Der vor 100 Jahren in Villingen gegründete Verband ist eine der ältesten Narrenvereinigungen Deutschlands. In der Gründungssatzung stand unter anderem: „Der Zweck der Vereinigung ist, dem deutschen Michel das frohe Lachen wieder beizubringen.“ Das war keine leichte Aufgabe, zumal es damals wenig zum Lachen gab.
Der Kulturwissenschaftler und Fastnachtsexperte Professor Werner Mezger erklärt das mit der damalige Situation: den Erfahrungen und Folgen des Ersten Weltkrieges, der Instabilität Anfang der 1920er-Jahre durch Hyperinflation, Ruhrbesetzung und Hitler-Putsch.
Auch aus diesen Gründen verboten die Regierungen in Württemberg und Baden die Fastnacht, denn man wollte keine politischen Unruhen befeuern und die Bevölkerung ruhig halten.
1924 schließen sich Narrenzünfte zusammen
Als sich die politische und gesellschaftliche Lage etwas entspannte, haben sich 1924 einige Narrenzünfte zusammengetan, weil sie nach den vielen Jahren, in denen keine Fastnacht stattfand, fürchteten, der Fortbestand der Fastnachtstradition und des Brauchtums könne ganz abreißen.
100 Jahre Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte Mit Konfetti und Karbatschen: Großes Narrentreffen in Weingarten
Zehntausende Narren sind am Wochenende nach Weingarten (Kreis Ravensburg) gekommen. Die Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte feierte dort ihr 100-jähriges Bestehen.
Heute zählen zu den Mitgliedern der „Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte e.V.“, kurz VSAN, 68 Narrenzünfte mit über 70.000 Narren aus den Regierungsbezirken Freiburg, Tübingen, Stuttgart, Schwaben und aus Kantonen der deutschsprachigen Schweiz.
Und vor einigen Jahren ist die schwäbisch-alemannische Fastnacht auf Antrag der VSAN von der UNESCO-Kommission in die Liste des nationalen immateriellen Kulturerbes aufgenommen worden.
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Gespräch Nach 62 Jahren ist Schluss: Dieter Wengers letzte Motivwagen für den Mainzer Rosenmontagszug
Der Rosenmontagszug in Mainz ist einer der Höhepunkte der Fastnacht. Mehr als eine halbe Million Menschen standen in Mainz an den Straßen und bewunderten die 155 Motivwagen, die unter anderem Figuren aus Politik und Kultur zeigten und sie in satirischer Weise auf die Schippe nahmen. Viele dieser Wagen wurden vom Mainzer Carneval–Verein MCV gebaut. Der 84–jährige Dieter Wenger ist seit 62 Jahren beim Wagenbau dabei.
Als Kind Figuren geschnitzt und bemalt
Dieter Wenger kam 1940 zur Welt, die Eltern starben beide im Krieg, er wuchs bei den Großeltern auf. Der Großvater war Holzbildhauer, schnitzte Figuren und brachte das Handwerk auch dem kleinen Jungen bei. „Später habe ich dann auch Bühnenbilder gemacht und bin irgendwann zu MCV gekommen und habe gefragt, wie sieht es aus mit Wagenbau?“
Satirische Wagenmotive provozierten Beschwerden
Die Karikaturen von Politikern auf den Wagen waren oft pointiert und böse. Kritik gab es vor allem von Seiten der Kirche. „Ich sage immer, mit dem Papst kann ich machen, was ich will, aber wenn es um regionale kirchliche Themen geht, ist man sehr empfindlich“, sagt Wenger Aus Ärger wurde ein Motivwagen sogar angezündet.
Nachfolger gesucht
Nach 62 Jahren will der 84–Jährige jetzt mit dem Wagenbau aufhören. Leider sei jedoch noch kein Nachfolger gefunden. Wenger vermutet, dass die meisten vor der Arbeit zurückschrecken: „Wir bauen ja nicht nur Wagen, wir haben auch den Bauwagen für Peter Lustig gebaut, Bühnenbilder und das Herz–Kreislauf–Modell an der Mainzer Uniklinik.“
Guggenmusik-Treffen in Schwäbisch Gmünd Schräge Töne muss man üben! Was ist eigentlich Guggenmusik?
Kunstvolle Schrägtonmusik: Knapp 800 Guggenmusiker aus Deutschland, der Schweiz und sogar England sind am ersten Februarwochenende nach Schwäbisch Gmünd – ins deutsche Mekka der Guggenmusik – gereist. Robert Frank ist der Hauptorganisator des internationalen Treffens und klärt im SWR2 Musikgespräch über die Ursprünge des musikalischen Brauchs auf und wie man schräge Musik perfektionieren kann.
Ein Jahrhundert in Kleidle und Kostüm
Ein Jahrhundert Fastnachtgeschichte und Fastnachtsgeschichten: Wo werden welche Bräuche gepflegt? Welche Fastnachtssitten haben die Welt erobert? Welche Rituale sind in Vergessenheit geraten - und welche wieder zum Leben erweckt worden? Was hat es auf sich mit dem Narrensprung, dem Hisgier, dem Scheibenschlagen? Warum wäscht man Geldbeutel aus? Und warum schraubte man wo die Fensterläden ab?
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