Die Trierer Imkerin Nicole Hennecke prüft, wie viel Honig ihre Bienen schon produziert haben, bevor sie ein weiteres Stockwerk auf die Beute (das Haus) der Bienen setzt. (Foto: SWR, Lara Bousch)

Imkerin hat Bienenstöcke in der City

Honig mitten aus Trier: So geht es den fleißigen Stadtbienen

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Lara Bousch
Lara Bousch ist Reporterin im SWR Studio Trier (Foto: SWR)

Die promovierte Theologin Nicole Hennecke kümmert sich um mehrere Bienenvölker in Trier. Sie freut sich über eine gute Frühlings-Honigernte. Doch für die Sommertracht sieht es schlechter aus.

Vorsichtig hebt Hobby-Imkerin Nicole Hennecke den Deckel einer Bienenbeute an - die Beute ist so etwas wie das Zuhause des Bienenvolkes. Dieses Volk heißt "Berta" und ist eines von aktuell 28 Bienenvölkern, die verteilt in der Stadt Trier leben.

Die Bienen von Nicole Hennecke sind echte Stadtbienen: Sie leben am Trierer Dom, neben dem Stadttheater, auf dem Gelände eines Trierer Krankenhauses oder in einem Gemeinschaftsgarten in der Luxemburger Straße.

"Berta ist immer sehr entspannt", sagt sie. Tatsächlich lassen die Bienen sich nicht stören und die Imkerin kann ohne gestochen zu werden prüfen, wie viel Honig die Bienen schon produziert haben und wie es den "Damen" so geht. Denn bald ist es Zeit, die Frühjahrstracht zu schleudern.

Die Trierer Imkerin Nicole Hennecke prüft, wie viel Honig ihre Bienen schon produziert haben, bevor sie ein weiteres Stockwerk auf die Beute der Bienen setzt. (Foto: SWR)
Die Trierer Imkerin Nicole Hennecke prüft, wie viel Honig ihre Bienen schon produziert haben, bevor sie ein weiteres Stockwerk auf die Beute der Bienen setzt.

Ihr Urteil: "Die sind sehr munter und entwickeln sich gut." Dabei ist dies ein neuer Schwarm, der erst vor vier Wochen dazugestoßen ist. Nicole Hennecke hat den Schwarm in einer spektakulären Rettungsaktion in sieben Metern Höhe von der Fassade der Trierer Konstantinbasilika eingefangen.

Dieses Jahr hat sie besonders viele Schwärme im Frühjahr eingefangen. Denn die Bienen sind gut über den Winter gekommen. In der Region Trier haben laut Fachzentrum für Bienen und Imkerei in Mayen mehr als 90 Prozent der Bienen den Winter überlebt.

Bienenvölker erholen sich in Region Trier (Foto: SWR, Lara Bousch)
Nicole Hennecke ist seit vielen Jahren Hobby-Imkerin. Sie betreut Honigbienen in der ganzen Stadt: am Theater, bei Krankenhäusern und sogar beim Trierer Dom. Bild in Detailansicht öffnen
Im solidarischen Garten in Trier sind ideale Bedingungen für die Honigbienen. Das ganze Jahr über gibt es hier viel Nektar. (Foto: SWR, Lara Bousch)
Im solidarischen Gemeinschaftsgarten in der Luxemburger Straße in Trier sind ideale Bedingungen für die Honigbienen. Das ganze Jahr über gibt es hier viel Nektar. Bild in Detailansicht öffnen
Regelmäßig schaut die Imkerin nach dem Rechten. Hier schaut sie in die Beute, in der das Volk namens "Ernst" lebt, so wie "der Ernst des Lebens", sagt Nicole Hennecke. Denn in dieser Beute ist letztes Jahr ein Bienenvolk gestorben. (Foto: SWR, Lara Bousch)
Regelmäßig schaut die Imkerin nach dem Rechten. Hier schaut sie in die Beute, in der das Volk namens "Ernst" lebt, so wie "der Ernst des Lebens", sagt Nicole Hennecke. Denn in dieser Beute ist letztes Jahr ein Bienenvolk gestorben. Bild in Detailansicht öffnen
Sobald es warm genug ist und nicht regnet, schwärmen die Bienen aus. Mitte Juni ist bei dieser trockenen Witterung viel Betrieb am Eingang der Bienenstöcke. (Foto: SWR, Lara Bousch)
Sobald es warm genug ist und nicht regnet, schwärmen die Bienen aus. Mitte Juni ist bei dieser trockenen Witterung viel Betrieb am Eingang der Bienenstöcke. Bild in Detailansicht öffnen
Alle Bienenvölker von Nicole Hennecke haben einen Namen. (Foto: SWR, Lara Bousch)
Alle Bienenvölker von Nicole Hennecke haben einen Namen. Bild in Detailansicht öffnen
Das Volk namens Berta ist sehr entspannt, als die Imkerin den Deckel der Beute anhebt. Ein Zeichen dafür, dass es ihnen gut geht. (Foto: SWR, Lara Bousch)
Das Volk namens "Berta" ist sehr entspannt, als die Imkerin den Deckel der Beute anhebt. Ein Zeichen dafür, dass es ihnen gut geht. Bild in Detailansicht öffnen
Ein Gaumenschmaus: Honig direkt aus der Wabe zu essen ist laut Nicole Hennecke eine Delikatesse. (Foto: SWR, Lara Bousch)
Ein Gaumenschmaus: Honig direkt aus der Wabe zu essen ist laut Nicole Hennecke eine Delikatesse. Bild in Detailansicht öffnen

Guter Saisonstart für Imker: Mehr Bienen als vergangenes Jahr

Christoph Otten, Bienenkundler im Fachzentrum für Bienen, rechnet deshalb mit einer guten Honigernte in diesem Frühling. Wie viele Bienen den Winter überstehen, hat nicht unbedingt etwas mit dem Winter zu tun, erklärt Otten, sondern mehr mit der Witterung im Frühjahr und Sommer.

