Die drei Hauptdarstellerinnen des diesjährigen Musicals der Theaterfestspiele Vulkaneifel "9 to 5" werfen Kladden in die Luft. (Foto: SWR, Anna-Carina Blessmann)

Theaterfestspiele Vulkaneifel proben Musical "9 to 5"

"Warum eigentlich bringen wir den Chef nicht um?"

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Anna-Carina Blessmann
Anna-Carina Blessmann am Mikrofon (Foto: SWR)

Sexismus und weibliche Emanzipation Ende der 70er: Die Theaterfestspiele Vulkaneifel proben mit Dolly Partons Musical "9 to 5" ihr neues, auch heute noch aktuelles Stück.

Eine Gruppe Männer und Frauen wirbelt über die Bühne, vollführt komplizierte Tanzschritte, schiebt Schreibtische und Büromaterial ins Blickfeld und singt dabei auch noch - die Proben für das neue Stück der Theaterfestspiele Vulkaneifel sind in Darscheid in vollem Gang.

Fenja Schneider (links), die als Südstaatenschönheit Doralee Rhodes auf der Bühne blond sein wird, und Sarah Matberg (rechts) als Violet Newstead in Aktion. (Foto: SWR, Anna-Carina Blessmann)
Fenja Schneider (links), die als Südstaatenschönheit Doralee Rhodes auf der Bühne blond sein wird, und Sarah Matberg (rechts) als Violet Newstead in Aktion.

"Was ist denn in dich gefahren?" - "Ein Rückgrat!", heißt es in einer Szene. Nach "Im Weißen Rössl" in 2021 und dem Musical "Der Kleine Horrorladen" im vergangenen Jahr bringt Intendant und Regisseur Sebastian Krolik dieses Jahr das Musical "9 to 5" auf die Bühne.

Darin emanzipieren sich drei Frauen von ihrem sexistischen Chef und krempeln die Verhältnisse in ihrer Firma ordentlich um, inklusive betriebseigener Kita und Teilzeit - und das im Jahr 1979.

Stück mit starken Frauen

Als Krolik vor etwa einem Jahr auf der Suche nach einem neuen Stück war, sah er zufällig den zugrunde liegenden Film mit Dolly Parton, Jane Fonda und Lily Tomlin in den Hauptrollen. Dann entdeckte er, dass es den auch als Musical gibt: "Bei mir geht dann das Kopfkino los und ich habe direkt erste Besetzungsideen und was wir mit der Bühne machen können. Wenn das losgeht, dann weiß ich, dass es das richtige Stück ist."

"Tolle Botschaft, starke Frauen."

Auch für die drei Hauptdarstellerinnen - alle haben schon auf großen Bühnen in Hamburg oder Berlin gestanden - ist es das richtige Stück. Und das liegt auch am Thema, sagt Fenja Schneider, die Südstaatenschönheit Doralee spielt: "Tolle Botschaft, starke Frauen. Wir haben bei den Proben so viel geweint, weil wir unsere eigenen Emotionen zu dem Thema im Gepäck haben."

Keine Angst vor berühmten Vorbildern

Sebastian Krolik, der ein Hotel in der Vulkaneifel führt und 2021 hier das eigene Theater gegründet hat, ist als Musicaldarsteller bekannt. "Ich habe interessiert verfolgt, was Sebastian hier so aufgebaut hat. Weil ich das megatoll finde, wenn man sich traut, selbstständig so ein Projekt ins Leben zu rufen", sagt Sarah Matberg, die Witwe Violet spielt. Als sein Anruf kam, ob sie dabei sein will, hat sie sofort zugesagt.

Die Musicaldarstellerinnen Denise Vilöhr (links), Sarah Matberg (Mitte) und Fenja Schneider (rechts) freuen sich auf ihre Auftritte in Darscheid Ende August und Anfang September, wenn "9 to 5" aufgeführt wird. (Foto: SWR, Anna-Carina Blessmann)
Die Musicaldarstellerinnen Denise Vilöhr (links), Sarah Matberg (Mitte) und Fenja Schneider (rechts) freuen sich auf ihre Auftritte in Darscheid Ende August und Anfang September, wenn "9 to 5" aufgeführt wird.

Alle Darstellerinnen sind voll des Lobes für Regisseur Krolik, der künstlerischen Freiraum lasse, aber selbst auch viele Ideen für das Stück einbringe. Schneider sagt: "Das ist hier absolut eine große Familie. Sebastian hat ein unglaublich tolles Gespür dafür, wer zusammenpasst. Wir drei Frauen haben uns vom ersten Tag gut verstanden."

"Ich gebe meine Energie und mein Herzblut hinein."

