Am Montagabend hat die jüdische Gemeinde in Stuttgart das jüdische Fest Pessach begonnen. Es dauert eine Woche lang. Dabei gibt es strenge Regeln. Die Rituale sollen den Jüdinnen und Juden Halt geben - insbesondere in unsicheren Zeiten wie derzeit, sagt Yehuda Pushkin, Rabbi der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württemberg.
Krieg in Israel und Gaza überschattet Fest in Stuttgart
Die Rituale und Bräuche würden die Gemeinde auf Kurs halten, sagt der Rabbi. "Normalerweise haben wir mit anderen Menschen zu tun, mit sich selbst und so weiter. Wir vergessen eigentlich, was das Zentrum des Universums ist." Das Pessach-Fest ist also eine Rückbesinnung auf den Glauben. Neben aller Freude über das Fest macht sich seine Frau Nelli Pushkin Sorgen um die von der Hamas entführten Menschen. "In Gedanken sind wir natürlich mit Israel. Unvorstellbar, wie kann man von seinem Zuhause entführt."
Auch der Kantor der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württemberg, Nathan Goldmann, sagt: "Meine Eltern sind in Israel, eine sehr gefährliche Zeit, sehr schwer für uns. Aber wir hoffen, dass Gott hilft. Das ist die Hauptsache."
Strenge Regeln während Pessach: Matzen statt normalem Brot
Während des Pessach-Fests sind gesäuerte Speisen verboten. Dazu gehört auch Sauerteig-Brot. Stattdessen gibt es Matzen. Diese sind aus Wasser und Mehl und nur kurz gebacken. Rund zwei Tonnen Matzen hat die jüdische Gemeinde direkt aus Israel importiert und bietet sie in Stuttgart zum Kauf an.
Matzen und überhaupt das ganze Pessach-Fest erinnern an den Auszug des Volkes Israel aus Ägypten, wie es in der heiligen Schrift der Juden, der Thora, steht. Bei der Flucht vor rund 3.000 Jahren, derer Jüdinnen und Juden bei dem Fest gedenken, musste alles schnell gehen. Zeit, Brotteige zu säuern, war nicht. Auch die Hygiene spielt eine große Rolle: Vor dem eigentlichen Fest wurden Schränke, Speisekammern und Küchengeräte akribisch geputzt.
Pessach: Für Juden ein Fest der Reinigung und des Neuanfangs
In Stuttgart hat Rabbi Yehuda Pushkin deshalb mit einer Vogelfeder rituell die letzten Krümel aufgespürt. Viele Jüdinnen und Juden empfinden diesen Reinigungsprozess auch im übertragenen Sinn. Sie fühlen sich auch innerlich gereinigt, sehen das Pessach-Fest als einen Neuanfang.