Im Zwischenlager Philippsburg bereitet man sich auf die baldige Ankunft des Castor-Transports mit vier Behältern mit radioaktivem Atommüll aus der Wiederaufarbeitungsanlage im französischen La Hague vor. Die Castor-Behälter müssen hier eingelagert werden, das ist seit 2015 politisch beschlossene Sache. Wenn man die Menschen auf der Straße fragt, was sie von dem Castor-Transport ins Zwischenlager "vor der Haustür" halten, bekommt man meist ausweichende Antworten - oft mit einem resignierenden Schulterzucken.
"Das fühlt sich nicht sehr sicher an", meint Barbara Bügel aus Philippsburg, "aber wir haben es ja auch nicht in der Hand, daran etwas zu ändern. Uns war das schon ziemlich klar, dass das am Ende ein Endlager wird und kein Zwischenlager. Wer will denn den Müll haben?"
Vier Castor-Behälter aus Frankreich Transport genehmigt: Hochradioaktiver Abfall kommt ins Zwischenlager Phillipsburg
Hochradioaktiver Abfall aus Frankreich soll noch in diesem Jahr ins Zwischenlanger in Philippsburg gebracht werden. Das zuständige Bundesamt hat den Transport genehmigt.
Hoffnung auf ein Atommüll-Endlager
Auch Anke Beck aus Philippsburg sieht das Zwischenlager durchaus kritisch. "Aber der Atommüll muss ja erst mal irgendwo hin und untergebracht werden. Ich hoffe, dass es in der Zukunft irgendwann mal eine Lösung gibt." Gelassener reagiert Ewald Gröhbühl, der früher selbst im Kernkraftwerk gearbeitet hat. "Ich habe kein Problem mit dem Zwischenlager, noch nie gehabt, weil ich weiß, die Castoren sind gut. Die sind alle dicht. Da kann nichts passieren."
Fakt ist: Ein Transport auf der Schiene mit vier Castor-Behältern mit hoch radioaktiven Abfällen soll bis Jahresende vom französischen La Hague ins Zwischenlager nach Philippsburg rollen. Die Genehmigung dafür hat das Bundesamt für die Sicherheit nuklearer Entsorgung (BASE) vor kurzem erteilt.
Vertraglich wurde im sogenannten Atomkompromiss im Jahr 2015 beschlossen, dass radioaktive Abfälle aus deutschen Atomkraftwerken an vier deutschen Standorten zwischengelagert werden müssen - neben Biblis, Brokdorf und Isar auch in Philippsburg. Im Zuge der gerechten Lastenverteilung zwischen den deutschen Standorten kommt nun der Atommüll ins baden-württembergische Philippsburg.
Umweltministerin Walker will Tempo machen Atommüll: Ungeklärte Frage nach Endlager beschäftigt Philippsburg
Der Atommüll im Zwischenlager Philippsburg wird dort Jahrzehnte länger bleiben als geplant. Grund sind Probleme bei der Endlagersuche. BW-Umweltministerin Walker will Druck machen.
Platz für 152 Castoren im Zwischenlager
Das Zwischenlager Philippsburg ist seit 2007 in Betrieb. Bis jetzt lagern hier 102 Castoren mit abgebrannten Brennelementen aus den früheren Atomkraftwerk-Blöcken 1 und 2. Mit den letzten vier Castoren, die in diesem Jahr noch hinzukommen, ist die Einlagerung von atomaren Abfällen ins Zwischenlager Philippsburg nach Auskunft der BGZ (Gesellschaft für Zwischenlagerung) abgeschlossen. Und das, obwohl das Zwischenlager für 152 Castoren genehmigt ist - vorläufig bis zum Jahr 2047. Weitere Castoren sind nicht vorgesehen.
Doch weil die Suche nach einem Endlager bislang ergebnislos war, zweifelt der Philippsburger Bürgermeister Stefan Martus daran, dass es bei diesem Fahrplan bleibt.
Stefan Martus steht fest, dass es die heutigen Bürger von Philippsburg wohl nicht mehr erleben werden, dass der Atommüll abtransportiert wird. Gegenüber dem SWR stellt er fest: "Deshalb brauchen wir dringend ein Atommüll-Endlager. Oberirdisch zu lagern ist viel unsicherer als unter der Erde."
Philippsburg will gegen Castor-Transporte klagen
Um ein politisches Signal nach Berlin zu senden, will die Stadt Philippsburg mit einem Eilantrag gegen den Castor-Transport und gegen die Einlagerung der vier Castoren vorgehen. Wohl wissend, dass die Klage mehr symbolische Bedeutung hat.
Peter Haake ist 76 Jahre alt und seit über dreißig Jahren für die SPD im Philippsburger Gemeinderat aktiv. Er kann sich noch gut an die Zeit Anfang der 2000er-Jahre erinnern, als die Zwischenlager-Diskussion öffentlich Fahrt aufnahm und die Stadt Philippsburg gespalten war - in Befürworter und Gegner.
Inzwischen sieht er den Kampf gegen das Zwischenlager als verloren an. "Wir waren dagegen - und ich bin es auch heute noch. Aber wir sind im Prinzip machtlos. Die Gesetzeslage hat sich so stark geändert, dass ich mich gegen das Gesetz stellen würde, wenn ich im Gemeinderat Abstimmungen machen würde, die kontra-produktiv wären."
Heute gelte es viel mehr, die Sicherheit des Zwischenlagers zu hinterfragen. Ob es zum Beispiel gegen Flugzeugangriffe oder schärfere Sachen gesichert sei? Und mit einem Augenzwinkern meint Peter Haake dann noch: "Am besten macht man sich keine Gedanken darüber. Ansonsten wirds gefährlich. Mann will ja auch noch schlafen."