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Dieter Nuhr als Fotograf: Neue Bilder des Kabarettisten im Koblenzer Museum Ludwig

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David Kirchgeßner
David Kirchgeßner ist Redakteur bei SWR Aktuell in Rheinland-Pfalz. (Foto: SWR)

Der Kabarettist Dieter Nuhr teilt in seiner Show „Nuhr im Ersten“ satirisch aus und muss dafür immer wieder Kritik einstecken. Als Fotograf ist er nur wenigen bekannt. Dabei waren seine Bilder schon in Venedig, Rom und Dakar. Für die Ausstellung im Koblenzer Museum Ludwig hat Dieter Nuhr neue Bilder geschaffen, die auf den Bestand des Museums dialogisch reagieren sollen.

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Dieter Nuhr finden nicht alle witzig

Dieter Nuhr polarisiert: Brilliant, scharfzüngig, witzig, finden ihn seine Fans. Unlustig, ein Polemiker, sagen Kritiker.

Er bekommt Preise für Kabarett und Comedy. Macht Witze über Klimaaktivisten, war selbst Gründungsmitglied bei den Grünen. Fliegt für Reisen um die ganze Welt aber fährt privat ein E-Auto.

„Kunst ist mein eigentlicher Lebensraum“

Jetzt malt und fotografiert er auch noch. Wie für seine aktuelle Ausstellung im Ludwig Museum in Koblenz. Die Reaktionen darauf seien gemischt, sagt Dieter Nuhr: „Natürlich kommt der Verdacht auf: ‚Ah, jetzt will er sich auch noch die Taschen voll machen‘. Aber ich habe Malerei und Fotografie mein Leben lang gemacht, weit bevor ich auf der Bühne stand. Das ist mein eigentlicher Lebensraum.“

Ausstellung „Beyond Fame“ Kunst oder nur Kommerz? Nicht jeder Star ist auch ein Künstler

Es gibt Künstler, die sind sehr prominent. Gerhard Richter zum Beispiel oder Anselm Kiefer. Und dann gibt es Prominente, die auch Kunst machen. Sind diese dann automatisch auch prominente Künstler?

Sowohl Kunst als auch Kabarett fallen für Dieter Nuhr in die Kategorie „Künstlerische Welt-Verarbeitung“: Das eine funktioniere mit Worten, das andere mit Bildern. Und die hängen in Koblenz jetzt neben Pablo Picasso, Andy Warhol und Anselm Kiefer. Kein Witz, sondern tatsächlich Kunst.

Große Namen ziehen immer

Eingeladen hat Dieter Nuhr die Koblenzer Museumsdirektorin Beate Reifenscheid: „Große Namen ziehen immer“, sagt Reifenscheid.

Impression aus der Ausstellung von Dieter Nuhr im Museum Ludwig Koblenz (Foto: SWR)
Dieter Nuhrs Bilder treten in einen Dialog mit der Sammlung des Museums.

Sie gehe davon aus, dass Dieter Nuhr mit seiner Kunst neugierig mache. „Was macht er mit seiner Kunst? Wie positioniert er sich? Und wie reflektiert geht er tatsächlich mit Werken aus unserer Sammlung um?“

Dieter Nuhr kommentiert die Sammlung

Dafür hat Dieter Nuhr eine Reihe ganz neuer Bilder geschaffen. Er greift dabei Farben und Motive der anderen Werke in der Koblenzer Dauerausstellung auf.

Dieter Nuhr: Deutschland Essen 29 (Foto: Pressestelle, © Dieter Nuhr, 2023)
Dieter Nuhr: Deutschland Essen 29

Zu Picassos schwarz-blauem Selbstporträt „Maler bei der Arbeit“ entstehen bei Nuhr farbähnliche Bergmannsporträts. Die Basis: Eigene Zeichnungen, digital bearbeitet.

Bei anderen Bildern sind es verfremdete Landschafts-Fotografien aus dem Ruhrgebiet oder Schnappschüsse von seinen Reisen um die Welt. Mit digitalen Pinseln, die er selbst programmiert, legt Dieter Nuhr am Tablet hunderte Ebenen mit Mustern und Farbe übereinander. Mehr digitale Malerei als Fotografie.

Kunst als Rückzug von der Welt

„Ein wesentliches Problem für alle Maler ist die Frage: Wann ist das Bild fertig?“ sagt Dieter Nuhr. „Neo Rauch hat mal gesagt: ‚Ein Bild ist dann fertig, wenn alles, was noch dazukommt, überflüssig ist oder stört.‘ Ich glaube, das ist genau der Punkt.“

Gelernt hat Dieter Nuhr das Handwerk im Lehramtsstudium in Essen. Wenn die Bühnenkarriere nicht dazwischengekommen wäre, wurde er heute wohl Schüler*innen in Kunst und Geschichte unterrichten.

