One Piece (Netflix, 2023)

Live-Action-Remake des Erfolgscomics

„One Piece“ auf Netflix: Ein Manga-Welterfolg sticht in See, jetzt in echt

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Dominic Konrad
Dominic Konrad, Autor und Redakteur bei SWR Kultur und SWR Musik

Über hundert Bände, mehr als 500 Millionen verkaufte Bücher und jetzt auch der neueste Quotenbringer bei Netflix: Der japanische Manga „One Piece“ bricht alle Rekorde. Nun schafft der amerikanische Streaming-Gigant mit dem Live-Action-Remake der Abenteuer von Piratenkapitän Monkey D. Ruffy das nahezu Unmögliche: eine atmosphärisch dichte Umsetzung der Erfolgsreihe. Das neueste Kapitel in einer 26 Jahre andauernden Erfolgsgeschichte.

One Piece (Netflix, 2023)
Neuer Stoff für Fans von „One Piece“: Auf Netflix setzt die Crew um Monkey D. Ruffy (Iñaki Godoy, 2. von rechts) Segel.

Breites Grinsen, noch breiterer Strohhut

Ein schelmisches Grinsen über beide Ohren, rote Weste, kurze blaue Hose und – natürlich – der breitkrempige Strohhut: So kennen und lieben die Fans Monkey D. Ruffy, die Hauptfigur des Welterfolgs „One Piece“.

Seit 1997 umsegelt Ruffy gemeinsam mit seiner Crew, der „Strohhut-Bande“, die Weltmeere. Sein Ziel: König der Piraten werden und das legendäre „One Piece“ finden, den größten Schatz der Welt. Diesen hat der große Piratenkönig Gol D. Roger noch vor seinem Tod versteckt.

Doch Ruffy ist mehr als ein einfacher Junge mit großen Ambitionen: Seitdem er eine Teufelsfrucht verspeist hat, kann er seinen ganzen Körper wie Gummi drehen und strecken. Ein Vorteil im Kampf gegen seine Gegner, doch auch ein gewaltiger Nachteil auf See, denn wer die Teufelsfrucht gegessen hat, kann nicht mehr schwimmen.

„One Piece“: Promo in Nagasaki, Japan (2013)
Unschlagbar erfolgreich: „One Piece“ gehört mit rund 5 Millionen verkauften Exemplaren pro Band zu den erfolgreichsten Manga-Serien aller Zeiten.

„One Piece“ bricht als Comic und Zeichentrick alle Rekorde

„One Piece“ ist Comic-Kult. Seit 26 Jahren treiben Ruffy und seine Freunde in Comics und Romanen, im Fernsehen und auf der Kino-Leinwand ihr Unwesen. Der Manga von Autor Eiichiro Oda zählt mehr als hundert Sammelbände und steht damit als längste Serie eines einzigen Comic-Zeichners im Guinness-Buch der Rekorde.

Die TV-Zeichentrickserie bringt es auf über tausend Folgen. Nun erreicht der „One-Piece“-Kosmos auf Netflix eine neue Dimension: Seit dem 31. August erzählt der Streaming-Gigant die Anfänge der Saga nochmal neu – mit echten Schauspielern.

Und das funktioniert überraschend gut: In 84 Ländern kletterte die Manga-Adaption in den ersten Tagen auf Platz eins der Streaming-Charts und bricht damit die Rekorde von „Stranger Things“ und „Wednesday“.

Das ist die „Strohhut-Bande“ im Live-Action-Remake

One Piece (Netflix, 2023)
Monkey D. Ruffy (Iñaki Godoy) hat einen Traum: Er will der König der Piraten werden! Dafür sucht er einen sagenhaften Schatz, das „One Piece“. Bild in Detailansicht öffnen
One Piece (Netflix, 2023)
Nach dem Genuss einer Teufelsfrucht kann Ruffy seinen Körper wie Gummi dehnen, strecken und verbiegen. Nachteil: Dafür kann der angehende Piratenkapitän nicht mehr schwimmen. Bild in Detailansicht öffnen
One Piece (Netflix, 2023)
Gemeinsam mit seiner Crew, die sich die „Strohhut-Bande“ nennt, stürzt sich Ruffy ins Abenteuer. Bild in Detailansicht öffnen
One Piece (Netflix, 2023)
Lorenor Zorro (Mackenyu) war als Kopfgeldjäger unterwegs, bevor er zu Ruffy stieß. Er ist der einzige Schwertkämpfer der Welt, der gleichzeitig mit drei Schwertern kämpft. Bild in Detailansicht öffnen
One Piece (Netflix, 2023)
Die „diebische Katze“ Nami (Emily Rudd) ist die Navigatorin an Bord. Anfangs ist die Reise mit Ruffys Crew für sie nur eine Zweckgemeinschaft. Bild in Detailansicht öffnen
One Piece (Netflix, 2023)
Lysop (Jacob Romero Gibson) wäre selbst gerne Schiffskapitän und ist der Waffenexperte des Teams. Sein Vater ist Mitglied in der Bande des Roten Shanks, einem Piraten, zu dem Ruffy besonders aufschaut. Bild in Detailansicht öffnen
One Piece (Netflix, 2023)
Als Smutje ist Sanji (Taz Skylar) für die Verpflegung der Truppe verantwortlich und braucht dafür selbstverständlich beide Hände. Deshalb kämpft er ausschließlich mit den Füßen. Bild in Detailansicht öffnen
One Piece (Netflix, 2023)
Auf den Weltmeeren lauern nicht nur düstere Piraten als Gegner. Auch gegen Seeungeheuer muss die „Strohhut-Bande“ kämpfen. Bild in Detailansicht öffnen

Was macht die Serie über alle Maßen erfolgreich?

