Sedia Kijera, der bis vor Kurzem als Altenpflegehelfer in Kirchheim am Neckar (Kreis Ludwigsburg) gearbeitet hat, ist Opfer eines Raubüberfalls in Gambia geworden. Der 29-Jährige hatte Deutschland freiwillig verlassen, um die offizielle Abschiebung zu umgehen. Eigentlich will der 29-Jährige mit einem Arbeitsvisum zurück nach Deutschland.
Kijera in Gambia überfallen und schwer verletzt
Es war in der Nacht von Freitag auf Samstag, als Kijera im Schlaf überrascht und überfallen wurde, berichtet Götz Schwarzkopf von der Geflüchteten-Initiative Seebrücke dem SWR. "Er wurde in seiner Unterkunft, einer Zweier-WG, von Fremden überfallen." Die Diebe hätten die Wertsachen seines Mitbewohners gestohlen. Seine persönlichen Sachen habe Kijera gut versteckt. "Er hat einfach die Erfahrung der Fluchtgeschichte tief in sich drin und hat gelernt, immer alles gut zu verstecken", erklärt Schwarzkopf.
Kijera habe den Einbruch bemerkt und sei hochgeschreckt. "Die Diebe haben gemerkt, dass er aufgewacht ist, und haben ihn sofort mit einem Werkzeug, einer Art Schraubenschlüssel, niedergeschlagen", berichtet Schwarzkopf weiter. Kijera sei mit einer Platzwunde am Wangenknochen davongekommen. "Glück im Unglück", sagt Schwarzkopf.
Raubüberfälle in Gambia keine Seltenheit
Kijera zufolge gebe es diese Art von Raubüberfällen in seiner Heimat häufig. "Die Bevölkerung dort ist so arm, dass die Menschen aus Geldnot bereit sind, andere zu überfallen", sagt Schwarzkopf. Er frage sich, ob der frisch aus Deutschland angereiste Altenpfleger gezielt Opfer des Überfalls wurde. Kijera selbst lehne diese Vermutung ab. "Er sagt, dass er sich unauffällig verhalten und alle Sicherheitsvorkehrungen eingehalten hat", sagt Schwarzkopf.
Seit seiner Flucht aus Gambia habe sich für den Altenpfleger dort vieles geändert. Die Lebens- und Hygienebedingungen seien schlechter, die Sicherheit nicht gegeben. "Das Ganze verunsichert den 29-Jährigen", sagt Schwarzkopf. Ob der Fall von der gambischen Polizei aufgeklärt wird, sei schwer zu sagen. Zuerst hatte die Stuttgarter Zeitung über den Raubüberfall berichtet.
Pflegeheim in Kirchheim setzt sich für Gambier ein
Sein früherer Arbeitgeber, ein Pflegeheim in Kirchheim am Neckar, will Kijera weiterhin zurückholen und unterstützt ihn dabei, ein Arbeitsvisum zu bekommen. Für die Rückkehr nach Deutschland braucht Kijera das Visum, das er bei der deutschen Botschaft in Senegal beantragen muss. Unterstützung beim Ausfüllen der Unterlagen bekommt er von der Organisation Seebrücke. Auch ein deutscher Anwalt ist in den Fall involviert.
Sollte das Arbeitsvisum im Senegal durchgehen, wird es nach Deutschland zur Genehmigung zurückgeschickt. Das Landratsamt Ludwigsburg muss dann entscheiden, ob Kijera in Kirchheim am Neckar arbeiten darf oder nicht. Ein Stellenangebot von seinem ehemaligen Arbeitsplatz, dem Altenpflegeheim "Haus am Mühlbach", hat Kijera bereits vorliegen.
Beispiele aus den Kreisen Ludwigsburg und Esslingen Warum Asylbewerber trotz Ausbildung abgeschoben werden
Altenpfleger werden händeringend gesucht. Trotzdem droht Sedia Kijera die Abschiebung nach Gambia. Er ist damit kein Einzelfall. Kann der Petitionsausschuss das Blatt noch wenden?