Kinderoper

Märchenhaftes Spiel mit Rollenklischees: Die Kinderoper „Hamed und Sherifa” in Kaiserslautern

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AUTOR/IN
Hannegret Kullmann
Hannegret  Kullmann, Autorin bei SWR Kultur (Foto: SWR, Foto: Hannegret Kullmann)

Kann man alle Frauen in eine Schublade stecken? Und was ist eigentlich typisch Frau und typisch Mann? Mit diesen Fragen beschäftigt sich auf spielerische Weise die Kinderoper „Hamed und Sherifa“. Der libanesisch-französische Komponist Zad Moultaka hat sie 2015 komponiert, in seiner Musik begegnen sich Einflüsse aus dem Nahen Osten und dem Westen. Das Pfalztheater Kaiserslautern bringt die Kammeroper für Kinder ab acht Jahren nun auf die Bühne.

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Fünf Musikerinnen und Musiker sitzen auf der linken Seite der Werkstattbühne, in der Mitte thront eine riesige mehrstöckige Torte, auf der drei Zuckerbäcker herumturnen. Die drei Opernsänger erzählen die Geschichte von Hamed und Sherifa und sind gleichzeitig auch deren Hauptdarsteller. Ein orientalisches Märchen mit ernsthaftem Hintergrund.

Hamed und Sherifa - Pfalztheater Kaiserslautern (Foto: Pressestelle, Thomas Brenner)
Die drei Opernsänger sind Erzähler und Hauptfiguren zugleich. Von links: Johannes Hubmer, Yosemeh Adjei, Hyunkyum Kim. Bild in Detailansicht öffnen
Hamed und Sherifa - Pfalztheater Kaiserslautern (Foto: Pressestelle, Thomas Brenner)
Sherifa gewinnt beim Chili-Wettessen, also muss sie ein Mann sein, oder? Bild in Detailansicht öffnen
Hamed und Sherifa - Pfalztheater Kaiserslautern (Foto: Pressestelle, Thomas Brenner)
Eine weitere Prüfung: Interessiert sich Sherifa (Hyunkyum Kim, rechts) für Stoffe und Schmuck? Bild in Detailansicht öffnen
Hamed und Sherifa - Pfalztheater Kaiserslautern (Foto: Pressestelle, Thomas Brenner)
Ist Sherifa Frau oder Mann? König Hamed sucht Rat bei seiner Mutter. Vorne: Yosemeh Adjei, hinten links: Johannes Hubmer. Bild in Detailansicht öffnen
Hamed und Sherifa - Pfalztheater Kaiserslautern (Foto: Pressestelle, Thomas Brenner)
Ein märchenhaftes Happy End für Hamed und Sherifa. Bild in Detailansicht öffnen

Es geht um die Frage, was ist eigentlich männlich und was ist weiblich. Es geht darum, dass man Stereotype über Bord werfen soll, weil sie eigentlich nur für Unheil sorgen und man Menschen eines Besseren belehren kann, sagt Regisseurin Lea Willeke.

Der da eines Besseren belehrt wird, ist seine Hoheit König Hamed höchstpersönlich. Seine Frau hat ihn betrogen, nun ist er blind vor Wut und will – außer seiner heiß geliebten Mutter – keine Frauen mehr um sich haben: „Ich verbanne alle Frauen aus meinem Reich!“

Nur Prinzessin Sherifa widersetzt sich

Hamed und Sherifa - Pfalztheater Kaiserslautern (Foto: Pressestelle, Thomas Brenner)
Sherifa gewinnt beim Chili-Wettessen, also muss sie ein Mann sein, oder?

Nur eine widersetzt sich: Prinzessin Sherifa. Sie verkleidet sich als Prinz Sherif und wird zum ständigen Begleiter des Königs. Schon bald empfindet Hamed mehr für diesen neuen Freund. Lea Willeke: „Gleichzeitig ist König Hamed natürlich auch total irritiert von dieser Person, weil er nicht einordnen kann, ist das jetzt männlich oder weiblich?“   

Um das herauszufinden, lässt er Prinzessin Sherifa / Prinz Sherif vier verschiedene Prüfungen absolvieren, die stereotyp männlich oder weiblich sind. Natürlich steht Prinzessin Sherifa in allen Situationen ihren Mann, bis sie bei einem Wettschwimmen auf dem Meer plötzlich verschwindet. König Hamed ist untröstlich.

Männliche und weibliche Stereotypen werden hinterfragt

Die Kinderoper „Hamed und Sherifa“ spielt mit männlichen und weiblichen Stereotypen und reproduziert sie dabei zwangsläufig auch - was die junge Regisseurin Lea Willeke durchaus kritisch sieht. Deshalb hat sie in ihre Inszenierung eine zusätzliche Reflektionsebene eingebaut: „Wir haben zwei Kinderstimmen, die immer wieder König Hameds sehr misogyne Haltung kommentieren ... “

Opernmusik des libanesisch-französischen Komponisten Zad Moultaka

Auch die Musiker und Musikerinnen kommentieren König Hameds Verhalten – verlassen sogar einmal aus Protest die Bühne. Die Opernmusik hat der libanesisch-französische Komponist Zad Moultaka 2015 komponiert. Trommeln aus dem Libanon, Maghreb und Iran sorgen eine orientalische Färbung sorgen. Gleichzeitig zitiert Moultaka aber auch westliche Musik, etwa von Mozart oder Bach, erklärt der musikalische Leiter Olivier Pols. Für ihn ist es eine erzählfreudige Musik, auch wenn sie stellenweise nicht unseren Hörgewohnheiten entspricht.

Am Ende hat König Hamed seine Lektion gelernt: Man kann nicht alle Frauen für eine bestrafen, denn alle sind doch niemals gleich. Und auf diese Erkenntnis folgt dann ein märchenhaftes Happy End.

Gender Swapping Mann? Frau? Egal! Crossdressing und Rollentausch auf der Bühne

Dass Männer Frauen spielen und umgekehrt kommt im Theater immer wieder vor. Angesichts aktueller Debatten um Geschlechterrollen und Gendersterne ist das Thema derzeit hochaktuell, doch schon zu Shakespeares Zeiten war das Spiel mit den Geschlechtern Thema auf der Bühne.