Im vergangenen Jahr gab es einen sonnigen Frühling, also gutes Flugwetter. Die Bienen konnten viel Nektar eintragen und sich verjüngen, sagt Bienen-Experte Otten.

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Ganz anders letztes Jahr: Da sind ein Viertel der Bienen in der Region Trier im Winter gestorben. Der Sommer 2021 war sehr verregnet und bei Regen fliegen Bienen nicht. Wenn sie wenig Vorräte sammeln, sind die Honigbienen geschwächt und anfälliger für Schädlinge wie die Varroamilbe.

"Um die Honigbienen bei uns müssen wir uns keine Sorgen machen, ihnen geht es gut."

Honigbienen sind nicht vom Bienensterben bedroht

Bei Honigbienen gebe es immer Schwankungen, aber keinen Abwärtstrend wie bei den Wildbienen, erklärt Otten. "Um die Honigbienen bei uns müssen wir uns keine Sorgen machen, ihnen geht es gut", sagt er. Auch Hobby-Imkerin Nicole Hennecke betont: "Man muss unterscheiden zwischen Honigbienen und Wildbienen."

Seit acht Jahren imkert die Theologin, daneben bietet sie auch Bienen- und Wespenberatungen an. "Honigbienen haben einen eindeutigen Vorteil gegenüber Wildbienen", so Hennecke. "Sie haben einen Imker, der sich um sie kümmert."

Diese Schwebfliege sieht zwar aus wie eine Biene, tut aber nur so. So hält sie sich Fressfeinde vom Leib. Auch Schwebfliegen sind wichtige Bestäuber und haben es schwer in einer Welt, in der es viele Kiesgarten und wenig Blüten gibt. (Foto: SWR, Lara Bousch)
Diese Schwebfliege sieht zwar aus wie eine Biene, tut aber nur so. So hält sie sich Fressfeinde vom Leib. Auch Schwebfliegen sind wichtige Bestäuber und haben es schwer in einer Welt, in der es viele Kiesgarten und wenig Blüten gibt.

"Wenn die Honigbienen krank sind, werden sie behandelt. Sind sie mal nicht so fit, werden sie geschont - und um den Winter gut zu überstehen, werden sie gefüttert. Wildbienen haben diese Vorteile nicht und haben außerdem teils viel anspruchsvollere Nist- und Nahrungsbedürfnisse", erklärt Imkerin Nicole Hennecke.

Außerdem liegt Imkern im Trend. Die Zahl der Menschen, die sich um Bienen kümmern, steigt vor allem in urbanen Gegenden - und Trier ist da keine Ausnahme. Hier können es sich Honigbienen also gut gehen lassen.

Für dieses Jahr könnte die Trockenheit ein Problem für die Honigbienen werden

Wie es den Bienen jetzt geht, beantworten Imkerin und Bienenkundler ähnlich: Das Frühjahr war sehr verregnet. "Die Bienen fliegen nicht aus, wenn es regnet oder zu kühl ist. Dann sitzen sie in ihrer Beute, langweilen sich und kommen auf 'dumme Ideen', wie zum Beispiel einen neuen Schwarm zu bilden", erzählt Hennecke ironisch.

Die Schwarmbildung ist ein natürlicher Prozess: Die alte Bienenkönigin fliegt mit einem großen Teil des Volkes aus. Ein kleiner Teil bleibt zurück in der Beute und wartet, bis ein paar Tage später eine neue Königin schlüpft. Für Imker ein Zeichen, dass ihre Völker gesund sind. Es bedeutet jedoch auch viel Arbeit: Schließlich muss der neue Schwarm so schnell wie möglich eingefangen werden und in eine neue Beute kommen.

Diese Honigbiene tut sich gütlich an einer Borretsch-Blüte.  (Foto: SWR, Lara Bousch)
Diese Honigbiene tut sich gütlich an einer Borretsch-Blüte. Doch die anhaltende Trockenheit könnte dafür sorgen, dass die Pflanzen ihre Nektarproduktion einstellen. Nektar besteht nämlich größtenteils aus Wasser.

Ab der Sommersonnenwende am 21. Juni beginnen die Honigbienen, sich auf den Winter vorzubereiten. "Dann gilt es, viele Vorräte einzusammeln und sich fit zu machen, um die kalte Jahreszeit zu meistern", erklärt Nicole Hennecke.

Das hat letztes Jahr richtig gut geklappt. Doch dieses Jahr bereitet der mangelnde Regen ihr Sorgen. "In den letzten fünf Wochen haben die Pflanzen kaum Wasser bekommen. Regnet es nicht bald, produzieren sie kaum bis keinen Nektar mehr", so Hennecke. Darunter leiden dann auch die Bienen.

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