Ingeborg-Bachmannpreis 2023

Bachmannpreisrednerin Tanja Maljartschuk: Literatur ist angesichts des Krieges hilflos

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Wilm Hüffer
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Die ukrainische Autorin Tanja Maljartschuk, Preisträgerin des Bachmannpreises 2018, wird die diesjährige Eröffnungsrede des renommierten Literaturpreises in Klagenfurt halten. Titel ihrer Rede ist „Hier ist immer Gewalt. Hier ist immer Kampf“. Seit der russischen Invasion in die Ukraine im Februar 2022 seien ihr Worte fern, erzählt sie im Gespräch mit SWR2.

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„Die Literatur ist vollkommen hilflos“

Sie habe deshalb lange überlegt, ob sie die Rede überhaupt halten solle, sagt Tanja Maljartschuk, aber sich letztlich dazu entschlossen, als „Autorin einer angegriffenen Gemeinschaft“ zu sprechen. In ihrer Haltung, dass Literatur angesichts des Krieges nichts ausrichten könne, habe sich wenig geändert .

„Die Literatur kann nichts machen, wenn die Raketen schießen, wenn Menschen getötet werden in der brutalsten Art und Weise.
Die Literatur ist vollkommen hilflos“, erklärt die Schriftstellerin. Deshalb sei das letzte Jahr als Autorin für sie auch extrem schwer gewesen, weil sie die Illusion gehabt hätte, etwas bewirken zu können. Dieser Hilflosigkeit habe sie sich ausliefern müssen.

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Zwischen Täter- und Opfergesellschaften liegen Welten

In Bezug auf die deutsche Haltung zum Krieg in der Ukraine habe sie lange gedacht, dass „es in der deutschen Gesellschaft vor allem um die Angst geht, dass der Krieg nicht nach Europa kommt“. Aber Deutschland spreche aus einer privilegierten Perspektive über den Krieg, denn das Land befand sich nie in einer Opferposition.

Zwischen Opfer- und Tätergesellschaften lägen Welten, so die ukrainische Autorin: zwischen denen, die unterdrückt waren und immer wieder für die Freiheit kämpfen mussten. und denen, die unterdrückt haben in ihrer Geschichte. Diese Distanz zu verkleinern sei vielleicht auch die Aufgabe der Intellektuellen auf beiden Seiten, meint Maljartschuk.

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