Coppola konzentriert seine Schaffenskraft auf monumentale Projekte
„Megalopolis” ist nicht der erste Film, den Starregisseur Francis Ford Coppola selbst finanziert. Schon sein Vietnam-Kriegsepos „Apocalypse Now” drehte er mit eigenem Geld, weil die Filmstudios nicht so wollten wie er. 1979 stand er damit in Cannes im Wettbewerb, der Rest ist Geschichte: Der Film gewann und ging wie auch schon zuvor das Mafia-Epos „Der Pate“ (1972) und der Thriller „Der Dialog“ (1974) in die Filmgeschichte ein.
Seine Filme haben das amerikanische Kino des „New Hollywood“ in den 1970er-Jahren nicht nur mitgestaltet, sondern revolutioniert. Die „Pate“-Trilogie steht sinnbildhaft für filmische Perfektion, „Apocalypse Now” ist eine der radikalsten Auseinandersetzungen mit Krieg und menschlicher Hybris. Doch selbst Filmfans kennen in der Regel nur seine bahnbrechenden Werke, was den Eindruck verstärkt, dass er seine ganze Schaffenskraft auf monumentale Projekte konzentriert – wie nun „Megalopolis”, sein Herzensprojekt.
Filme, die Geschichte schrieben: Die wichtigsten Coppola-Werke
Kein Studio wollte, also finanzierte er „Megalopolis” selbst
Nach langer Durststrecke ist Coppola jetzt zurück. Seine Premiere feierte „Megalopolis” in Cannes, wo der Film im Rennen um die Goldene Palme zwar Sean Bakers Film „Anora” unterlag, aber allein die Vollendung des Films ist ein Triumph: Coppola kämpfte über 40 Jahre um die Realisierung des Science-Fiction-Epos und finanzierte es mit 120 Millionen Dollar komplett selbst. Dafür verkaufte er sogar Teile seines Wein-Imperiums.
Es ist mehr als ein Comeback; es ist ein kulturelles Statement
Coppola hat sich nie mit den Erwartungen der Filmindustrie zufriedengegeben. Seine Schaffensphilosophie stand immer im Zeichen der Unabhängigkeit, des Experimentierens und des Wunsches, Geschichten zu erzählen, die nicht nur unterhalten, sondern die Zuschauer intellektuell und emotional herausfordern.
Mit Megalopolis scheint er genau das zu tun: eine Zukunftsvision zu präsentieren, die nicht in Franchise-Formate oder einfache narrative Schablonen passt, sondern sich den großen Fragen der Menschheit widmet. Aber was passiert, wenn ein Regisseur, der einst das Medium formte, in eine neue Zeit zurückkehrt – in eine Zeit, in der das Filmschaffen mehr denn je von Markt-Logiken bestimmt werden?
Filmkritiker Rüdiger Suchsland über Coppolas neuen Film
Eine Rebellion gegen den Mainstream
In einer Zeit, in der das Kino zunehmend von den seichten Inhalten massenkompatibler Blockbuster und Streaming-Diensten dominiert wird, wagt es Coppola, einen Film zu schaffen, der sich mit Utopien auseinandersetzt: Eine utopische Vision einer Stadt im Gegensatz zur düsteren Realität. Er stellt die Frage, ob der Mensch überhaupt in der Lage ist, sich eine ideale Welt zu schaffen. Diese Rückkehr zu tiefgründigen Themen ist fast schon eine Rebellion gegen den Mainstream.
Denn die Filmindustrie wird von Großproduktionen dominiert, deren Hauptziel es ist, Kassenrekorde zu brechen. Künstlerische Ambitionen werden oft zugunsten des sicheren finanziellen Erfolgs geopfert. In diesem Kontext ist Coppolas Rückkehr ein deutliches Zeichen: Es gibt noch Raum für originäre Visionen im Kino, auch wenn sie sich dem Zeitgeist widersetzen.
Es ist eine Kunst das Scheitern auch zu wagen
Ein weiterer Aspekt von Coppolas Entscheidung, Megalopolis zu realisieren, ist das Risiko des Scheiterns. Dieses Potenzial des Scheiterns ist jedoch auch Teil von Coppolas Genie. Er ist ein Regisseur, der immer bereit war, seine Karriere und sein persönliches Vermögen zu riskieren, um Filme zu machen, die ihm wichtig sind. Diese Haltung ist geblieben, seine künstlerische Vision gegen alle Widerstände zu verteidigen.
Egal wie der Erfolg an der Kinokasse ausfällt: Der Regisseur hat noch einmal Großes gewagt und Lebensdrang bewiesen. Es könnte der letzte Film der mittlerweile 85-jährigen lebenden Legende Francis Ford Coppola sein. Jetzt ist er erstmal wieder zurück und sein Lebensprojekt ist realisiert.