Güterzug (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Armin Weigel)

Binnenschifffahrt stark eingeschränkt

Freie Fahrt für Güterzüge wegen Niedrigwasser und Energiekrise

Stand

Die niedrigen Pegelstände an den Flüssen führen zu einer Verlagerung wichtiger Transporte auf die Schiene. Dort sollen nun Öl- und Kohletransporte Vorrang bekommen vor anderen Zügen.

Ziel der vorübergehenden Regelung sei es, den Betrieb von Kraftwerken, Raffinerien, Stromnetzen sowie von weiteren lebenswichtigen Betrieben sicherzustellen, heißt es in einer von Bundeswirtschafts- und Bundesverkehrsministerium erarbeiteten Rechtsverordnung. Das Papier muss noch beschlossen werden.

Wenn Energietransporte auf der Schiene Vorrang erhalten, müssten sich Fahrgäste in Zügen möglicherweise gedulden, machte Bundesverkehrsminister Volker Wissing am Mittwoch im ARD/ZDF-Morgenmagazin deutlich: "Wenn es dazu kommen sollte, dass wir die Priorisierung der Kohletransporte aktivieren müssen, dann kann es dazu kommen, dass am Ende auch ein Personenzug warten muss, denn die Versorgung der Kraftwerke ist voranging." Schließlich sei auch der Personalverkehr auf eine "stabile Energieversorgung" angewiesen, so Wissing.

Niedrigwasser bremst Schiffsverkehr aus

Durch weiter fallende Pegelstände am Rhein und anderen Flüssen wird der Transport wichtiger Güter über die Wasserstraßen immer schwieriger. Wie das Niedrigwasser aussieht und welche Folgen es mit sich bringt, lesen Sie hier:

Pegelstand bei Kaub weiter bei 32 Zentimetern

Der für die Binnenschifffahrt auf dem Rhein wichtige Pegelstand bei Kaub lag nach Angaben der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes am Dienstagmorgen, wie schon am Vortag, bei 32 Zentimetern. Am Sonntag waren es noch 37 Zentimeter.

Einstellung des Schiffsverkehrs auf dem Rhein?

Die Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG) hatte kürzlich erklärt, bis zu einem Wasserstand von etwa 30 bis 35 Zentimetern am Pegel Kaub könnten flachgehende Binnenschiffe die Mittelrheinstrecke noch passieren. Dann komme die Rheinschifffahrt in diesem Bereich "tendenziell zum Erliegen", hieß es.

Nierstein

Niedrigwasser machte Aushub nötig Rheinfähre in Nierstein ist wieder in Betrieb

Die Rheinfähre zwischen Nierstein und dem hessischen Kornsand fährt wieder. Wegen des aktuellen Niedrigwassers war der Betrieb zum ersten Mal überhaupt für einige Tage eingestellt worden.

SWR Aktuell Rheinland-Pfalz SWR Fernsehen RP

Der Präsident der Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt, Hans-Heinrich Witte, hielt eine Einstellung des Schiffsverkehrs allerdings zunächst "nicht für wahrscheinlich", wie er am Freitag der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" sagte.

Vogelperspektive auf den Rhein: Sandbänke, breite Uferstreifen

Inseln, die zu Fuß erreichbar sind, Sandbänke und breite Uferstreifen - deutlich ist aus der Vogelperspektive sichtbar, dass der Rhein zu wenig Wasser führt. Zwar sind die Pegelstände noch nicht so niedrig wie 2018 beim Rekord-Niedrigwasser, aber die Stände bewegen sich deutlich in diese Richtung. Und die Werte des Rekord-Niedrigwassers wurden Ende des Sommers verzeichnet, nicht bereits im Juli und August. In der nahen Zukunft ist derzeit keine Besserung in Sicht.

Schifffahrt spürt den niedrigen Wasserstand bereits

Die Frachtschifffahrt ist bereits betroffen. Die Schiffe können nicht mehr voll beladen werden, damit sie weniger Tiefgang haben. Das führt zu höheren Preisen für die transportierten Güter.

Fällt der Wasserstand so weit, dass Fähren und Fahrgastschiffe ihre Anleger nicht mehr erreichen können, muss der Verkehr zwangsläufig eingeschränkt oder eingestellt werden.

