Roger Lewentz

Im Porträt

Roger Lewentz - Der Macher in der rheinland-pfälzischen SPD

Stand
AUTOR/IN
Matthias Weber
Christian Papadopoulos

Er war lange Zeit der Krisenmanager der Landesregierung: Roger Lewentz. Doch im Herbst 2022 spülten die Folgen der Flutkatastrophe den Macher von Bord. Er musste als Innenminister zurücktreten. Als Landeschef wurde er nun aber wiedergewählt.

Lewentz gilt als einer, der anpackt. "Ich arbeite gern, ich weiß, verantwortliches Handeln bedeutet auch schwierige Themen anzupacken", sagt er von sich selbst. Aber der Macher gilt auch als Menschenfänger - herzlich im Umgang und mit dem Talent, sich blitzschnell auf unterschiedliche Menschen einzustellen. Hinzu kommt, dass er bestens in der SPD vernetzt ist.

Rheinland-Pfalz

Flutkatastrophe im Ahrtal RLP-Innenminister Roger Lewentz erklärt Rücktritt

Der Druck nach dem Auftauchen der Flutvideos war offenbar zu groß: Innenminister Lewentz ist von seinem Amt zurückgetreten.

SWR Aktuell Rheinland-Pfalz SWR Fernsehen RP

Aufgewachsen und fest verwurzelt in Kamp-Bornhofen im Mittelrheintal, wo er noch heute wohnt, trat Lewentz 1984 in die SPD ein. Der ausgebildete Verwaltungsbeamte beim Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung machte eine typische Partei-Karriere: Juso-Kreisvorsitzender, Gemeinderat, schließlich Ortsbürgermeister seines Heimatortes Kamp-Bornhofen.

Vom Landesgeschäftsführer zum Innenminister

1994 wurde er erstmals in den Landtag gewählt, profilierte sich als Referent für Großveranstaltungen der Landesregierung, SPD-Landesgeschäftsführer und von 2002 bis 2006 als Generalsekretär der rheinland-pfälzischen SPD. Er organisierte unter anderem den Wahlkampf, der die Sozialdemokraten 2006 zur absoluten Mehrheit führte.

In der SPD-Alleinregierung wurde Lewentz Staatssekretär im Innenministerium, 2011 übernahm er die Leitung des Hauses und bekam noch das Ressort Infrastruktur dazu. In dieser Funktion musste er nun die beiden größten Problemfälle der Landesregierung vertreten: den insolventen Freizeitpark am Nürburgring und den schwächelnden Hunsrück-Flughafen Hahn.

Der Ministerpräsident und sein Innenminister 2011: Kurt Beck (l.) und Roger Lewentz im Landtag
Der Ministerpräsident und sein Innenminister 2011: Kurt Beck (l.) und Roger Lewentz im Landtag

Stabile SPD-Doppelspitze

Als der damalige Ministerpräsident Kurt Beck Ende 2012 aus gesundheitlichen Gründen zurücktrat - auf dem Höhepunkt der Nürburgring-Affäre - galt Lewentz zeitweise als aussichtsreichster Kandidat auf seine Nachfolge. Die Wahl fiel aber auf Malu Dreyer - auch, weil die damalige Sozialministerin im Gegensatz zu Lewentz keine Berührungspunkte zum Nürburgring hatte.

Lewentz reagierte souverän, sagte beim Abschiedsparteitag für Beck in Richtung Dreyer: "Du bist unsere Nummer eins." Die Landes-SPD dankte es ihm und wählte ihn zum Landesvorsitzenden. Die Aufteilung der Macht erwies sich lange als Erfolgsmodell. "Dreyer ist die unangefochtene Nummer eins. Sie strahlt, wärmt Herzen und sorgt für das harmonische Miteinander des Ampelbündnisses aus SPD, Grünen und FDP", schrieb Karin Dauscher von der "Rheinpfalz". "Lewentz schaut derweil, dass im Maschinenraum der Partei alles läuft."

Erfolgreiche Wahlkämpfe

Auch gab Lewentz, der sonst eher sachlich argumentiert, oft den wortgewaltigen Verteidiger der SPD - etwa 2014, als er die damalige Oppositionschefin Julia Klöckner (CDU) als "Shitstorm auf Pumps" bezeichnete.

Gemeinsam gewannen Lewentz und Dreyer für die Sozialdemokraten die Landtagswahlen 2016 und 2021. Zudem konnte Lewentz sich als Vorsitzender der Innenministerkonferenz profilieren - in Zeiten von Pegida, NPD-Verbotsverfahren und terroristischer Bedrohung.

Problemfälle Nürburgring und Flughafen Hahn

Lewentz, einer der wenigen Spitzenpolitiker ohne Abitur, hat in seiner langen Karriere, in der er viele Jahre auch Ortsbürgermeister in Kamp-Bornhofen war, so manche schwierige Situation überstanden. Vor 13 Jahren wollte die CDU Lewentz als Innenstaatssekretär in einem Untersuchungsausschuss Fehler nachweisen im Zusammenhang mit der gescheiterten Privatfinanzierung des Nürburgrings. Zwei Polizeibeamte nahmen damals die Verantwortung auf sich.

