Schule aus . Und was kommt dann? (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Waltraud Grubitzsch)

Schule fertig - und dann?

Welcher Beruf passt zu meinem Kind? So können Eltern helfen

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Ihr Kind ist bald fertig mit der Schule und hat null Plan, was es danach machen will? Diesen Schwebezustand kennen viele Eltern. Cool bleiben und Nerven bewahren, raten Fachleute als erstes. Und zudem gibt es viele Hilfestellungen.

Denn Sie sind nicht alleine: Fast allen Eltern geht es so. Und es gibt Hilfestellung speziell für Eltern. Doch die ist rar gesät. Die meisten Informationsangebote richten sich in erster Linie direkt an die Schüler - nicht zuletzt deshalb, weil die Berufsberatung zunächst einmal in den Schulen stattfindet.

Cool bleiben - auch wenn es schwer fällt!

Ruhe bewahren und entspannt bleiben - das rät Dr. Dieter Dohmen von der ElternHotline. Es sei völlig normal, dass Kinder unsicher sind. Schließlich sei die Berufswahl eine der ersten wichtigen Entscheidungen - und sie könne das restliche Leben prägen: "Entweder, weil man nicht nur einen Beruf, sondern vielleicht auch eine Berufung gefunden hat. Oder aber merkt, was einem doch nicht so liegt. Es hilft dem Kind schon gar nicht, wenn die Eltern dann auch noch Druck machen und zur Entscheidung drängen."

Jetzt sind Eltern als Brückenbauer gefragt!

Dohmen rät weiter: Nicht die eigenen Vorstellungen auf das Kind projizieren. Das ist nicht Aufgabe der Eltern. Elten sollten ihre Kinder beim Aufwachsen und Erwachsenwerden begleiten, damit sie ihren eigenen Weg finden, empfiehlt Dohmen. Und selbst erkennen, welcher Beruf passt oder eben vielleicht nicht so passt.

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"Brücken bauen - aber das Kind selbst über die Brücke gehen lassen."

Was kann mein Kind gut, was eher nicht

Denn letztlich gehe es bei der Berufswahl nicht darum, dass die Eltern die Stärken und Schwächen ihrer Kinder herausfinden. Vielmehr sollten sie dem Kind helfen, seine Stärken und Schwächen selbst zu erkennen, bewusster zu erkennen, sagt Dohmen. Was kann es gut, was macht es gerne? Was liegt ihm oder ihr weniger? Sprechen Sie also mit ihrem Kind über seine Interessen und Stärken. Reden hilft.

Tools zum Ausloten der Stärken und Schwächen des Kindes

Ist Ihr Kind 13 Jahre oder älter und besucht bereits die achte Klasse, kann es über Check-U der Bundesagentur für Arbeit herausfinden, welche Ausbildungen zu den eigenen Fähigkeiten, sozialen Kompetenzen und beruflichen Vorlieben passen. Es gibt vier Tests, die unterschiedlich lange dauern. Am Ende erhält man eine Liste mit möglichen Ausbildungsberufen.

Das Ganze kann man sich als Eltern auch mal Vorab anschauen. Und zwar hier für die Sekundarstufe I und hier für die Sekundarstufe II.

Alles über die jeweiligen Berufe erfährt man dann im BERUFENET.

Es geht aber auch einfacher: Mit dem Online-Tool Gesucht - gefunden: Ich! wird die Suche nach den eigenen Stärken und Schwächen eher spielerisch angegangen.

Elternabende, Info-Veranstaltungen und Ausbildungsmessen

Das klingt auch für Eltern nicht gerade nach einer aufregenden Feierabend- oder Freizeitbeschäftigung, aber Elternabende und Ausbildungsmessen bieten noch immer eine gute Informationsmöglichkeit. Vorteil der Elternabende: Sie sind unter Gleichgesinnten, die alle in der gleichen Situation sind, und können sich direkt mit anderen Eltern austauschen. Geteiltes Leid ist in diesem Fall auch halbes Leid.

