Salli zemme! Ich bin David Zastrow und Multimedia-Redakteur im Studio Freiburg. Diese drei Themen haben mich diese Woche beschäftigt:
- Insolvenz bei Galeria Karstadt Kaufhof: "Dann ist ja Freiburg total tot!"
- Schildkröten und Pythons: "Nun stehen sie alle auf Kleinanzeigenportalen!"
- Streiks: Wie groß ist das Verständnis für Ärzte und Co.?
Insolvenz bei Galeria Karstadt Kaufhof: "Dann ist ja Freiburg total tot!"
Täglich grüßt das Murmeltier. Oder zumindest jährlich. Die dritte Insolvenz in nur dreieinhalb Jahren bei Galeria Karstadt Kaufhof bekümmert die Angestellten im Unternehmen und natürlich auch die Menschen in Lörrach, Offenburg und Freiburg. Denn, was heißt das für die Innenstädte, wenn eine der vier südbadischen Filialen schließen müsste? "Dann ist ja Freiburg total tot!", antwortet eine Frau in der Freiburger Fußgängerzone.
Genau gegenüber dem Kaufhaus: Leerstand im Modehaus Kaiser. Seit zwei Jahren. Ein Blick dorthin verstärkt die Angst einer leblosen Innenstadt und zeigt, wie lange eine Neuausrichtung dauern könnte. Geht der Kelch abermals an den südbadischen Standorten vorüber? Die Antwort: ja womöglich, es sieht gut aus!
In der Chefetage verbreitet man derzeit nicht nur Optimismus, nein, man ist sogar richtig stolz. Ungewöhnlich offen und unerwartet zufrieden empfing uns diese Woche der Betriebsratsvorsitzende der Galeria Karstadt Kaufhof-Filialen Freiburg, Johannes Kempter, in den Verkaufsräumlichkeiten. Der Grund: die Standorte im Breisgau gehören zu den Top-Filialen in Deutschland.
Man verdiene richtig Geld, meint er. Man könnte sogar 20 bis 30 Leute neu einstellen. Und noch mehr: die totgeglaubte Stoffabteilung bei Galeria Karstadt Kaufhof in Freiburg sei eine wahre "Goldgrube", sagt Kempter. Aufgeblüht in Coronazeiten, als die Freiburger Bürgerinnen und Bürger offensichtlich immer mehr eigene Sachen herstellen wollten.
Und, bis zu sieben Millionen Besucher kommen jedes Jahr allein in die zwei Freiburger Warenhäuser, sagt Freiburgs Oberbürgermeister Martin Horn. Auch die anderen beiden Filialen in Lörrach und Offenburg laufen gut, heißt es. Geld ist also da! Doch die Wirtschaftsexperten warnen, man müsse sich bewegen. "Die Emotionen fehlen auf den Flächen", sagt Professor Carsten Kortum von der Dualen Hochschule Baden-Württemberg. Mit lokalen Produkten und mehr Events reagiert man in Freiburg. Denn eins ist klar, Stillstand führt zu Leerstand.
Über die Insolvenz bei Galeria Karstadt Kaufhof hat SWR Aktuell Baden-Württemberg am 31.1.2024 berichtet.
Schildkröten und Pythons: "Nun stehen sie alle auf Kleinanzeigenportalen!"
Während man also bei der Warenhauskette in Südbaden große Hoffnungen auf einen Verbleib hegen darf, sind die Türen bei der einzigen Reptilien-Auffangstation in Baden-Württemberg bereits geschlossen. Bei Dragon Shelter in Freiburg stehen Bürger und Bürgerinnen derzeit mit ihren exotischen Tieren vor verschlossenen Türen. Aufnahmestopp für Gifttiere, Spinnen oder Schlangen! heißt es da. Der Grund: Keine Mäuse mehr da. Also Kröten, ja Piepen halt. Schotter. Ach ihr wisst, was ich meine: keine Scheine!
