Der Ellwanger Batteriehersteller VARTA produziert in vielen Teilen wieder, jedoch sind noch nicht alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wieder im Dienst. Die Folgen der Cyberattacke Mitte Februar sind noch immer zu spüren.
Wie das Unternehmen auf SWR-Anfrage mitteilte, konnte man in vielen Teilen wie geplant die Produktion wieder hochfahren. Kundenaufträge würden nun nach und nach wieder abgearbeitet.
VARTA setzte Beschäftigte an allen Standorten ein
Direkt nach der Attacke hatte VARTA die Beschäftigten in allen Werken in Deutschland, also Ellwangen, Dischingen und Nördlingen, sowie in den Werken in Rumänien und Indonesien für Wartungs-, Instandhaltungs- und Vorbereitungsarbeiten eingesetzt. Das ist laut einem Unternehmenssprecher auch heute noch der Fall. "Die Beschäftigten werden an allen Standorten entsprechend der Auslastung der Produktion und der damit verbundenen Verwaltungsaufgaben eingesetzt. Aktuell sind dadurch noch nicht alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wieder im Dienst."
Cyberattacke wirkt sich auch auf Beschäftigte aus
Diese würden, so eine Vereinbarung von Geschäftsleitung und Betriebsrat, vor allem freie Tage und Überstunden abbauen. Ob es wegen der Cyberattacke Kündigungen geben könnte oder ob sie sich auf die laufende Restrukturierung der VARTA AG auswirkt, dazu sagte der Unternehmenssprecher nichts.
Polizei ermittelt nach Cyberangriff auf VARTA
Wie die Angreifer auf die Systeme von VARTA zugreifen konnten, versucht die Kriminalpolizei Aalen zu ermitteln. Das neu gegründete Cybercrime-Zentrum Baden-Württemberg, das bei der Generalstaatsanwaltschaft Karlsruhe angesiedelt ist, habe die Leitung des Ermittlungsverfahrens übernommen, teilte die Polizei mit. "Derzeit werden digitale Spuren erhoben und ausgewertet. Schon aus ermittlungstaktischen Erwägungen können darüber hinaus derzeit keine näheren Angaben gemacht werden", heißt es in einer Mitteilung an den SWR.
4.200 Beschäftigte betroffen Cyberattacke: Langer Stillstand bei Ellwanger Batteriehersteller VARTA
Nach dem Cyberangriff Mitte Februar ist der Betrieb des Ellwanger Batterieherstellers VARTA weiterhin lahmgelegt. Experten arbeiten daran, die Systeme wieder hoch zu fahren.
IHK warnt: Auch kleinere Unternehmen werden angegriffen
"Ich würde jedem Unternehmer raten, nicht darüber zu reden, wo die Schwachstelle war", rät Peter Schmidt, Bereichsleiter Innovation und Digitalisierung bei der Industrie- und Handelskammer Ostwürttemberg. Denn damit mache man sich verwundbar für andere Angreifer und locke sie an. "Denn egal, wie gut die Sicherheitsmaßnahmen sind, einen restlosen Schutz kann man nicht gewährleisten", sagt Schmidt.
Viele Firmen zeigen Cyberangriffe nicht an
Laut Schmidt nehmen die Cyberangriffe zu, die bei der Polizei gemeldeten Angriffe seien nur die Spitze des Eisberges. Meist sei unklar, wer der Gegner ist. Es gebe zwei Sorten von Angreifern: Die "finanzorientierten" seien darauf aus, mit der Attacke Geld zu verdienen, indem sie das Unternehmen erpressen oder dessen Daten verkaufen. Die "missionsorientierten" hätten eine politische Motivation, das System anzugreifen und lahm zu legen. Von diesen Angriffen seien nicht nur die großen Firmen betroffen, sondern auch die kleinen, betont Schmidt.
Cyberangriffe kosten Arbeitsplätze und schaden dem Image
Unternehmen, die angegriffen würden, hätten oft nur die Alternative, Lösegeld zu zahlen oder in Insolvenz zu gehen und das koste am Ende dann Arbeitsplätze, so der IHK-Experte. Der Schaden eines Cyberangriffs sei schwer zu beziffern: Zum einen sei da der Ausfall, da der Betrieb nicht mit den Kunden kommunizieren, keine Rechnungen stellen oder bezahlen könne und die Produktion still stehe. Zum anderen gehe es um die rechtliche Seite, denn wenn Daten gestohlen wurden, werde die Datenschutzbehörde aktiv. Nicht zuletzt gehe es auch um den Imageschaden für das betroffene Unternehmen und diese Auswirkungen ließen sich nicht in Zahlen benennen.