Im Theater Konstanz feiert die Stückentwicklung „Unter anderen Umständen“ von Susanne Frieling & Florian Schaumberger im Rahmen des Bodenseefestivals 2024 ihre Uraufführung. Dahinter verbirgt sich ein hochemotionales und in der Gesellschaft oft tabuisiertes Thema: die so genannte „stille Geburt“.
Heitere Stimmung bei den Proben trotz des schweren Themas
Die Sonne scheint. Die gewaltige Schiebetür des Probenraumes ist weit geöffnet. Die Stimmung ist gelöst und heiter. Noch bevor die Probe beginnt, ordnet Regisseurin Susanne Frieling ein: eine heitere Stimmung ist ihr wichtig.
„Als Gegenentwurf zu der Schwere des Themas. Das hat wirklich nichts damit zu tun, dass wenn es hier mal alberner wird oder so was, dass wir nicht wissen, worum es hier geht, sondern einfach um die Seele zu schützen.“
Eine stille Geburt im Zentrum des Stücks
Kasper und Hannah haben eine stille Geburt hinter sich. Im Stück „Unter anderem Umständen“ wird ihre Geschichte chronologisch erzählt vom Kennenlernen des Paares, über den positiven Schwangerschaftstest bis zu ihrer gemeinsamen Trauer. Dazu gehört auch die Suche nach einem Friedhof.
Für das Thema der stillen Geburt haben Florian Schaumberger und Susanne Frieling ganz bewusst eine Stückentwicklung als Theaterform ausgewählt – für sie eine Variante zwischen Dokumentartheater und soziologischem Theater.
„Man geht ja beim Theater vom Spiegel der Gesellschaft aus. Und ich nehme das sehr wörtlich. das funktioniert für mich über den dokumentarischen Aspekt am allerbesten Und auch für das Publikum. Weil man permanent in der Bewertung ist. Wieviel ist gerade echt – wieviel ist theatral. Und das ist ein großer.“
Angelehnt an die griechische Tragödie
Für die Darstellung der stillen Geburt hat Florian Schaumberger Bilder gesucht, gefunden und Videos gedreht: „Es gibt Hologramme von Kindern auf der Bühne, die immer mal wieder über die Bühne laufen. Es gibt Schmetterlinge, die ein assoziatives Bild sind für dieses heranwachsen in einem Kokon, aber auch die Bewegung von etwas Menschlichem zu was ganz Zerbrechlichem, was man noch gar nicht richtig ausmachen kann.“
Vor diesem audiovisuellen Hintergrund gruppieren sich im Stück, um das trauernde Paar, andere betroffene Mütter, aber auch Schwester, Mutter, Hebamme und Bestatterin.
Angelehnt an die griechische Tragödie treten sie einzeln, aber auch als wehklagender Frauenchor auf. Gespielt werden sie von Konstanzer Laien.
Mit der Trauer ist man nicht alleine
Regisseurin Susanne Frieling hat das Thema aufgegriffen, weil in ihrem Bekanntenkreis eine Mutter im sechsten Monat ihre Zwillinge verloren hat. „Wie gehe ich damit um?“, hat sie sich gefragt. Auch darauf will das Stück eine Antwort geben.
„Liebe. Das Herz ist ein flexibler Muskel und der wächst sehr stark bei diesem Stück. Dass was wir tun können ist zu zeigen, dass es uns betrifft und dass man nicht alleine ist mit der Trauer, sondern dass wir einander halten und unterstützen können - mehr als man das im ersten Moment meinen mag.“
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