Vorsicht, Achtung, rutschig! Hey, ich bin Maxim Flößer, Redakteur im Studio Stuttgart. Und sowas habe ich noch nicht erlebt: Diese Woche ist quasi die gesamte Region Stuttgart auf dem Glatteis ins Schlingern geraten. Hunderte Autounfälle, überfüllte Notaufnahmen - es war ein einziges Chaos. Ich hoffe, ihr seid unbeschadet über das Eis geschlittert.
Wegen des Glatteises waren die Straßenmeistereien in der Region quasi im Dauereinsatz und haben die Straßen mit Salz oder einer Salzlösung besprüht. Klar, womit auch sonst, wobei Salz nur in Notfällen benutzt werden darf. Aber habt ihr schon mal von Gurkenwasser als Alternative gehört? Nein? Gut! Dann will ich euch hier meine Top Drei der Alternativen zu Streusalz präsentieren.
- Gurkenwasser aus Esslingen bei Glatteis?
- Im "Dry January" den Alkohl lieber auf die Straßen kippen?
- Süß statt salzig: Die Schweiz hat es vorgemacht
- Was sonst bei Glatteis hilft
- Wie räumt ihr eure Straße bei Eis?
- Meistgeklickt: Was hat euch diese Woche interessiert
Gurkenwasser aus Esslingen bei Glatteis?
In der SWR-Kantine gab es am Donnerstag vegetarische Hamburger mit Pommes. Hammer, genau das Richtige nach der ganzen Berichterstattung zum Glatteis in der Region. Und was ist das Wichtigste auf einem Burger? Genau, das Gürkchen! Ohne das Gürkchen ist ein Burger einfach nicht das gleiche. Aber habt ihr gewusst, dass eingelegte Gurken, Salzgurken um genau zu sein, nicht nur das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen, sondern auch auf den Straßen?

Ein kurzer Abstecher nach Bayern: Dort sprüht der Winterdienst in der Gemeinde Dingolfing in Niederbayern tatsächlich seit 2019 bei Glatteis Gurkenwasser auf die Straße. Bei dem Gurkenwasser handelt es sich um ein salzhaltiges Abfallprodukt eines örtlichen Gurken-Unternehmens. Also nicht direkt um das Gurkenwasser im Glas, das bei manchen von uns schon zu lange ganz hinten im Kühlschrank vor sich hinvegetiert. Aber könnte ich das theoretisch auch verwenden? Das habe ich Bertold Rasche von der Uni Stuttgart gefragt. Er ist Juniorprofessor am Institut für Anorganische Chemie. Er hat mir folgendes erklärt: Salzgurken enthalten zum einen, wie der Name schon sagt, sehr viel Salz, also gewöhnliches Natriumchlorid. Zum anderen komme Milchsäure dazu. Laut Bertold Rasche sorgen beide Stoffe für einen niedrigeren Gefrierpunkt des gefrorenen Wassers. Darum eigne sich Gurkenwasser grundsätzlich tatsächlich als Mittel gegen Glatteis. Allerdings bräuchte man davon eine ganz schöne Menge.

Bisher ist Dingolfing die einzige Gemeinde, die Gurkenwasser statt Streusalz verwendet. Wäre das nicht auch was für unsere Region? Das habe ich die Firma Hengstenberg in Esslingen gefragt. Quasi die Lokalmatadoren, wenn es um die Gurke geht. Dort wurde ich von einer Sprecherin leider vertröstet. Die salzhaltige Lake, die in Bayern versprüht wird, entstehe bei der Produktion von Salz-Dill-Gurken. Bei Hengstenberg produziere man jedoch hauptsächlich Gewürzgurken. Das bisschen Lake, das dabei übrig bleibt, so die Sprecherin, verwende man für den eigenen Gurkenaufguss.
Süß statt salzig: Die Schweiz hat es vorgemacht
Ich weiß nicht wie es euch geht, aber ich bin eher Team "Salzig". Als Snack esse ich lieber Chips, im Kino esse ich auch gerne salziges Popcorn. Auch die Straßenmeistereien scheinen im gleichen Team zu sein. Denn nach wie vor ist Streusalz beziehungsweise eine Salzlösung das häufigste Mittel, um Straßen schnell und kostengünstig zu enteisen. Allerdings ist das ganze Salz laut Bundesumweltamt nicht gut für die Umwelt. Außerdem lässt es Autos und Fahrräder schneller rosten und ist schädlich für Haustiere.