Vorstand Johannes Bockstaller zählt auf, was in den vergangenen Wochen nicht mehr aufgenommen werden konnte:
- Zehn Kornnattern aus dem Breisacher Naturschutzgebiet,
- eine graugebänderte Königsnatter,
- zwei Kaiserboas,
- eine über vier Meter lange Tigerpython,
- zwei Schildkröten,
- vier Leopardgeckos,
- zwei Bartagamen,
- zwei Axolotl,
- ein Taggecko
- eine Milchnatter
"Die meisten haben wir einfach ans Tierheim weitergeleitet - nun stehen sie alle auf Kleinanzeigenportalen", sagt Bockstaller. Bei 8.000 Euro Schulden hat der Verein Dragon Shelter die Reißleine gezogen und die aktive ehrenamtliche Arbeit eingestellt. Ich frage mich, warum die Tierexperten im Dragon Shelter überhaupt ehrenamtlich arbeiten müssen. In welchen Auffangstationen würde die Stadt ansonsten ausgesetzte oder beschlagnahmte Reptilien und Wirbellose unterbringen? Nach Australien ins Dschungelcamp schicken, geht ja schlecht.
Freiburgs Finanzbürgermeister, Stefan Breiter, antwortet: "Es besteht eine vertragliche Regelung mit dem Tierheim Freiburg e.V., wonach herrenlose Fundtiere durch das Tierheim Freiburg aufzunehmen sind." Ja die freuen sich! Nicht! Das Tierheim platzt schon aus allen Nähten und dort dreht man jeden Cent zwei Mal um.
Wie geht es nun also weiter? Die Zeit drängt. Der Frühling, der für die Abgabesaison der Weihnachtstiere im April bekannt ist, steht vor der Tür. Nun muss der Verein einen Weg einschlagen, den er vermeiden wollte: Kommerzialisierung. "Wir haben in Zusammenarbeit mit den etablierten Auffangstationen einen Einstellungsvertrag für Fundtiere und Beschlagnahmungen übernommen. Das macht Tierabgaben zukünftig sehr teuer", sagt Johannes Bockstaller von Dragon Shelter. Die Folge: gefährliche Tiere könnten einfach ausgesetzt werden, da sich die privaten Halter die Abgaben von über 200 Euro nicht leisten können oder wollen.
"Wir sind weiterhin dauerhaft besorgt", meint Bockstaller weiter. Der Verein bleibt ständig auf Kosten sitzen. "Heitersheim kommt nicht für sein Chamäleon auf, Breisach kommt nicht für ihre drei Fundpythons aus dem Naturschutzgebiet auf und so weiter." Es brauche unbedingt einen Vertrag mit der Stadt Freiburg, der dem Verein ein Tierheim-Status gewährt. Er diene dann als "Flatrate" für die Tieraufnahme. Damit sei allen geholfen.
Über die Rettung von Dragon Shelter hat SWR Aktuell Baden-Württemberg am 29.1.2024 berichtet.
Streiks: Wie groß ist das Verständnis für Ärzte und Co.?
In Freiburg hat ver.di am Freitag rund 900 Beschäftigte der kommunalen Verkehrs AG (VAG) zum Streik aufgerufen. Straßenbahnen und Busse, sowie die Schauinslandbahn stehen seit 3:30 Uhr morgens bis zum Betriebsschluss am Samstagmorgen still. Gut, dass man in Freiburg so gerne Fahrrad fährt. Das haben diese Woche auch die Ärztinnen und Ärzte der Uniklinik gemacht.
Es waren insbesondere jüngere dabei, die mit einer Fahrraddemo von der Innenstadt zum Klinikum geradelt sind. Mit Trillerpfeifen, teils in weißen Kitteln. Die Uniklinik hat fast jede dritte Operation verschoben. Und da haben wir es wieder, unser Lieblingsthema: Schotter, Moneten, Kohle! Die Forderung: 12,5 Prozent mehr vom Kies, bitte, sagen die Mediziner.
Ich find es ja ziemlich wild zurzeit. Überall scheinen die Arbeitskräfte überlastet und wünschen sich mehr Wertschätzung und Moos. Bauern, Lokführer, Sicherheitspersonal, Straßenbahnfahrer und Medizinerinnen. Im Chor schreien sie: weniger Arbeit, mehr Knete! Ich kann es verstehen. Gestiegene Kosten verlangen mehr Zaster. Wie seht ihr das?
Über die Streiks der Ärzte hat SWR Aktuell Baden-Württemberg am 30.1.2024 berichtet. Über die Streiks im ÖPNV hat SWR Aktuell Baden-Württemberg am 02.2.2024 berichtet.
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