Die seit der Corona-Pandemie schwächelnde Meyer Werft in Papenburg (Kreis Emsland) wird für Disney vier Kreuzfahrtschiffe bauen. Es handelt sich um den größten Auftrag in der 229-jährigen Firmengeschichte. Unternehmensleitung, Betriebsrat und ein Gewerkschaftsvertreter teilten mit, die Schiffe würden zwischen 2027 und 2031 an die Disney Cruise Line ausgeliefert. Die Nachricht kommt für den verunsicherten Wirtschaftsstandort Deutschland gerade zur richtigen Zeit.
Exportkreditgarantie in Milliardenhöhe
Über dem gelungenen Coup liegt eine ökologisch-dunkle Wolke. Es braucht das Bundeswirtschaftsministerium unter Führung von Robert Habeck (Grüne) und die niedersächsische Landesregierung für eine milliardenschwere Exportkreditgarantie, sprich Bürgschaft. Dabei zählt die Kreuzfahrt-Branche zu den Bremsern in Sachen Klimaneutralität, wie das aktuelle Kreuzfahrtranking des Naturschutzbund Deutschland (NABU) erweist. Kein Wunder, dass Robert Habeck mit dem Thema nicht prahlt, sondern es öffentlich niedrig hängt.
Als Historiker fällt mir ein weiteres zwiespältiges Ereignis in der deutschen Werftengeschichte ein. Zu den Müttern und Vätern des Wirtschaftswunders zählt der griechische Reeder Aristoteles Onassis, der seine Schiffe in Hamburg, Bremen und Kiel bauen ließ. Darunter auch Walfangschiffe. Die späteren Besatzungen scherten sich nicht um lokale Fangquoten. Mit ihrer Methode bereiteten sie den Tieren ein elendiges Sterben. Bis in die Gegenwart zeigt der Schiffsbau sein Doppelgesicht als Wirtschaftsmotor mit wenig Rücksicht auf sonstige Verluste.
Ich würde niemals mit einem Disney-Kreuzfahrtschiff reisen, aber ich bin froh, dass einige von ihnen in Deutschland und nicht in Asien gebaut werden. Wirtschaftlicher Wohlstand – in diesem Fall die Arbeitsplätze von dann noch 3000 Menschen – bleibt für mich die härteste Währung für politisches Handeln.