Die Software-Probleme bei der Kfz-Zulassungsstelle der Stadt Stuttgart haben weiterhin gravierende Auswirkungen für Bürger und Bürgerinnen sowie Beschäftigte: Die im Juni eingeführte neue IT sorgt dafür, dass etliche Anträge wegen Fehlern nicht abgearbeitet werden können. Beispielsweise würden Datensätze nicht korrekt gespeichert, heißt es von Seiten der Behörde. Die Folge: lange Warteschlangen, abgewiesene Kundinnen und Kunden sowie gestresste Angestellte.
Zulassungsstelle an den kommenden Freitagen geschlossen
Inzwischen hat sich laut Stadt ein regelrechter Rückstau an Anträgen gebildet. Daher schließt die Stadt an den kommenden fünf Freitagen nun die Zulassungsstelle komplett. Susanne Scherz, Leiterin Straßenverkehr im Stuttgarter Ordnungsamt, und ihr Team haben dabei die Hoffnung, die Probleme besser in den Griff zu bekommen. Zudem hoffen sie, die Flut an liegen gebliebener Arbeit bewältigen zu können.
"Die Mitarbeitenden wissen um den Stress der Menschen und stoßen doch immer wieder an technische Grenzen."
Arbeitsgruppe mit IT-Dienstleister gebildet
Susanne Scherz erklärt gegenüber dem SWR, dass man sich nun auch nochmal in einer Arbeitsgruppe mit dem IT-Dienstleistungsunternehmen Komm.ONE. zusammensetzen werde. Man sei im engen Austausch, bestätigt auch das Unternehmen selbst. Zudem seien die Mitarbeitenden teilweise auch am Wochenende im Dienst, um die Situation für die Kundinnen und Kunden erträglicher zu gestalten.
Software schon in 28 Zulassungsstellen im Einsatz
Die Software ist nicht nur in Stuttgarter Zulassungsstelle im Einsatz, sagt Firmensprecher Gamal Morsi gegenüber dem SWR. In Baden-Württemberg gebe es 28 Zulassungsbezirke, die bereits mit der neuen Software arbeiten. Ende des Jahres sollen es insgesamt 39 sein, so die Zahlen des IT-Dienstleisters. Wenn auch es immer kleinere Probleme geben könne, grundsätzliche Probleme mit der Software selbst gebe es keine, versichert Gamal Morsi.
"Auch eine Software ist ein lebender Organismus - da kann es schon sein, dass es an der einen oder anderen Stelle mal ein wenig hakelig ist. Dann muss eine Software da auch angepasst werden."
Gefälschte Wartemarken aufgetaucht
Kurz nach dem Umstieg auf die neue Software führte die Stadt Wartemarken ein. Damit sollte unnötige Wartezeit verkürzt werden. Allerdings sind laut Stadt mittlerweile auch gefälschte Wartemarken entdeckt worden. Die Stadt warnt davor, diese zu nutzen. Sie würden erkannt und aus dem Verkehr gezogen. Die einzig echten Wartemarken würden von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Zulassungsstelle ausgegeben.
Wartemarken sollen zeigen, ob sich Warten lohnt
Zudem, so Susanne Scherz, gebe das Amt nur so viele Wartemarken aus, wie die Mitarbeitenden an dem Tag "mit guten Gewissen abarbeiten können. Wer keine Marke erhalte, müsse selber entscheiden, ob er dennoch warten und auf einen freien Slot spekulieren will. Darauf mache man die Wartenden auch per Lautsprecher aufmerksam - und auch, ob nochmal zusätzliche Wartemarken ausgegeben werden.
Manche werden abgewiesen Chaos an Stuttgarts Kfz-Zulassungsstelle: Stadt kriegt Situation nicht in den Griff
Seit einigen Tagen bilden sich lange Schlangen an Stuttgarts Kfz-Zulassungsstelle. Laut Stadt stellt die Stelle auf ein neues System um. Doch das Problem sitzt tiefer.
Die Wartenden zeigen sich weiterhin unzufrieden
Die Kunden zeigen sich gegenüber dem SWR dennoch nicht zufrieden mit der Situation. Einige wünschten sich deutlich mehr Transparenz. Denn so könne man eher entscheiden, ob sich Warten lohne oder nicht. "Ich habe immer Verständnis, wenn es Probleme gibt. Ich habe aber kein Verständnis, wenn es keinerlei Prognose gibt", erklärte ein Kunde gegenüber dem SWR.