Dohmen rät außerdem: Wenn es das Kind alleine zu keiner Ausbildungsmesse zieht, einfach gemeinsam hingehen. Vielleicht ergibt sich im Kontakt zu den Firmen ja auch die Gelegenheit für ein Praktikum. "Wenn Eltern ihre Kinder begleiten, dann geht es darum, Sicherheit zu geben, damit das Kind den Rahmen hat, seine eigenen Erfahrungen zu machen", sagt Dohmen. "Brücken bauen - aber das Kind selbst über die Brücke gehen lassen."

Berufsberatung gemeinsam mit den Eltern

Auch eine gemeinsame Beratung von Eltern und Kind ist möglich. Das bietet etwa die Berufs- und Persönlichkeitsberatung KIWI in Alzey an. Eltern seien die Personen, die im Idealfall am besten ihre Kinder kennen und ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen können, sagt Steffen Schüpferling von KIWI. "Der Schwerpunkt unserer Beratung liegt aber immer beim Klienten, in diesem Fall den Kindern selbst. Denn dieses muss am Ende die Entscheidung treffen."

Auch hier geht es in der Beratung um das Herausfinden der Stärken, und das nicht nur über Tests. Mitunter, erklärt Schüpferling im SWR-Interview, lasse er den Schüler oder die Schülerin auch mal eine Geburtstagsrede für den eigenen 70. Geburtstag schreiben: Was will ich bis dahin erreicht haben? Worauf will ich bis dahin stolz sein? Darüber lassen sich dann beispielsweise die Wertevorstellung ableiten, die dem Kind wichtig ist in seinem Leben.

"Berufsorientierung fängt schon im Kindesalter an."

Rechtzeitig reden, nicht erst am Ende der Schulzeit

Schüpferling empfiehlt allen Eltern, frühzeitig mit ihren Kindern über das Thema Beruf zu sprechen und sich darüber auszutauschen. "Den Kindern die Berufe von Freunden, Bekannten, Verwandten und anderen Menschen aufzeigen, sich darüber austauschen, fragen, was sie daran spannend oder uninteressant finden." Und über die eigene Berufswahl und die aktuelle Tätigkeit berichten, etwa beim gemeinsamen Mittagessen. "Berufsorientierung fängt schon im Kindesalter an."

Keine Angst vor Fehlentscheidungen

Nichts im Leben ist in Stein gemeißelt, auch nicht die Entscheidung für einen Beruf. War die Berufswahl vor 50 Jahren noch eine Entscheidung fürs Leben, ist sie das heutzutage längst nicht mehr. 

"Jugendliche müssen und sollen ihre eigenen Erfahrungen sammeln können, auch Fehlentscheidungen treffen können", rät Dohmen. Das gehöre zum Leben dazu. "Und vielleicht ist es ja doch die richtige Entscheidung und die ruhige Tochter entpuppt sich als hervorragende Verkäuferin, die super auf Kunden zugehen kann. Oder der Sohn, der zuhause mit Geld überhaupt nicht umgehen kann, ist bei der Bank genau richtig. Ich beobachte häufiger, dass Menschen im Beruf etwas gut machen, was zuhause oder im Privatleben weniger gut klappt."

Aber alles immer ohne Druck!

Was Eltern tun können, wenn sie merken, mein Kind will ein Beruf ergreifen, der gar nicht zu ihm passt? Erst mal Druck rausnehmen, rät Dohmen. Und prüfen: Passt der Beruf wirklich nicht zu meinem Kind. "Oder liegt es an mir, weil ich den Beruf doof finde, langweilig oder weil ich will, dass das Kind studiert." Keine Berufswahl sollte unter Druck getroffen werden.

Mehr nützliche Tipps:

• Viele weitere Tipps gibt es in den Informationsportalen planet-beruf.de und abi.de und der ElternHotline. Die ElternHotline bietet Infos gleich in 15 Sprachen.

• Infos speziell für Eltern, die die Studien- und Berufswahl ihrer Kinder begleiten wollen, gibt es auch bei der Bundesagentur für Arbeit.

• Auch das Ausbildungsportal "Durchstarter" der Industrie- und Handelskammer (IHK) Rheinland-Pfalz wendet sich direkt an Eltern und Lehrer und gibt Antworten auf die Frage: Wie kann ich mein Kind unterstützen?

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