Der Mäuseturm in Bingen beim Niedrigwasser im Sommer 2022. (Foto: SWR, C. Lutz)

Niedrigwasser am Rhein

Zu Fuß zum Mäuseturm in Bingen ist verboten

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Sarina Fischer
Corinna Lutz

Den Mäuseturm in Bingen erreicht man normalerweise nur mit einem Boot. Wegen des Niedrigwassers im Rhein kommt man derzeit aber auch zu Fuß dorthin. Um das zu verhindern, wurde die Stadt jetzt aktiv.

An den Hauptwegen zum Ufer habe man Bauzäune aufgestellt, um den Zugang zur Rheininsel zu versperren, sagte eine Stadtsprecherin auf SWR-Anfrage. Außerdem sei mittlerweile mehr Personal für die Parkaufsicht im Einsatz, das versuche, die Menschen zu überzeugen, nicht zum Mäuseturm zu laufen.

Verbotsschild zeigte bislang kaum Wirkung

Der Bereich rund um die Insel gehört dem Bund. Das zuständige Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt in Bingen hatte bereits vergangene Woche ein Schild aufgestellt, auf dem steht: "Betriebsgelände, benutzen verboten". Das Gelände sei nicht dafür ausgelegt, von jedermann betreten zu werden, teilt die Behörde mit. Kontrolliert werde der Besucherstrom aber nicht.

Wegen des Niedrigwassers am Rhein in Bingen kommt man zu Fuß zum Mäuseturm. Das ist eigentlich verboten, weil sich die Insel in einem Vogelschutzgebiet befindet. (Foto: SWR, C. Lutz)
Dieses Schild weist darauf hin, dass die Insel rund um den Mäuseturm nicht betreten werden darf.

Nach Angaben von Florian Krekel, Sprecher des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes Rhein, bezieht sich das Verbot auch auf den steinigen Damm, den die Leute nutzten, um trockenen Fußes zur Insel zu kommen. Diese Steine seien ein Schutz für dort verlaufende Elektro-Leitungen und nicht zum Darüberlaufen ausgelegt.

Kaum einer hat ein schlechtes Gewissen

Viele Spaziergängerinnen und Spaziergänger haben sich von dem Verbotsschild bislang nicht beeindrucken lassen. "Das ist halt ein magischer Anziehungspunkt für die Menschen", sagt eine Frau, die gerade von der Mäuseturm-Insel zurückkommt. Es sei das erste Mal, dass sie dort gewesen sei. Auf die Frage, ob sie das Verbotsschild nicht gesehen habe, antwortet sie, das sei ihr nicht aufgefallen und sie auch nicht gewusst habe, dass sich der Mäuseturm inmitten eines Vogelschutzgebietes befindet.

Naturschutzbund sorgt sich um seltene Vögel

Bardo Petry vom Naturschutzbund (NABU) ist enttäuscht und verärgert, dass seit einigen Tagen so viele Menschen zum Mäuseturm strömen. Die Brutzeit der Vögel sei zwar vorbei, sagt er. Kürzlich seien aber seltene Arten wie die Weißflügelschwalbe gesehen worden. Auch Rotschenkel und andere Wasserläufer seien im Schlick auf Nahrungssuche unterwegs.

"Jetzt zum Mäuseturm zu laufen, ist unvernünftig."

Aus seiner Sicht sind diejenigen, die das bei Niedrigwasser im Rhein tun, sensationslustig. Er befürchtet, dass Vogelarten durch die vielen Menschen dauerhaft vertrieben werden. Sein Rat: Man solle sich mit dem Fernglas ans Ufer stellen, um von dort aus zu gucken.

Der Rotschenkel macht seinem Namen alle Ehre: Beide Geschlechter haben leuchtend rote Beine. (Foto: dpa Bildfunk, Holger Hollemann)
Der Rotschenkel macht seinem Namen alle Ehre: Beide Geschlechter haben leuchtend rote Beine. Der mittelgroße Watvogel ist auch bei Niedrigwasser am Rhein in Bingen unterwegs.

Eine Frau, die ebenfalls auf der Mäuseturm-Insel war, erzählt, sie habe eine Grillstelle auf der Insel gesehen. Das sei bei der Trockenheit natürlich sehr gefährlich, sagt Petry.

Mäuseturm wird nicht für Besucher geöffnet

Im Herbst 2018 hatte es schon einmal so wenig Wasser im Rhein gegeben, dass der Mäuseturm zu Fuß erreichbar war. Das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt hatte den Turm damals zwischenzeitlich für Besucherinnen und Besucher geöffnet. Florian Krekel betont, dass man das dieses Jahr nicht tun werde: "Es besteht keine Möglichkeit, den Turm zu besichtigen."

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