Piratengeschichten begeistern Menschen seit Jahrhunderten. Was die Freibeuter in Robert Louis Stevensons „Schatzinsel“ zu Kinderzimmerhelden und in „Fluch der Karibik“ zu Kinostars gemacht hat, funktioniert auch als Manga: Freiheit, lose Moral und ein eigener Seefahrer-Ehrenkodex.

Zum anderen ist und bleibt „One Piece“ in seinen Grundzügen seinem Genre treu als recht konventioneller Shonen-Manga, ein Manga für Jungs und junge Männer. Es geht ums Erwachsenwerden, um Freundschaften und den Kampf Gut gegen Böse. Ganz deutlich schimmern dabei die großen Manga-Vorbilder durch, allen voran „Dragon Ball“ von Akira Toriyama.

Gerade auf dem schnelllebigen japanischen Comic-Markt ist ein Erfolg wie der von „One Piece“ aber etwas besonderes. Eiichiro Oda war 22 Jahre alt, als er die ersten Kapitel seines Opus Magnum zeichnete. Über die Jahre ist der Manga mit seinem Autor – und auch mit seinen Leser*innen – immer erwachsener geworden, ohne dabei seinen Charme komplett einzubüßen.

One Piece (Netflix, 2023)
Liebling der Fans: Der japanische Schauspieler Mackenyu Maeda spielte bereits in mehreren Anime-Adaptionen. Sein letzter Film „Knights of the Zodiac“ konnte aber weder Kritiker noch Fans überzeugen.

Fantastischer Entwicklungsroman in Bildern

Als „philosophisch-gesellschaftskritischen Fortsetzungsroman“ beschrieb Marc Röhlig den Manga 2013 in einem Artikel für den Tagesspiegel.

Oda findet seine Inspirationen im Alltag, im aktuellen Weltgeschehen und in der Kulturgeschichte der vergangenen Jahrzehnte. Dabei finden sich auch ernste Themen wie Folter, Sklaverei oder Faschismus in der „One Piece“-Welt wieder.

Und trotzdem verliert die Reihe niemals ihren Humor. Auch nach 26 Jahren bleibt Monkey D. Ruffy ein lebhafter, sorgloser Junge mit großem Appetit und noch größeren Träumen und bildet damit das Herz und den Ankerpunkt dieses Seemansgarns made in Japan.

„One Piece“, ab 31. August auf Netflix

Nostalgie und Respekt vor der Vorlage

Realfilm-Adaptionen von Animes scheitern häufig daran, die Essenz und den Charme ihrer Vorlagen in ihr Medium zu übertragen. „Dragonball Evolution“ (2009) oder jüngst „Knights of the Zodiac“ (2023) sind traurige Beispiele für völlig misslungene Anime-Realverfilmungen.

Netflix setzt mit seiner Serie auf ein Höchstmaß an Nostalgie. „One Piece“-Erfinder Eiichiro Oda war eng in die Entwicklung der Serie eingebunden, etwa auch beim Casting der Hauptrollen.

Die Nostalgie zieht sich durch bis hin zur Synchronisation: Diese wird sowohl in der japanischen als auch in der deutschen Fassung von den Feststimmen des Anime übernommen.

Eiichiro Oda trifft Ruffy-Darsteller Iñaki Godoy

"I can’t imagine anyone else but you" 😭 Come along with us on a dream visit to the studio of the legendary Eiichiro Oda. #OnePieceNetflix pic.twitter.com/WcPIKTPALT

Mit sehr viel Liebe zum Detail und sorgfältigen Referenzen zur Vorlage rekreiert die Netflix-Serie, die pro Folge übrigens ein höheres Budget hatte als „Game of Thrones“, in ausladenden und üppigen Bildern die Welt der Comic-Vorlage. Auch die Riege junger Schauspielerinnen und Schauspieler um den rundum überzeugenden Ruffy-Darsteller Iñaki Godoy begeistern die Fans.

Wann endet „One Piece“?

Wird Ruffy irgendwann sein Ziel erreichen und den titelgebenden Schatz finden? In einem Interview zum 25. Geburtstag der Serie hat Eiichiro Oda bestätigt, dass der Manga auf das Finale zusteuert und in den nächsten Jahren seinen Abschluss finden soll.

Wie viele Seiten bis dahin noch gezeichnet werden und wie viele Folgen von Anime und neuer Realserie entstehen sollen, das bleibt bis auf Weiteres offen. So weit und offen wie die See in Odas Manga.

Bislang 104 Bände auf Deutsch erschienen: der Original-Manga

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