RLP

Trockenheit bringt Flüsse in Gefahr Niedrigwasser im Rhein: Das sind die Folgen für die Wirtschaft

Niedrige Rhein-Pegelstände und kein Regen in Sicht: Die anhaltende Trockenheit wird für Binnenschiffe zum immer größeren Problem. Hinzu kommen Folgen des Ukraine-Krieges.

Am Morgen SWR4 Rheinland-Pfalz

Eine gesetzliche oder behördliche Maßgabe, ab wann Schiffe den Rhein nicht mehr befahren dürfen, gibt es anders als bei Hochwasser jedoch nicht. Jeder Kapitän und jede Kapitänin ist selbst in der Verantwortung, das eigene Schiff auch bei Niedrigwasser sicher zu manövrieren.

Flora und Fauna am und im Rhein leiden

Das Niedrigwasser hat jedoch nicht nur Auswirkungen auf Wirtschaft und Verkehr - auch die Umwelt leidet. So nimmt die Schadstoffkonzentration zu und die Temperatur des Rheins steigt stärker. Das kann zum Problem vor allem für manche heimische Fischarten werden.

Schwimmen im Rhein ist auch bei Niedrigwasser keine gute Idee

Die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) warnt eindrücklich, dass der Rhein gerade bei Niedrigwasser sehr gefährlich für Schwimmer und Badende ist. Denn je weniger Wasser vorhanden ist, desto schmaler wird beispielsweise der Kanal und die Fließgeschwindigkeit steigt.

Die Strömung ist gerade im Rhein sehr tückisch und kann Menschen schnell mitreißen. Außerdem steigt die Verletzungsgefahr durch Gegenstände, die bei höheren Wasserständen verborgen bleiben.

Zu Fuß durch den Rhein?

Wer sich nun fragt, ob man auch 2022 wieder zu Fuß zu sonst nur per Boot erreichbaren Stellen im Rhein gehen kann, sollte wissen, dass der Fluss auch bei vermeintlich sehr niedrigen Wasserständen noch sehr tief sein kann, sagt Jörg Uwe Belz. Der Geograph beschäftigt sich bei der Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG) in Koblenz mit dem Pegelwesen sowie der mittel- und langfristigen Entwicklung von Wasserständen.

So verfügt ein natürlicher Fluss nicht über eine horizontale Sohle, sondern wird meist zur Mitte hin immer tiefer. Bei Flusskrümmungen dagegen liegt die tiefste Stelle am Außenrand der Kurve - wie in Kaub.

Das untere Ende der Pegellatte, die den Wasserstand anzeigt, ist dabei nicht identisch mit der tiefsten Stelle im Gewässer. "Dass beispielsweise am Pegel in Kaub derzeit sehr niedrige Wasserstände unterhalb von 70 cm gemessen werden, bedeutet also nicht, dass man den Rhein zu Fuß durchqueren kann", so Belz.

RLP

So entstehen Trockenheit und Dürre Darum hat RLP auch künftig mit Trockenheit zu kämpfen

Seit Wochen ist es in Rheinland-Pfalz heiß und trocken. Vor allem die Landwirte hoffen auf Regen - doch einige kräftige Schauer können das Problem nicht lösen. Warum das Land auch in Zukunft mit Trockenheit zu kämpfen hat.

RLP

Trockenheit bringt Flüsse in Gefahr Niedrigwasser im Rhein: Das sind die Folgen für die Wirtschaft

Niedrige Rhein-Pegelstände und kein Regen in Sicht: Die anhaltende Trockenheit wird für Binnenschiffe zum immer größeren Problem. Hinzu kommen Folgen des Ukraine-Krieges.

Am Morgen SWR4 Rheinland-Pfalz

RHeinland-Pfalz

Flüsse, Bäche und stehende Gewässer Pegel, Wassertiefe, Wasserstand - das ist der Unterschied

Egal ob Hochwasser oder Niedrigwasser - immer wieder geht es um Pegel. Was das ist, wo der Unterschied zur Wassertiefe ist - und warum Pegel eine sehr individuelle Sache sind.

Stand
AUTOR/IN
SWR