In Rezensionen, Gesprächen, Diskussionen und Features bieten SWR Kultur und das SWR Fernsehen Besprechungen und Berichte zu aktuellen Neuerscheinungen, wichtigen Autoren und Themen des Buchmarktes.
Essay "Mit Blut geschrieben": Frank Kafkas Erzählung „In der Strafkolonie“
Kafkas Erzählung „In der Strafkolonie“ hat viele Deutungen erfahren. In seinem Essay setzt sich Frank Hertweck, Leiter der SWR-Literaturredaktion, mit verschiedenen Interpretationen auseinander und zeigt auf, welchen außergewöhnlichen Stellenwert die Erzählung in Kafkas Schaffen hat.
Buchkritik Stefanie de Velasco – Das Gras auf unserer Seite
Einen Kinderwunsch hatten Grit, Kessie und Charly nie. Mit Mitte Vierzig aber steht jede der drei Frauen vor einer unerwarteten Herausforderung. Humorvoll beschreibt Stefanie de Velasco in ihrem neuen Roman „Das Gras auf unserer Seite“, wie man sich von gesellschaftlichen Zwängen befreit und eigene Wege geht.
Kiepenheuer & Witsch Verlag, 256 Seiten, 23 Euro
ISBN 978-3-462-00573-8
Buchkritik Michael Grüttner – Talar und Hakenkreuz. Die Universitäten im Dritten Reich
Der Berliner Historiker Michael Grüttner legt mit dem Sachbuch „Talar und Hakenkreuz“ eine wissenschaftlich fundierte und sorgfältig analysierte Geschichte der Universitäten im Dritten Reich vor, die Wissen-schaftlern und interessierten Laien den großen Überblick bietet, der bisher fehlte.
C. H. Beck Verlag, 704 Seiten, 44 Euro
ISBN 978-3-406-81342-9
Gespräch „Vom Westen nichts Neues" – Kriegsreporter Emran Feroz über sein Leben zwischen Afghanistan und Österreich
Der österreichisch-afghanische Journalist Emran Feroz fühlt sich in Innsbruck ebenso zu Hause wie in Kabul. Nach dem Studium der Politik- und Islamwissenschaft arbeitete er als Kriegsreporter für „Die Zeit“ und die „New York Times“.
Buchkritik Julia Jost – Wo der spitzeste Zahn der Karawanken in den Himmel hinauf fletscht
Die Welt, gesehen aus den Augen eines Kindes: In ihrem fulminanten Debütroman erzählt die Kärntnerin Julia Jost vom Aufwachsen auf dem Dorf, vom Aufstieg eines Provinzpolitikers und von historischen Kontinuitäten, die bis in die Gegenwart wirken. Der Titel ist in jedem Fall Programm: „Wo der spitzeste Zahn der Karawanken in den Himmel hinauf fletscht“!
Suhrkamp Verlag, 234 Seiten, 24 Euro
ISBN 978-3-518-43167-2
Buchkritik Annika Brockschmidt – Die Brandstifter. Wie Extremisten die Republikanische Partei übernahmen
Europa zittert vor einer Wiederwahl des früheren US-Präsidenten Donald Trump. Aber geht es hier „nur" um eine Personalie oder liegt das Problem nicht tiefer: verwurzelt in den Strukturen und Haltungen der Republikanischen Partei. Das zumindest meint die Autorin Annika Brockschmidt, die eine kenntnisreiche, kritische Geschichte der Republikaner vorlegt.
Rowohlt Verlag, 366 Seiten, 24 Euro
ISBN 978-3-498-00330-2
Kommentar Alles außer Flach: Für New Adult-Literatur stehen junge Bücherfans in Leipzig Schlange
„Who is still reading?“, diese Frage stand als Motto über der diesjährigen Buchmesse in Leipzig. Die Massen zeigten es: Es sind Teenager und junge Erwachsene.
Gespräch Ulrich Peltzer – Der Ernst des Lebens
Ulrich Peltzers neuer Roman ist ein fulminanter Erinnerungsmonolog über Geld und Leben, Gier und Sucht - und ein packender Bildungsroman aus dem Berlin der Nachwendezeit.
Zeitgenossen Dana Grigorcea: „Kunst ist für mich eigentlich immer ein Fremdgehen“
Diese Schriftstellerin erfindet sich mit jedem Buch neu: Die in Bukarest geborene Dana Gigorcea schrieb Reiseerzählungen und einen Schelmenroman, ließ Dracula in ihrem preisgekrönten Roman „Die nicht sterben“ wiederauferstehen, veröffentlichte Kinderbücher und begleitet im neuen Prosawerk „Das Gewicht eines Vogels beim Fliegen“ einen Bildhauer im New York der 1920er Jahre. Was alle Bücher eint: Eine erstaunliche Fabulierlust und selbst bei ernsten Themen ein Gespür für die humoristische Fallhöhe. Dana Gigorcea schreibt seit 2003 ausschließlich auf Deutsch. Sie lebt und arbeitet in der Schweiz.
Gedichte und ihre Geschichte „Selma Merbaum – Ich habe keine Zeit gehabt zuende zu schreiben.“ von Marion Tauschwitz
Die jüdische Lyrikerin Selma Merbaum war mit Paul Celan verwandt. Er war ihr Großcousin, nur drei Jahre älter als sie. Beide lebten in Czernowitz, in der heutigen Ukraine, und beide schrieben schon als Jugendliche Gedichte. Ihre Texte ähneln sich in ihrer feinen Wahrnehmung der Umgebung und in ihrer Liebe zur Natur. Über Merbaums Leben ist nur wenig bekannt, und manches trifft nicht zu. Das belegt die Heidelberger Autorin Marion Tauschwitz in ihrer Biographie über Selma Merbaum „Ich habe keine Zeit gehabt zuende zu schreiben“.
Hörbuch Dramatisch: „Das kleine Haus am Fluss“ von Selma Noort
Juss hat eine große Familie: Gemeinsam mit seinen Eltern, der aus Syrien geflüchteten Zaza und dem löwenstarken Walter, wohnt er in direkter Nachbarschaft mit Onkeln, Tanten und Großeltern. Seine gleichaltrige Cousine Amber ist seine beste Freundin. Mit ihr kann er viel Unfug treiben und die größten Abenteuer bestehen. Doch eines Tages wird diese Idylle von einem großen Unglück erschüttert. Die Schauspielerin Sascha Icks liest die Geschichte mit so viel Feingefühl, dass sie trotz aller Dramatik ganz zart daherkommt.