Roger Lewentz (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Thomas Frey)

Im Porträt zum 60. Geburtstag

Roger Lewentz - Der mächtige Macher der rheinland-pfälzischen SPD

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Matthias Weber

Er war lange Zeit der Krisenmanager der Landesregierung: Roger Lewentz. Doch im vergangenen Herbst spülten die Folgen der Flutkatastrophe den Macher von Bord. Am Sonntag hat Lewentz seinen 60. Geburtstag gefeiert.

Lewentz gilt als einer, der anpackt. "Ich arbeite gern, ich weiß, verantwortliches Handeln bedeutet auch schwierige Themen anzupacken", sagt er von sich selbst. Aber der Macher gilt auch als Menschenfänger - herzlich im Umgang und mit dem Talent, sich blitzschnell auf unterschiedliche Menschen einzustellen. Hinzu kommt, dass er bestens in der SPD vernetzt ist.

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Aufgewachsen und fest verwurzelt in Kamp-Bornhofen im Mittelrheintal, wo er noch heute wohnt, trat Lewentz 1984 in die SPD ein. Der ausgebildete Verwaltungsbeamte beim Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung machte eine typische Partei-Karriere: Juso-Kreisvorsitzender, Gemeinderat, schließlich Ortsbürgermeister seines Heimatortes Kamp-Bornhofen.

Vom Landesgeschäftsführer zum Innenminister

1994 wurde er erstmals in den Landtag gewählt, profilierte sich als Referent für Großveranstaltungen der Landesregierung, SPD-Landesgeschäftsführer und von 2002 bis 2006 als Generalsekretär der rheinland-pfälzischen SPD. Er organisierte unter anderem den Wahlkampf, der die Sozialdemokraten 2006 zur absoluten Mehrheit führte.

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In der SPD-Alleinregierung wurde Lewentz Staatssekretär im Innenministerium, 2011 übernahm er die Leitung des Hauses und bekam noch das Ressort Infrastruktur dazu. In dieser Funktion musste er nun die beiden größten Problemfälle der Landesregierung vertreten: den insolventen Freizeitpark am Nürburgring und den schwächelnden Hunsrück-Flughafen Hahn.

Der Ministerpräsident und sein Innenminister 2011: Kurt Beck (l.) und Roger Lewentz im Landtag (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance / dpa | Fredrik von Erichsen)
Der Ministerpräsident und sein Innenminister 2011: Kurt Beck (l.) und Roger Lewentz im Landtag picture alliance / dpa | Fredrik von Erichsen

Stabile SPD-Doppelspitze

Als der damalige Ministerpräsident Kurt Beck Ende 2012 aus gesundheitlichen Gründen zurücktrat - auf dem Höhepunkt der Nürburgring-Affäre - galt Lewentz zeitweise als aussichtsreichster Kandidat auf seine Nachfolge. Die Wahl fiel aber auf Malu Dreyer - auch, weil die damalige Sozialministerin im Gegensatz zu Lewentz keine Berührungspunkte zum Nürburgring hatte.

Lewentz reagierte souverän, sagte beim Abschiedsparteitag für Beck in Richtung Dreyer: "Du bist unsere Nummer eins." Die Landes-SPD dankte es ihm und wählte ihn zum Landesvorsitzenden. Die Aufteilung der Macht erwies sich lange als Erfolgsmodell. "Dreyer ist die unangefochtene Nummer eins. Sie strahlt, wärmt Herzen und sorgt für das harmonische Miteinander des Ampelbündnisses aus SPD, Grünen und FDP", schrieb Karin Dauscher von der "Rheinpfalz". "Lewentz schaut derweil, dass im Maschinenraum der Partei alles läuft."

Erfolgreiche Wahlkämpfe

Auch gab Lewentz, der sonst eher sachlich argumentiert, oft den wortgewaltigen Verteidiger der SPD - etwa 2014, als er die damalige Oppositionschefin Julia Klöckner (CDU) als "Shitstorm auf Pumps" bezeichnete.

Gemeinsam gewannen Lewentz und Dreyer für die Sozialdemokraten die Landtagswahlen 2016 und 2021. Zudem konnte Lewentz sich als Vorsitzender der Innenministerkonferenz profilieren - in Zeiten von Pegida, NPD-Verbotsverfahren und terroristischer Bedrohung.

Problemfall Flughafen Hahn

Ins Straucheln geriet der Innenminister durch den Verkauf des Flughafens Hahn. Lewentz Ministerium fiel auf dubiose Investoren herein - der erste Verkaufsversuch platzte. Die Opposition forderte seine Entlassung. Doch Lewentz konnte sich halten - auch dank des großen Rückhalts in der SPD. "Die Partei trägt mich und das ist ein gutes Gefühl", sagte er.

Nach der Flutkatastrophe immer mehr unter Druck

Im Zusammenhang mit der Flutkatastrophe stand Lewentz zunächst weniger im Mittelpunkt der Kritik als andere - etwa Landrat Jürgen Pföhler (CDU) oder Landes-Umweltministerin Anne Spiegel (Grüne). Pföhler ist inzwischen im einstweiligen Ruhestand, Spiegel als Bundes-Familienministerin zurückgetreten. Aber spätestens als Videoaufnahmen von einem Polizeihubschrauber auftauchten, geriet auch der Innenminister wieder stärker in die Schusslinie. CDU und AfD forderten seinen Rücktritt.

Ministerpräsidentin Dreyer lehnte die von der Opposition geforderte Entlassung ihres Innenministers aber zunächst ab. Der Druck auf Lewentz und Dreyer wurde aber schließlich zu groß.

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