Ein Tatverdächtiger steht laut Polizei nun fest. Er soll dem Café und der Kaffeerösterei SUEDHANG eine Hassmail geschrieben haben. Das Café hatte Anzeige gegen unbekannt erstattet. Wie die Polizei mitteilt, dauern die Ermittlungen zu weiteren E-Mails und deren möglichen strafrechtlichen Relevanz noch an. Nach Abschluss der Ermittlungen sollen die Anzeigen dann an die Staatsanwaltschaft übergeben werden.
Der Hintergrund: Das Tübinger Café SUEDHANG wollte keine Geschäfte mit Personen machen, deren politische Haltung es nicht teilt. Wer online bei der gleichnamigen Rösterei Kaffee bestellen wollte, musste deshalb erst einmal ein Häkchen setzen und erklären, dass er oder sie nicht mit der AfD sympathisiert. Dafür hatte das Café vor etwa zwei Wochen eine Checkbox in seinen Kaufvorgang eingeführt, also ein Kontrollkästchen. Seitdem sieht sich das Team des Cafés mit vielen Reaktionen konfrontiert: Neben Zustimmung und Bestärkung hat es auch viele Hassmails erhalten.
Erklärung gegen AfD verpflichtend
Die erste Erklärung auf der Homepage des Cafés lautete: "Hiermit erkläre ich, dass ich mich von rechtem Gedankengut distanziere. Insbesondere hege ich keinerlei Sympathien für die AfD und ihr nahestehende Gruppierungen." Nachdem daraufhin neben Hassmails auch die Website von Hackern attackiert worden sei, änderte das Café den Text, so SUEDHANG. Es verlangte folgend eine Erklärung zu den Werten des Grundgesetzes und eine Ablehnung des "rechtsradikalen Konzepts der Remigration". Noch am selben Abend jedoch entfernte es die Checkbox ganz aus dem Onlineshop - um nach eigenen Angaben seine Mitarbeitenden zu schützen.
Café aus Tübingen bekommt etwa 200 Hassmails
Laut dem Café-Inhaber Martin Lai bekam er für seine Aktion viel Zustimmung. Auf Instagram sprechen viele Menschen dem Café Mut zu und loben es für die klare politische Haltung. Allerdings gingen auch etwa 200 kritische E-Mails beim Café ein, viele von Menschen, die sich als Wählerinnen und Wähler der AfD bezeichnen. Darunter die Meinung, Ausgrenzung Andersdenkender oder eine Gesinnungserklärung sei kein adäquates Mittel für ein Café.
In den Zuschriften gab es allerdings auch Beleidigungen und Gewaltandrohungen, zum Beispiel: "Ich bringe noch ein paar Kumpels mit und werde euch mal einen ordentlichen Besuch abstatten. Scheiß Rattenpack." Oder: "Ich wünsche euch den Tod." Lai brachte zwei der E-Mails zur Anzeige. Die Polizei ermittelt weiter.