Ins Straucheln geriet der Innenminister auch durch den Verkauf des Flughafens Hahn. Lewentz Ministerium fiel auf dubiose Investoren herein - der erste Verkaufsversuch platzte. Die Opposition forderte seine Entlassung. Doch Lewentz konnte sich halten - auch dank des großen Rückhalts in der SPD. "Die Partei trägt mich und das ist ein gutes Gefühl", sagte er.

Nach der Flutkatastrophe immer mehr unter Druck

Im Zusammenhang mit der Flutkatastrophe stand Lewentz zunächst weniger im Mittelpunkt der Kritik als andere - etwa Landrat Jürgen Pföhler (CDU) oder Landes-Umweltministerin Anne Spiegel (Grüne). Pföhler ist inzwischen im einstweiligen Ruhestand, Spiegel als Bundes-Familienministerin zurückgetreten. Aber spätestens als Videoaufnahmen von einem Polizeihubschrauber auftauchten, geriet auch der Innenminister wieder stärker in die Schusslinie. CDU und AfD forderten seinen Rücktritt.

Ministerpräsidentin Dreyer lehnte die von der Opposition geforderte Entlassung ihres Innenministers aber zunächst ab. Der Druck auf Lewentz und Dreyer wurde aber schließlich zu groß. Am 12. Oktober 2022 verkündete er seinen Rücktritt vom Amt. Aber für das Amt des SPD-Landeschefs wollte er dennoch ein letztes Mal kandidieren - trotz scharfer Kritik der Opposition.

Nach seiner Wiederwahl als Landesparteichef möchte Lewentz nun den Wechsel an der Spitze einleiten. Am Ende wäre er 13 Jahre in dem Amt, an Kurt Becks 19 Jahre als Parteichef im Land wird er nicht heranreichen.

Eine Einschätzung zur Aufarbeitung Flutvideos und Lewentz-Rücktritt: Die Wirkung des U-Ausschusses

Nach einem Jahr Aufklärungsarbeit im Untersuchungsausschuss des Landtags zur Flutkatastrophe steht fest: da ist durchaus Sprengkraft drin. Eine persönliche Einschätzung von unserem landespolitischen Korrespondenten Dirk Rodenkirch.

Rheinland-Pfalz

Landesparteitag wählt Vorstand Roger Lewentz bleibt zwei weitere Jahre SPD-Landeschef in RLP

Roger Lewentz ist erneut zum Vorsitzenden der rheinland-pfälzischen SPD gewählt worden. Auf dem Landesparteitag in Mainz erhielt er knapp 84 Prozent der Stimmen. Es gab keine Gegenkandidaten.

SWR Aktuell Rheinland-Pfalz SWR Fernsehen RP

SWR-Talk zu Flut-Videos Innenminister Lewentz weicht Fragen nach Rücktritt aus

Trotz wachsender Kritik nach der Veröffentlichung von Polizeiaufnahmen aus der Flutnacht verteidigt Innenminister Lewentz weiter sein damaliges Verhalten. Die Katastrophe sei so nicht absehbar gewesen. Seine Verantwortung sei nun der Wiederaufbau im Ahrtal.

SWR Aktuell Rheinland-Pfalz SWR Fernsehen RP

Mainz

Nach Veröffentlichung der Flut-Videos Opposition fordert Rücktritt von Lewentz - Dreyer lehnt ab

Die Videos aus der Flutnacht im Ahrtal sorgen weiter für heftige Diskussionen. Die beiden größten Oppositionsparteien im Landtag sehen die Ministerpräsidentin am Zug. Die steht hinter ihrem Innenminister..

Der Tag in RLP SWR1 Rheinland-Pfalz

Rheinland-Pfalz

Trotz Rücktritts als Minister Roger Lewentz kandidiert wieder als SPD-Landeschef in RLP

Roger Lewentz will SPD-Parteichef in Rheinland-Pfalz bleiben. Der 60-Jährige kündigte am Freitag in Mainz an, auf dem Landesparteitag im November erneut für das Amt zukandidieren. Zuvor war spekuliert worden, ob er nach seinem Rücktritt als Innenminister noch mal antreten wird.

SWR Aktuell Rheinland-Pfalz SWR Fernsehen RP

Rheinland-Pfalz

Minister Lewentz im U-Ausschuss Lewentz: ADD-Einsatzleitung hätte in Flutnacht nichts verbessert

Innenminister Lewentz hat im U-Ausschuss Vorwürfe zurückgewiesen, das Land hätte in der Flutnacht die Einsatzleitung übernehmen müssen. Es sei zu bezweifeln, dass dies zu einer Verbesserung der Lage geführt hätte.

SWR Aktuell Rheinland-Pfalz SWR Fernsehen RP

Flut-Videos aus dem Ahrtal Für einen Innenminister ein Offenbarungseid

Das Ausmaß des Hochwassers im Ahrtal im Juli 2021 ist seit Dienstag für alle in Flut-Videos der Polizei sichtbar. Zur Haltung von Innenminister Lewentz (SPD) ein Kommentar von SWR-Redakteur Dirk Rodenkirch.

Aktuell um 12 SWR1 Rheinland-Pfalz

Stand
AUTOR/IN
Matthias Weber
Christian Papadopoulos