Diana Kaspari betreibt gemeinsam mit ihrem Mann eine Fleischerei in Trittenheim und bietet dort auch einen Mittagstisch an. Doch durch die Vollsperrung der B53 kämen viele ihrer Stammkunden aus den benachbarten Orten Klüsserath, Ensch, Pölich und Schleich nicht mehr nach Trittenheim, ohne einen Umweg von zehn Kilometern fahren zu müssen, sagt sie. Auch vom Campingplatz in Klüsserath kämen normalerweise viele zum Mittagessen vorbei.
Fehlende Einnahmen sorgen für Existenzängste
Kaspari sagt, dass die Vollsperrung der B53 zwischen Klüsserath und Trittenheim dafür sorgen werde, dass die Einnahmen in ihrem Betrieb deutlich sinken, denn viele würden dann zur näher gelegenen Konkurrenz fahren, um ihr Fleisch zu kaufen.
Während der Corona-Pandemie sei es in gewisser Weise absehbar gewesen, wie mit der Situation umzugehen sei. Doch in diesem Fall wisse man nicht, was in den nächsten vier Jahren zu erwarten sei.
Bereits zweite Sperrung, die Trittenheim trifft
Schon 2013 war die Ortsdurchfahrt von Trittenheim insgesamt für 20 Monate gesperrt, erzählt Bürgermeister Franz-Josef Bollig. Damals sei diese in zwei Bauabschnitten saniert worden.
Trotzdem habe auch das viele Gastronomen und die Metzgerei Kaspari getroffen. Gemeinsam habe man durchgehalten. Doch eine Vollsperrung für vier Jahre sei jetzt einfach zu viel.
Sperrung trifft Gastronomie wegen Corona doppelt
Auch die Gastronomen im zwei Kilometer entfernten Klüsserath sind nicht glücklich mit der Sperrung. Einer von ihnen ist Benjamin Ensch. Er betreibt seit sieben Jahren den Campingplatz in Klüsserath.
Durch die Sperrung ist sein Campingplatz zwar noch erreichbar, liegt jedoch in einer Sackgasse. Normalerweise lebt er vom Durchgangsverkehr.
Die Corona-Pandemie sei zwar schlimm gewesen, doch man habe es mit einem blauen Auge überlebt, sagt Ensch. Die vier Jahre Sperrung seien aber eine ganz andere Hausnummer. Es sei nicht wie im Corona-Lockdown mal geschlossen, dann wieder offen, sondern dauerhaft.
Umleitung könnte zu Chaos führen
Norbert Friedrich, Bürgermeister von Klüsserath, hat auch die Pendler, die beispielsweise nach Bernkastel-Kues fahren müssen, im Blick. Diese müssten nun ebenfalls jeden Tag einen Umweg von zehn Kilometern fahren.
Trittenheims Ortsbürgermeister Bollig befürchtet, dass die eingerichtete Umleitung über die Thörnicher Brücke, Leiwen nach Trittenheim zu einem Problem wird. Teilweise seien dort die Straßen sehr eng. Zwei Lkw kämen dort nicht aneinander vorbei.
Auch die Route über Leiwen und Zummet sei problematisch, da diese Strecke sehr kurvenreich sei. Fahrradfahrer würden oft schlecht gesehen. Er befürchtet, dass aufgrund des höheren Verkehrsaufkommens schwere Unfällen passieren.
Vollsperrung trifft Weinfeste in Klüsserath und Trittenheim
Dass die Vollsperrung am 25. August startet, ist für die beiden Weinorte besonders ärgerlich. Denn in beiden Dörfern findet an diesem Wochenende das Weinfest statt. Gerade jetzt nach der Corona-Pause sei man froh, wieder feiern zu können.
Die Bürgermeister beider Orte hatten bei der Verbandsgemeinde Schweich und dem Landesbetrieb Mobilität (LBM) nachgefragt, ob eine Sperrung nicht auch erst ab dem darauffolgenden Montag möglich sei. Das wurde aber abgelehnt.
Der LBM erklärte auf SWR-Nachfrage, dass bereits ab diesem Donnerstag alle Maßnahmen getroffen werden müssten, um den darauffolgenden Montag pünktlich anfangen zu können.
Mehr Kommunikation und andere Form der Sperrung gewünscht
Bollig und Friedrich sind sich einig, dass die Straße zwischen Klüsserath und Trittenheim erneuert werden muss. Und auch der Lückenschluss des Radweges sei dringend notwendig.
Allerdings sagen beide, dass eine Sperrung in dieser Größenordnung nicht hätte sein müssen. Eine einseitige Sperrung mit Ampelverkehr hätte ausreichen müssen.
Der Landesbetrieb Mobilität sagt jedoch, dass eine einseitige Sperrung nicht funktioniere. Denn für die Sanierung und den Ausbau der Strecke sei eine Baugrube nötig.
Aufgrund dessen sei dann nicht mehr genügend Platz für den Straßenverkehr. Zudem zöge eine Ampelschaltung nach Angaben des LBM die Bauzeit in die Länge.
Bollig hätte sich mehr Kommunikation mit dem LBM im Zuge der Straßensperrung gewünscht. Der LBM hingegen hält die Kommunikation für ausreichend. Die Bürgermeister der beiden Orte seien rechtzeitig über das Bauvorhaben und die damit beauftragten Firmen informiert worden.
Länge der Bauzeit von äußeren Einflüssen abhängig
Ob es eine Verkürzung der Bauzeit, wie beispielsweise im Fall der Sperrung zwischen Lörsch und Longen an der Mosel geben wird, ist nach Angaben des LBMs nicht sicher. Demnach könnten sich "eventuell Synergieeffekte ergeben", wodurch die Bauzeit verkürzt werde.
Klüsseraths Bürgermeister Friedrich befürchtet, dass es nicht bei den vier Jahren bleibt. Denn es sei nicht absehbar, ob es zum Fachkräfte- oder Baustoffmangel kommen wird.
Auch der LBM räumt ein, dass sich bei der langen Bauzeit auch andere Einflüsse, wie die Wetterbedingungen, Corona oder der Ukraine Krieg, nicht einschätzen lassen - was eine genaue Zeitangabe zur Dauer der Vollsperrung schwierig mache.
Rabattaktionen und Hinweisschilder sollen Touristen locken
Friedrich möchte nun neben dem Hinweisschild zur Vollsperrung ein Schild anbringen, dass die Gastronomie und Betriebe in Klüsserath trotz der Sperrung erreichbar sind.
Er möchte, dass das Schild vom LBM finanziert wird. Dort sieht man das aber anders. Das Schild müsse die Gemeinde selbst bezahlen.
Diana Kaspari hofft, dass ihre Kunden dann über die Umleitung in ihre zweite Filiale nach Leiwen fahren. Diese hatte sie vor einiger Zeit gemietet und renoviert.
Auch Campingplatzbetreiber Benjamin Ensch überlegt, Rabattaktionen ins Leben zu rufen, um die Menschen zu locken. Außerdem plant er eine Mottowoche. Er hofft, dass die Touristen dadurch seinen Campingplatz gezielt anfahren.