Hinter der Ortsausfahrt Klüsserath in Richtung Trittenheim beginnt die vier kilometerlange Sperrung.

Ein Jahr Vollsperrung zwischen Klüsserath und Trittenheim

Wie die Menschen in den Moselorten mit der Megabaustelle leben

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Lara Dudek

Seit einem Jahr sind Klüsserath und Trittenheim durch die Sanierung der B53 getrennt – und das noch voraussichtlich für drei Jahre. Die Bürger bemühen sich mit der Situation umzugehen.

Nachdenklich blickt Katharina Rodermund auf die wenigen Fahrzeuge auf ihrem Wohnmobilstellplatz in Klüsserath (Landkreis Trier-Saarburg). Eigentlich haben hier bis zu 350 Wohnmobile Platz. Aktuell zählt sie gerade einmal etwas mehr als zwanzig. So habe sie sich das nicht vorgestellt, sagt sie kopfschüttelnd.

Katharina Rodermund auf einer Bank auf dem Platz des Reisemobilparks Klüsserath an der Mosel. Weil die Straße zwischen dem Ort und Trittenheim wegen Sanierungsarbeiten seit einem Jahr komplett gesperrt ist kommen kaum Urlauber. Die Baustelle wird immer mehr zum Problem für sie.
Mit dem Wohnmobilstellplatz ging für Katharina Rodermund ein Wunsch in Erfüllung. Wegen der Baustelle bleiben aber viele Plätze zur Zeit leer.

Vor einem Jahr haben sich Katharina Rodermund und ihr Partner Martin Lex einen Traum erfüllt und betreiben seitdem den Reisemobilpark Klüsserath. Das Engagement, der Platz und die Ideen seien da, was fehle seien die Gäste. Natürlich habe das nasse und feuchte Wetter der vergangenen Wochen ihnen nicht gerade in die Karten gespielt. Hauptgrund für die vielen leeren Stellplätze sei aber die Baustelle an der Bundesstraße zwischen Klüsserath und Trittenheim.

Sperrung für vier Jahre geplant

Seit genau einem Jahr wird die rund vier Kilometer lange Strecke zwischen den beiden Moselorten saniert. Nach der Ortsausfahrt von Klüsserath in Richtung Trittenheim ist Schluss. Sackgasse. Aufgestellte Straßensperrungen und Hinweisschilder am Ortseingang von Klüsserath sollen Staus und Verstopfungen im Ort vorbeugen.

Hinweisschilder an der Baustelle der B53 kurz vor der Ortseinfahrt Klüsserath. Die Straße entlang der Mosel nach Trittenheim ist wegen Sanierungsarbeiten seit über einem Jahr gesperrt.
Trotz offener Zufahrt nach Klüsserath: Viele Reisende lesen die Hinweisschilder und fahren gar nicht erst in den Ort.

"Wir haben nicht damit gerechnet, dass die Baustelle so viele Menschen davon abhält, uns zu besuchen."

Gleichzeitig würden dadurch potentielle Gäste abgeschreckt. Viele Camper und Touristen auf der Durchreise würden sich aufgrund der aufgestellten Baken nicht trauen, nach Klüsserath zu fahren und ziehen weiter zum nächsten Ort. Eine Rückmeldung, die das Paar des Öfteren von den Reisenden zu hören bekommt.

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"Wir haben nicht damit gerechnet, dass die Baustelle so viele Menschen davon abhält, uns auf dem Platz zu besuchen." Andere, die sich nicht von der ersten Warnbake abhalten lassen, scheitern oft an der zweiten, sind irritiert und rufen bei Katharina Rodermund an.

Benjamin Ensch auf seinem Campingplatz in Klüsserath an der Mosel. Weil die Straße zwischen dem Ort und Trittenheim wegen Sanierungsarbeiten seit einem Jahr komplett gesperrt ist kommen kaum Urlauber. Die Baustelle wird immer mehr zum Problem für sie.
Benjamin Ensch betreibt neben dem Campingplatz auch die angeschlossene Gaststätte "Moselblick". Wegen der Baustelle hat er weniger Gäste. Mit mehr Werbung versucht er das auszugleichen.

