Ein THW-Mitarbeiter bringt Menschen mit einem Fährboot über die Ahr in Rheinland-Pfalz, weil die Brücke nicht mehr existiert. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Thomas Frey)

Mehr Interesse an Katastrophenschutz

Viele Rheinland-Pfälzer wollen nach Flutkatastrophe beim THW mitmachen

Stand

Die Flutkatastrophe hat Rheinland-Pfalz schwer getroffen. Jetzt zeigt sich, dass sie viele Menschen für mehr Hilfsbereitschaft sensibilisiert hat: Das THW erreicht eine Welle von neuen Interessenten.

Die Zahl spricht erst einmal für sich: In den vergangenen zwei Wochen haben den THW-Landesverband - in dem Rheinland-Pfalz, Hessen und das Saarland zusammengefasst sind - nach eigenen Angaben etwa 400 Anfragen von Bürgern und Bürgerinnen erreicht, die gerne beim Technischen Hilfswerk (THW) mitmachen möchten. "Das ist schon viel, vor allem in der Sommerferienzeit. Und klar ist: Es ist hauptsächlich ein rheinland-pfälzisches Phänomen wegen der Flutkatastrophe", erklärt Michael Walsdorf, Pressesprecher beim Landesverband.

Flutkatastrophe im Ahrtal "als Katalysator" für THW

Im vergangenen Jahr sei eine große, bundesweite Kampagne gestartet worden, um Menschen für die Sache des THW zu gewinnen. Das habe schon Interesse generiert, das aber auch wieder abgeflaut sei. "Die Flutkatastrophe ist eindeutig ein Katalysator für uns. Die Menschen sind durch die Berichterstattung auf den THW aufmerksam geworden und haben begonnen, sich zu informieren."

Eine Entwicklung, die zum Beispiel auch in der Region Trier deutlich zu spüren ist. "Es hat aktuell nochmal einen echten Run auf uns gegeben", sagt der Leiter der Regionalstelle Trier, Markus Haier. Was sonst durch die Marketingarbeit geleistet werde, habe jetzt die Flutkatastrophe wie automatisiert erledigt. "Die Bevölkerung ist jetzt sehr sensibilisiert für den Katastrophenschutz", so der Eindruck von Haier. Trier-Ehrang war von den sintflutartigen Regenfällen im Juli ebenfalls überschwemmt worden.

In Mainz arbeiten bislang etwa 150 Menschen beim Ortsverband des THW mit. Und auch hier ist zu spüren, dass das Interesse gestiegen ist: Allein in den vergangenen vier Wochen seien 70 Anfragen angekommen. Die Hochwasserkatastrophe habe oft den letzten Anstoß gegeben, sich zu engagieren, heißt es vor Ort.

Ob diese Sensibilität nachhaltig sein wird, müsse man noch sehen. "Am Ende ist entscheidend, wie viele Menschen letztlich die Grundausbildung abschließen und damit einsatzfähig werden", sagt Pressesprecher Walsdorf. Das könne man erst in einem halben Jahr beurteilen.

Interesse am THW altersunabhängig

Junge Menschen haben laut THW genauso Interesse daran, sich im Katastrophenschutz zu engagieren, wie ältere. Die Anfragen gingen quer durch alle Altersgruppen. Besonders interessant seien natürlich alle ab 17 oder 18 Jahren aufwärts, die dann nach der Ausbildung sofort in den aktiven Dienst übernommen werden könnten, sagt Walsdorf.

Viele Menschen haben nach der Flutkatastrophe im Ahrtal beim THW ihr Interesse an einer Mitbarbeit bekundet. Noch immer ist das THW in den zerstörten GEbieten in Rheinland-Pflaz im Einsatz. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Thomas Frey)
Ein THW-Laster fährt bei Insul über eine Behelfsbrücke

Die Grundausbildung wird in sechs Monaten fortlaufend oder in einer Woche Kompaktlehrgang absolviert. "Die Ausbildung kostet nichts und am Ende ist man einsatzbefähigt", erklärt Walsdorf. Ein Führerschein sei nicht verkehrt, aber überhaupt keine Voraussetzung, denn es gebe genügend Aufgaben, für die man den nicht brauche. "Schön ist ein vorhandener Erste-Hilfe-Kurs, aber wer den noch nicht gemacht hat, macht ihn dann bei uns und bekommt ihn finanziert."

Einsatz im Ahrtal mindestens bis Ende September

In den Katastrophengebieten im Land sind derzeit nach Aussage von Walsdorf noch immer 1.500 THW-Helfer im Einsatz - die kommen allerdings aus ganz Deutschland. Bislang sei klar, dass das Projekt noch bis zum 30. September laufen werde. Eine Verlängerung sei aber denkbar. Trotzdem habe man immer ausreichend Kapazitäten in den Ortsverbänden, um neue Helfer und Helferinnen auszubilden.

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SWR