Sedia Kijera bei seiner Abschiedsfeier im Altenpflegeheim in Kirchheim am Neckar

Abschiedsfeier unter Tränen

Nach Abschiebehaft: Gambischer Altenpflegehelfer hat Deutschland freiwillig verlassen

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Autor/in
Katja Trautwein
Katja Trautwein

Um einer Abschiebung zu entgehen, ist der Gambier Sedia Kijera freiwillig ausgereist. Das Ziel von ihm und seinem bisherigen Arbeitgeber: bald mit einem Arbeitsvisum zurückkommen.

2015 kam Sedia Kijera aus Gambia nach Deutschland. Am Mittwoch musste er nun Abschied nehmen von seinen Kollegen, Freunden und Unterstützern in Kirchheim am Neckar (Kreis Ludwigsburg). Der zum Altenpflegehelfer ausgebildete Gambier hat Deutschland am Freitagmittag verlassen. Und das freiwillig, weil er hofft, so mit einem Arbeitsvisum bald zurückkehren zu können. Das hofft auch seine ehemalige Chefin, Daniela Lehmann, Leiterin des Altenpflegeheims "Haus am Mühlbach" in Kirchheim am Neckar. Ein Stellenangebot vom Pflegeheim hat Kijera bereits.

Lehmann: "Seine Arbeitskraft fehlt ungemein"

Als Sedia Kijera im November während seines Dienstes von der Polizei abgeholt wurde, um abgeschoben zu werden, hat das Altenpflegeheim mitten im Fachkräftemangel eine Hundertprozentkraft verloren. Und noch dazu eine besonders engagierte, sagt Heimleiterin Lehmann: "Es ist völlig egal wie anstrengend die Arbeit war, er hat nie gesagt 'das ist mir zu viel' - das hört man einfach nie von ihm. Und das haben die Leute gespürt, dass er voll und ganz für sie da ist". Auch menschlich hinterlasse er eine große Lücke. Mit seiner herzlichen, höflichen Art sei er für viele hier zu einem Freund geworden, so Lehmann und ihre Mitarbeiterin Heidi Weber.

Bewohnern des Altenpflegeheims fällt der Abschied von Kijera schwer

So sind bei der Abschiedsfeier am Mittwoch viele Tränen geflossen. Heimbewohner, seine ehemalige Chefin, Kollegen sowie Freunde und Unterstützer von außerhalb sind zusammengekommen. "Sedia fehlt hier ganz, ganz arg. Jeder fragt: 'wo ist er?'", sagt Heimbewohnerin Brigitte Maier. Sie hatte Kijera während seiner Abschiebehaft mehrfach besucht und bei Wind und Wetter für ihn vor dem Kirchheimer Rathaus demonstriert.

Alle Initiativen und Petitionen seines Unterstützerkreises, dass Kijera in Deutschland bleiben darf, sind gescheitert. Der Grund: Kijera wurde vor seiner Ausbildung zum Altenpflegehelfer beim Handeln mit Betäubungsmitteln erwischt und 2020 auf Bewährung verurteilt. Auf SWR-Anfrage hieß es vom Regierungspräsidium Karlsruhe: "Wäre der Betreffende nicht in diesem Ausmaß straffällig geworden, hätte er eine Bleibeperspektive in Deutschland gehabt".

Sedia Kijera kocht bei seiner Abschiedsfeier
Zum Abschied hat Kijera ein gambisches Reisgericht gekocht.

Heimleiterin setzt sich weiter für den Gambier ein

Kijera ist am Freitag abgereist. Mit einem Flugticket, das Lehmann für ihn organisiert und ihm so die Freilassung aus der Abschiebehaft ermöglicht hat. Beide sind froh, dass er zumindest freiwillig ausreisen konnte. Dennoch werde es eine Reise ins Ungewisse. "Ich habe große Angst, wieder in meine Heimat zu gehen. Ich habe hier einen Beruf gelernt", sagt Kijera. Er sehe keine Chance, in Gambia Arbeit als Pfleger zu finden. Er wisse auch nicht, wohin er in Gambia gehen wird.

Das Ziel: möglichst schnell wieder nach Kirchheim am Neckar zurückkehren. Für seine ehemalige Chefin ist ganz klar: Sie wird Kijera weiter dabei unterstützen, ein Arbeitsvisum zu erhalten, damit er wieder als Altenpflegehelfer im "Haus am Mühlbach" tätig sein kann.

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