Vielleicht braucht es da doch eher was Süßes? Während meiner Recherche für diesen Artikel habe ich an mehreren Stellen gelesen, dass gewöhnlicher Zucker genauso gut gegen Glatteis helfen soll wie Streusalz. Aber stimmt das? Auch das habe ich den Uni-Wissenschaftler Bertold Rasche gefragt. "Grundsätzlich kann Zucker ein Mittel gegen Glatteis sein", sagt der Chemiker mir am Telefon. Aber auch hier komme es auf die Konzentration an: Man bräuchte deutlich mehr Zucker als Salz, um Straßen effektiv zu enteisen. Dazu komme, dass Zucker wesentlich teurer ist als Salz. Darum werde es bei Räumarbeiten auch nicht verwendet. Ein spannendes Beispiel habe ich trotzdem gefunden. Laut der "Berner Zeitung" wurden die Straßen im Berner Oberland 2010 gezuckert statt gesalzen.
Umweltschädliches Streugut Kaum Strafen: Streusalz trotz Verbots sehr beliebt
Privat mit Salz zu streuen ist in den meisten Kommunen verboten. Trotzdem ist Streusalz beliebt - in manchen Märkten sogar ausverkauft. Der Einsatz wird so gut wie nie geahndet.
"Dry January": Alkohol auf die Straße statt ins Glas?
So wie viele andere auch, verzichte ich nach den ganzen Feierlichkeiten zum Jahreswechsel erst mal auf Alkohol. Aber was macht man jetzt mit dem ganzen Alkohol, der noch von den Festen übrig ist? Hochprozentiger Alkohol gefriert ja nicht - wäre das nicht eine prima Alternative zum Streusalz?
"Grundsätzlich geht das", sagt Bertold Rasche. Reines Ethanol gefriere bei rund -114 Grad und lasse sich zudem mit Wasser mischen. Je mehr Prozente der Alkohol hat, desto besser lässt sich Glatteis damit bekämpfen, sagt Rasche. "Wenn Sie also von Silvester noch zwei Flaschen Vodka übrig haben, können Sie die auf ihre Einfahrt verteilen und werden dann nicht von Glatteis überrascht". Aber auch hier ist es wieder eine Kostenfrage: Alkohol ist teuer. "Das ist dann doch eher was für die Reicheren unter uns", sagt Rasche. Wäre ja auch zu schön gewesen neben meinem "Dry January".
Privater Einsatz nicht erlaubt Verbot von Streusalz: Manche Kommunen in BW machen Ausnahmen
Wer privat Streusalz nutzt, muss in der Regel mit hohen Strafen rechnen. Einzelne Kommunen weichen jedoch von dem Verbot ab - zum Beispiel bei Eisregen und Blitzeis.
Was sonst bei Glatteis hilft
Aber was streue ich dann, wenn es wieder mal zu Glatteis kommt? Dafür gibt es eine Mustersatzung vom Städtetag, die viele Städte übernommen haben. Nach der sollte man grundsätzlich nur mit "abstumpfenden" Materialien streuen. Dazu zählen Sand, Splitt, Granulat oder Asche. Diese Materialien lassen zwar das Eis nicht tauen, sorgen aber für mehr Haftung unter den Füßen. Auch der BUND empfiehlt diese Alternativen. Und es gibt noch einen weiteren Tipp: Sägespäne können auch helfen. Wie praktisch, denke ich. Gerade liegen ja noch überall Weihnachtsbäume rum und warten auf ihre Abholung. Vielleicht könnte man die kurz mal klein hobeln. Ich höre schon den Chor: "Oh Tannenbaum, oh Tannenbaum, wie schön sind deine Späne!"
Wie räumt ihr eure Straße bei Blitzeis?
Laut dem Deutschen Wetterdienst (DWD) kühlt es in der Region Stuttgart zum Wochenende wieder ab. Aktuell (Stand 17. Januar) besteht eine amtliche Warnung vor Glätte für alle Landkreise der Region. Nach all diesen tollen Tipps möchte ich wissen: Wie räumt ihr eure Straße und Hauseingänge bei Glatteis?
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