Zwei Windräder stehen am Fuße des Berges Schauinsland im Schwarzwald (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/Patrick Seeger/dpa)

Nur keine pauschalen Vorgaben machen

Klimaneutralität bis 2040? So könnte es in BW gelingen

Stand

Laut einer neuen Studie des Öko-Instituts in Freiburg kann das Land sein Ziel der Klimaneutralität erreichen. Doch ohne massive Anstrengungen und mehr Tempo gehe es nicht.

Wenn Baden-Württemberg sein ehrgeiziges Ziel erreichen will, bis 2040 klimaneutral zu sein, sollten die Regionen sehr unterschiedliche Beiträge dazu leisten - und zwar angepasst an die Bedingungen vor Ort. Das empfiehlt eine neue Studie des Öko-Instituts in Freiburg im Auftrag der Umweltorganisation BUND. Außerdem müssten Windenergie und Photovoltaik fünf- bis zehnmal so schnell ausgebaut werden wie in den vergangenen zehn Jahren.

Fokus auf Windräder, aber auch Solar und Photovoltaik

Von pauschalen Vorgaben für das ganze Land rät die Studie ab. Vielmehr sollten die Vor- und Nachteile der jeweiligen Regionen bei Windkraft und Photovoltaik betrachtet werden. Je nachdem, wofür sich eine Region eigne, könnten dann Ziele gesetzt werden.

Für die meisten Windräder empfehlen die Autorinnen und Autoren Standorte in den Regionen Heilbronn-Franken, Donau-Iller und Nordschwarzwald. Die Region Stuttgart dagegen eigne sich besonders für Solaranlagen auf Dächern, Bodensee-Oberschwaben und der Südliche Oberrhein für Photovoltaik-Anlagen auf landwirtschaftlichen Äckern oder Wiesen. Für Windenergie und Freiflächen-Solaranlagen sollten laut Studie insgesamt nicht wie geplant zwei Prozent, sondern mindestens drei Prozent der Landesfläche reserviert werden.

Wärmepumpen statt fossiler Heizungen

Klimaneutrale Wärmenetze dürften besonders in den Regionen Stuttgart, Rhein-Neckar und Mittlerer Oberrhein eine wichtige Rolle spielen. Im ganzen Land sollten Wärmepumpen fossile Heizungen ersetzen.

"Die zwölf baden-württembergischen Regionen haben bei Naturschutzbelangen, ihrer Eignung für Windenergie und der Verfügbarkeit von Wärmequellen sehr unterschiedliche Ausgangsbedingungen."

Erneuerbare ausbauen plus Energie einsparen

Gleichzeitig müsse massiv Energie gespart werden - etwa indem Gebäude saniert würden oder die Wohnfläche pro Kopf verringert würde. Auch der private Lebensstil müsse sich verändern, so die Autorinnen und Autoren.

"Es geht nicht nur um den akuten Energiemangel, sondern auch darum, dass wir unseren Lebensstil ändern müssen."

Baden-Württembergs Umweltministerin Thekla Walker (Grüne) hatte zuletzt ebenfalls mehr Tempo und Engagement der Gesellschaft in Sachen Klimaschutz angemahnt. Der Ausbau der erneuerbaren Energien und andere Maßnahmen zur Senkung der Treibhaus-Emissionen sind Teil der politischen Planungen der Landesregierung. Teilweise finden sie sich auch in der Vorlage zum neuen Klimaschutzgesetz.

Zudem gibt es eine Taskforce des Landes, die sich um kürzere Genehmigungsverfahren für Windräder kümmert. Außerdem nimmt sie weitere nachhaltige Energiequellen, wie Photovoltaik, Bioenergie, Wasserkraft oder tiefe Geothermie in den Blick. "Jede Region ist natürlich frei, mehr für den Ausbau der Erneuerbaren zu tun", so ein Sprecher des Landes-Umweltministeriums. Sie könnten auch flexibel entscheiden, welcher regenerativen Energie sie den Vorzug geben, weil jede Region unterschiedliche Voraussetzungen habe.

Warnung vor neuen Abhängigkeiten

Die Autorinnen und Autoren der Studie warnen davor, Potentiale ungenutzt zu lassen und so neue Abhängigkeiten zu riskieren. Denn sonst müsse Deutschland Strom, Wasserstoff und E-Fuels, die auf Basis von erneuerbaren Energien hergestellt werden, importieren. Der Erfolg der Energiewende hängt nach Ansicht des Öko-Instituts aber auch davon ab, ob genug Fachkräfte zur Verfügung stehen. "Dies betrifft nicht nur die energetische Gebäudesanierung, sondern auch den Ausbau der erneuerbaren Stromerzeugung sowie den Umbau der energiewenderelevanten Infrastrukturen", so Matthias Koch vom Öko-Institut.

Die aktuelle Studie bricht drei bundesweite Szenarien für Klimaneutralität bis auf einzelne Regionen in den Bundesländern herunter - angepasst an die Voraussetzungen vor Ort. Dabei betrachtet sie lediglich Fragen zu Energieversorgung und Gebäudewärme. Die Kosten für den Ausbau werden nicht angegeben.

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