Telefonate, die Benjamin Ensch vom benachbarten Campingplatz gut kennt. Auch für ihn ist dieser Sommer im Verhältnis zu den vergangenen Jahren viel zu ruhig. Deshalb muss er viel mehr Werbung für seinen Platz machen. Aktuell geht er von rund 35 Prozent Umsatzeinbußen aus.

Zusätzliche Beschilderung soll helfen

Um das zu ändern, hängen seit rund zwei Wochen zusätzliche Hinweisschilder an den Baustellenbaken. Sie weisen daraufhin, dass Camping- und Wohnmobilplatz befahrbar sind. Eine gut gemeinte Maßnahme, sagen die Betreiber. Allerdings seien die Schilder zu klein, würden zu tief hängen und wären außerdem nur auf Deutsch. Gästen aus dem Ausland nutze das wenig.

Eine Absperrung auf der Bundestraße 53 in Richtung Klüsserath. Angebrachte Schilder der Bewohner sollen Touristen darauf hinweisen, dass sie in den Ort fahren können. Viele Gäste schreckt die Baustellenabsperrung trotzdem ab.
Eine Absperrung auf der Bundestraße 53 in Richtung Klüsserath. Angebrachte Schilder der Bewohner sollen Touristen darauf hinweisen, dass sie in den Ort fahren können.

Abhängig von Maßnahmen des LBM

Mit ihrem Frust sind Ensch und Rodermund nicht allein. Auch vielen Winzer aus Klüsserath, Trittenheim und den umliegenden Orten macht die Baustelle zu schaffen, sagten sie auf SWR-Anfrage. Die meisten betreiben neben dem Weingut auch eine Gastwirtschaft oder eine Ferienwohnung und sind auf den Durchgangsverkehr der Bundesstraße angewiesen. Andere haben ihre Weinberge oberhalb der gesperrten Straße. Da kommen sie wegen der Absperrungen teilweise nur noch über weite Umwege hin.

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Frust bei Menschen in betroffenen Moselorten

Die Menschen in den beiden Gemeinden verstehen zudem nicht, warum die Baustelle vier Jahre bleiben soll. Für die Moselortschaften, die stark vom Tourismus leben, sei eine so lange Zeit auch wirtschaftlich katastrophal, so die Menschen dort. Betroffene sagten dem SWR, eine Ampel für den Abschnitt der Baustelle würde helfen und einiges erleichtern.

"Nur weil man sich mit der Baustelle arrangiert, heißt das nicht, dass die Einschränkungen kleiner geworden sind."

Nach Angaben des Landesbetrieb Mobilität (LBM) würde eine solche Maßnahme allerdings nicht funktionieren, da die Strecke eine Baugrube benötigen würde. Eine Ampelanlage würde zusätzlich die Bauzeit verlängern. Das will dann auch keiner. Deshalb versuchen alle, irgendwie damit zu leben. "Nur weil man sich mit der Baustelle arrangiert, heißt das nicht, dass die Einschränkungen kleiner geworden sind", sagt auch Ortsbürgermeister Norbert Friedrich.

Norbert Friedrich an der Baustelle an der Ortsausfahrt Klüsserath.
Norbert Friedrich schätzt, dass durch die Baustelle in der Hochsaison täglich bis zu 12.000 Autos weniger an Klüsserath vorbeifahren.

Baustellenarbeiten der Bundesstraße liegen im Plan

Nach Angaben des LBM liegen die Bauarbeiten im Zeitplan. Allerdings können externe Faktoren wie Rohstoffengpässe die Sanierung verzögern. Wenn alles gut läuft, könnte die Baustelle vielleicht schon eher verschwinden. Das hoffen alle Beteiligten.

"Wir hoffen, dass jeder einzelne Gast auch nach vier Jahren wiederkommt."

Für die Familie von Katharina Rodermund ist die Zeit eine Belastungsprobe. "Wir hoffen, dass jeder einzelne Gast auch nach vier Jahren wiederkommt." Sonst wird ihr Traum vom eigenen Wohnmobilstellplatz in Klüsserath platzen.

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Lara Dudek