Doch es geht auch ohne Publikum - zumindest zeitweise, sagt Dieter Nuhr: „Es ist eine Arbeit, die man mit sich alleine ausmacht, das ist das Schöne an der bildenden Kunst. In dieser Welt, in der alles überbordet und auf einen einprügelt, ist das eine unfassbar schöne Möglichkeit, sich zurückzuziehen und wieder zu sich zu kommen.“

Die Ausstellung „Dieter Nuhr. Von Fernen umgeben“ läuft bis 12. November 2023 im Ludwig Museum Koblenz.

Gespräch Düsseldorfer Ausstellung „Beyond Fame“ – Die Kunst der Stars

Eine Ausstellung in Düsseldorf zeigt das künstlerische Talent von Prominenten aus dem Sportbereich, der Politik und, dem Showbiz. „Beyond Fame“ im NRW-Forum widmet sich ihrem Zugang zu Malerei, Fotografie, Video und Installationskunst. Entscheidend für die Auswahl der Werke war nicht der Promi-Status der Künstler*innen, sondern die Ernsthaftigkeit ihres Umgangs mit Kunst.
„Wir pflegen hier den erweiterten Kunstbegriff von Joseph Beuys: Jeder Mensch ist eine Künstler*In“, sagt der Kurator und künstlerische Leiter des NRW Forums, Alain Bieber, im Gespräch mit SWR2. Als Beispiel nennt er den ehemaligen Wimbledon-Sieger Michael Stich, der nach seiner Tenniskarriere Malen als Hobby entdeckte, Kunstgeschichte studierte und sich ein Atelier einrichtete. Typisch sei, sagt Bieber, dass Stich lange brauchte, bis er mit seiner Leidenschaft an die Öffentlichkeit ging. „Erst im letzten Jahr hat Michael Stich das erste Mal seine Bilder gezeigt“, weiß Bieber.
Britney Spears und ihre Blumenbilder im Bikini
Kurator Bieber findet es interessant, wer sich alles mit Kunst beschäftigt, gibt aber zu: Bei Promis sei die Produktion oft ein Marketing-Gag. „Ed Sheeran hat mal ein Action-Bild gemacht, Britney Spears hat im Bikini mal ein paar Blumen-Bilder gemalt“, weiß Alain Bieber. Bei „Beyond Fame“ habe er jedoch Menschen ausgesucht, die das mit großem Ernst betreiben. So sei auch ein Werk von Tim Bendzko zu sehen, dessen Kunst noch nie öffentlich ausgestellt worden sei.
Möglichst viel Abwechslung
Angesichts einer Ausstellungsfläche von 1200 Quadratmeter sei es schwierig gewesen, eine Auswahl zu treffen. „Wir hätten noch eine viel, viel größere Ausstellung machen können“, sagt Kurator Bieber über die Probleme bei der Zusammenstellung der Werke. Er habe auf große Diversität der Genres geachtet, auch auf unterschiedliche Lebensalter der Promi-Künstler*Innen.
Andere Facetten der Menschen sehen
Bei Tennisspieler Stich glaubt Alain Bieber, dass dieser angesichts der Ernsthaftigkeit seiner Bemühungen „in 20-30 Jahren als Künstler bekannter werde als zuvor als Sportler“. Die Ausstellung zeige auch, dass die Öffentlichkeit zu oft Prominente nur aus einem Blickwinkel kenne. Als Beispiel nennt Bieber den Grünen-Politiker Anton Hofreiter. „Dass er sehr naive Blumenbilder malt und gelernter Botaniker ist – das zeigt eine andere Facette“, meint der Kurator.
Wer ist "Gideon Geschenkt"?
Als Gag gibt es für die Besucher*Innen von „Beyond Fame“ ein Rätsel: Sie sollen tippen, wer sich hinter dem Pseudonym „Gedeon Schenkt“ verbirgt, der ebenfalls zu den ausgestellten Stars gehört. „Er mag gerne Andy Warhol und Walt Disney, ist aus Norddeutschland – und ein Mann“, verrät Alain Bieber nur. Die Auflösung gibt's erst Ende Dezember. Dann wird auch ein Kunstwerk des geheimnisvollen „G. Schenkt“ verlost.
Alain Bieber ist ein deutsch-französischer Kulturmanager, Jahrgang 1978. Er arbeitet seit 2015 am NRW Forum und kuratiert auch „Beyond Fame. Die Kunst der Stars“. Die Ausstellung läuft vom 18.August bis zum 21.Januar.

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Die Objekte, die die schwedische Künstlerin Anna Uddenberg für die Ausstellung geschaffen hat, sehen aus wie futuristische Möbelstücke oder medizinische Untersuchungsstühle.

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