Gespräch

A, E, I, O, U: Klaus Theweleit forscht, wie Vokale in unsere Sprache kamen

Stand
INTERVIEW
Klaus Theweleit
MODERATOR/IN
Wilm Hüffer

Ohne Vokale sprechen, das ist unmöglich. Dabei kannten die alten Schriftsprachen lange Zeit nur Konsonanten. Wie a, e, i, o und u plötzlich ins Alphabet kamen, dem spürt der Kultur- und Literaturwissenschaftler Klaus Theweleit in seinem neuen Buch nach.

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Der Ursprung der Vokale liegt auf dem Meer

Davon ist der Freiburger Kulturwissenschaftler Klaus Theweleit überzeugt. Genauer gesagt liege der Ursprung bei den Seefahrern im alten Griechenland um etwa 1200 vor unserer Zeit. Waren zuvor nur Konsonanten in der Schriftsprache festgehalten worden, tauchten nun auf einmal Vokale auf.

„Den entscheidenden Hinweis hatte meine Frau“, sagt Theweleit im Gespräch mit SWR2. „Sie kommt aus Sylt und weiß: Konsonanten gehen auf dem Meer verloren, nur Vokale hört man noch zwischen Wind und Wellen.“ Da liege es nahe, dass die Seefahrer irgendwann den Klang und die Form der Vokale festgelegt hätten.

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Homer setzt das Vokalalphabet in der Schriftsprache durch

Dass uns diese Kommunikation überhaupt erhalten ist, dass sich das Vokalalphabet also auch in der Schriftsprache durchgesetzt hat, dafür ist dann aber Homer mit seiner „Ilias“ verantwortlich. Denn nur Poesie und rituelle Texte hätten sich überhaupt erhalten, sagt Klaus Theweleit.

Und so gelingt dem Autor in „A - E - I - O - U. Die Erfindung des Vokalalphabets auf See, die Entstehung des Unbewussten und der Blues“ dann auch der weite Bogen hin zum amerikanischen Blues: Verschleppt, versklavt und in einer völlig anderen Umgebung, sei der Blues eine Weiterführung mündlicher afrikanischer Kulturen.

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Rezension von Frank Hertweck.
Matthes & Seitz Verlag, 287 Seiten, 28 Euro
ISBN 978-3-7518-0331-1

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