Das neue Ausbildungsprogramm "Direkteinstieg Kita" bietet Menschen mit Berufsausbildung einen Quereinstieg als Erzieherin oder Erzieher. Das als Pilotprojekt in Weinheim begonnene Programm von Landesregierung und Agentur für Arbeit BW startet im September auch in Stuttgart.
Florian Treßelt (Bild oben) war mal Schreiner, nun will er "mit mehr Lebenserfahrung etwas mit Kindern entwickeln", sagte er dem SWR. Er ist angetreten, um den Kindern einen schönen Tag zu machen. "Sie sind unsere Zukunft", findet er. Mit Kindern hat der 35-Jährige schon immer gern zusammengearbeitet.
Schauspieler und Handwerker als Kita-Kräfte mit Lebenserfahrung
Über 100 Menschen aus sehr unterschiedlichen Berufsfeldern werden ab September als Kitabetreuerinnen und -betreuer arbeiten und sich zur sozialpädagogischen Assistentin beziehungsweise zum sozialpädagogischen Assistenten ausbilden lassen. Von der Schauspielerin bis zum Handwerker ist alles dabei. Auch Birgit Reissner hat Lust auf berufliche Veränderung. Denn bis zum Ruhestand will die 49-Jährige nicht im Einzelhandel arbeiten - sondern neu anfangen. Sie weiß, was auf sie zukommt, und sie will etwas verändern.
"Kinder geben ein sehr direktes und unverfälschtes Feedback", sagt sie. Die kleinen Menschen würden immer genau sagen, was ihnen gefällt und was eben nicht. Sie reizt das Echte und Klare an den Kindern.
In Baden-Württemberg fehlen derzeit laut Bertelsmann-Stiftung 39.000 Kitaplätze für unter Dreijährige. Der Druck sei da, sagt Gunnar Schwab, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Stuttgart. Die Ausbildung "Direkteinstieg Kita" soll deshalb nur zwei Jahre dauern. Damit ist die Ausbildung deutlich schneller zu Ende als die reguläre. Die dauert normalerweise drei Jahre. Außerdem erhalten die Auszubildenden von Anfang an bis zu 2.600 Euro.
Bislang lag das Gehalt bei einer vergleichbaren Ausbildung laut Agentur für Arbeit bei etwa der Hälfte. Das höhere Gehalt für die insgesamt 105 neuen Azubis sei gerechtfertigt, da diese Menschen ja schon über eine Berufsausbildung verfügen und auch darin gearbeitet haben. Somit brächten sie viel Lebenserfahrung mit, so Schwab.
Die Hoffnung: Entlastung auch für Stuttgarter Kitas
Die neue Ausbildung hat vor allem ein Ziel: möglichst schnell sozialpädagogische Fachkräfte zu gewinnen. Alle neuen Azubis haben neben einem erlernten Beruf mindestens einen Hauptschulabschluss. Die berufsfremden Auszubildenden sollen auch bereits während ihrer Lernphase mit an den Kitas arbeiten.
Eingesetzt werden sollen sie bei städtischen Kitas, aber auch bei verschiedenen kirchlichen Trägern und beim Kolping Bildungswerk. Die Hoffnung bei allen ist, dass die zusätzlichen 105 Arbeitskräfte auch Entlastung für Stuttgart bringen.