Neben der Chemie auf der Bühne ist auch wichtig, dass die Darstellerinnen ihre Rollen gut verkörpern. Druck, den ursprünglichen Schauspielerinnen wie Oscar-Preisträgerin Jane Fonda oder Country-Star Dolly Parton zu entsprechen, verspüren sie aber nicht: "Ich hab mich davon freigemacht. Ich habe versucht, meine eigene Violet zu kreieren", sagt Matberg.

Bühnenbild und Requisiten der Theaterfestspiele Vulkaneifel sind dieses Jahr aufwendiger als in den vergangenen zwei Jahren. Die Handlung spielt in einem Büro Ende der 1970er Jahre. (Foto: SWR, Anna-Carina Blessmann)
Bühnenbild und Requisiten der Theaterfestspiele Vulkaneifel sind dieses Jahr aufwendiger als in den vergangenen zwei Jahren. Die Handlung spielt in einem Büro Ende der 1970er Jahre.

Denise Vilöhr kann das für ihre Rolle der Sekretärin Judy bestätigen: "Ich gebe meine Energie und mein Herzblut hinein. Dann kann man sich gar nicht mit vorherigen Darstellerinnen vergleichen. Und das ist ja auch die große Kunst, dass man die Rolle aus sich selbst heraus präsentiert."

Mehr, größer, schneller, komplexer

Es wird also deutlich: Die Theaterfestspiele Vulkaneifel sind keine Laienveranstaltung, was auch Krolik betont: "Unser Konzept war von Anfang an: Wir wollen extrem hohe künstlerische Qualität in die Eifel verfrachten. Sodass die Leute denken: Das ist wie ein Ticket fürs Musical in Hamburg."

Dieses Jahr will Krolik aber eine Schippe drauf legen: Es stehen 15 und damit deutlich mehr Leute auf der Bühne als in den vergangenen zwei Jahren. Kulissenteile, die in großer Geschwindigkeit bewegt werden, ständig ändert sich das Bühnenbild. "Man weiß gar nicht, wohin man zuerst schauen soll", sagt Krolik.

Hinzu komme: "Je fröhlicher Shows sind und je mehr man lacht und es eine Leichtigkeit hat, desto schwerer sind sie in Wirklichkeit für die Darsteller. '9 to 5' ist musikalisch extrem herausfordernd. Die Songs sind sehr verschachtelt und komplex."

Musical fordert Energie und Kondition

Das alles ist man als Musicaldarstellerin zwar gewöhnt, dennoch sagt Vilöhr: "Die Herausforderung ist, dass man die Energie immer hochhält. Sowohl bei den Slapstick-Momenten, da muss das Timing sitzen, da muss die Energie hoch sein. Aber auch in den ruhigen und ehrlichen Momenten."

"Da kommt ein Tisch gefahren, da wirft ein Kollege ein Requisit. Und ich mittendrin."

Fenja Schneider kommt eigentlich aus dem Schauspiel, deshalb ist es für sie beeindruckend, bei einer Musicalproduktion mitzuwirken: "Die Umbauten auf der Bühne, das Tempo, jeder weiß zu jeder Zeit, wo er stehen muss. Am Anfang dachte ich immer, ich stehe eigentlich nur im Weg. Da kommt ein Tisch gefahren, da wirft ein Kollege ein Requisit. Und ich mittendrin." Singen, Tanzen und gleichzeitig Schauspielen fordere auch viel Kondition.

Viel Arbeit bis zur Premiere im Spätsommer

Jetzt im Frühjahr haben die Vorproben stattgefunden - normalerweise hat man dafür acht Wochen Zeit, die Theaterfestspiele Vulkaneifel geben sich aber nur zweieinhalb Wochen, sagt Krolik. Einen halben Monat vor der Premiere Ende August wird dann wieder intensiv geprobt.

Noch wird in der Lehwaldhalle in Darscheid geprobt. Aufgeführt wird das Stück dann im September nebenan im Theaterzelt der Theaterspiele Vulkaneifel. (Foto: SWR, Anna-Carina Blessmann)
Noch wird in der Lehwaldhalle in Darscheid geprobt. Aufgeführt wird das Stück dann im September nebenan im Theaterzelt der Theaterspiele Vulkaneifel.

Denn es soll sich ja auch lohnen: "Seit drei Jahren werden wir überschüttet mit positiven Rückmeldungen. Immer wieder kommen Leute, die uns noch nicht kannten und dann sagen: Damit haben wir nicht gerechnet." Den Zuschauerrekord von 1.200 Zuschauern im vergangenen Jahr will Sebastian Krolik in diesem Jahr natürlich knacken.

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