWR, Simon Bendel)
Reinhold Würth positioniert sich klar gegen die AfD.

BW-Finanzminister Bayaz reagiert auf AfD-Positionierung von Würth

Unmittelbar nach Bekanntwerden des Schreibens gab es erste Reaktionen auf die Inhalte. So schrieb beispielsweise der baden-württembergische Finanzminister Danyal Bayaz (Grüne) am Montagabend auf X (früher Twitter): "Danke für die klare Haltung!"

Der Fraktionschef der AfD im baden-württembergischen Landtag, Anton Baron, kritisierte Würth dagegen scharf. Er beteilige sich an "der Hetzkampagne gegen die AfD", schrieb Baron am Montagabend auf seiner Facebook-Seite. Es dürfe in einer Demokratie keine Denk- und Sprechverbote geben, niemand dürfe einem anderen eine Meinung aufzwingen wollen. "Was wohl mit den Mitarbeitern passiert, die trotzdem die AfD unterstützen oder wählen? Werden sie denunziert oder gar entlassen?", so Baron weiter.

Henning Otte aus der SWR-Redaktion Landespolitik ordnet den Brief des Unternehmers ein:

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Viele Reaktionen auf X

Auf X gab es auch sehr viel Kritik an Reinhold Würth. Ein User schrieb, er achte Würth als Unternehmer - doch er solle sich aus der Tagespolitik heraushalten. Eine andere teilte mit, sie brauche niemanden, der ihr quasi diktiere, wen sie "nicht zu wählen habe".

Würth erhielt aber auch Rückendeckung: Das sei "ein schönes Beispiel für Sozialkompetenz, man kann es auch als unternehmerische Verantwortung bezeichnen", so ein User.

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