1848 forderten die Badischen Revolutionäre „Freiheit, Gleichheit, soziale Gerechtigkeit und einen grundlegenden Umbau des Staates. Die Konstanter Ausstellung „Jetzt machen wir Republik!“ zeigt die historischen Ereignisse der Revolution in der Bodensee-Region und stellt aktuelle Bezüge her.

Waffen, Uniformen, Pamphlete und Bilder sind erhalten
Auf nur 400 Quadratmetern versucht das Rosgartenmuseum Konstanz die sich überstürzenden Ereignisse von 1848 darzustellen, mehr Platz gibt es nicht, der Saal im Kulturzentrum am Münster muss geschickt genutzt werden.
Waffen, Uniformen, Pamphlete und Bilder von damals bei Museen im Südwesten auszuleihen ist leicht, schwer die Auswahl. Restauratorin Rosa Pittà-Settelmeyer zeigt als Beispiel ein verblichenes Hemd, eine von Revolutionären getragene „Heckerbluse“.

Die Herausforderung bei einer Ausstellung zur Badischen Revolution von 1848/49 ist eine andere: Sie liegt in der Zeit an sich. Denn sie ist uns fremd; ist verschüttet von zwei Weltkriegen. Erklären geht nur, wenn man die Ansprüche senkt und modern ist, sagt Tobias Engelsing, Direktor der Konstanzer Museen.

„Wir müssen digitale Medien einsetzen, wir arbeiten mit Filmen, wir haben kleine Videoclips gedreht. Man muss auch die Objekte so in Szene setzen, dass sie berühren können …“
Deshalb gibt es auch eine Videostation: Sie zeigt Nachfahren der Revolutionäre wie den Konstanzer Gastwirt Anselm Venedey, die erzählen, wie das politische Erbe von 1848 - Republik, Gleichheit, Gerechtigkeit - in den Familien bewahrt worden ist.
Nachfahren Friedrich Heckers aus den USA haben ihren Besuch angekündigt
Womit wir bei den Heckers wären: Friedrich Hecker wollte im April 1848 von Konstanz aus Badens Großherzog aus dem Land jagen. Als sein Bauernzug scheiterte, floh er in die USA. 175 Jahre später stifteten seine Nachfahren großzügig Schriftstücke, Schnupftuch, Pistolen, eine blonde Locke und anderes für die Konstanzer Schau. Und: 27 Heckers aus den USA kündigten ihren Besuch der Ausstellung an, was Tobias Engelsing sehr freut.

Forderung der Revolutionäre noch heute aktuell
Die Konstanzer Ausstellung „Jetzt machen wir Republik“ konzentriert sich auf die Region am Bodensee, betont die Bedeutung der Schweiz damals. Sie ist nicht überladen, vertraut auf den Katalog, der mit Kurzporträts der Akteure und Erklärungen zu den Geschehnissen in Deutschland und in Europa für Tiefgang sorgt. Vor allem gelingt der Schau das Kunststück. den Bogen zu schlagen in die Gegenwart. Was damals für Aufruhr sorgte, sei bis heute Streitthema, meint Tobias Engelsing.
„Bildung für alle, Ausgleich zwischen arm und reich, Vermeidung der Spaltung der Gesellschaft, Gemeinwesensorientierung – das ist sowas von aktuell. Es fehlt eigentlich nur die Frage „Umgang mit den natürlichen Ressourcen“. Das ist was Neues, was uns jetzt beschäftigt.“